Ein neuer Kulturfonds für Afghanistan

Seit der Machtübernahme durch die Taliban 2021 steht die Kulturlandschaft in Afghanistan angesichts einer sich verschlechternden Menschenrechtslage vor beispiellosen Herausforderungen. Doch nicht nur die aktuelle Situation, sondern auch über 40 Jahre Krieg und Vertreibung haben tiefe Spuren hinterlassen. Afghan*innen und ihre Kulturszene, insbesondere Kulturschaffende, leiden enorm darunter, viele wurden ins Exil getrieben. Wer im Land geblieben ist, lebt in ständiger Gefahr und wird im eigenen künstlerischen Ausdruck stark eingeschränkt.

Der Afghanistan Cultural Fund plant die Förderung afghanischer Kulturschaffender, vor allem auch von Frauen. Durch die Einrichtung einer nachhaltigen Struktur unter afghanischer Leitung soll auf den Bedarf der Kulturszene an finanzieller Unterstützung, Kapazitätsaufbau, Vernetzung und Community Building reagiert werden.

Der Fonds stellt afghanischen Kunstschaffenden im Inland und der Diaspora Hilfe zur Verfügung, damit sie ihre kreative Arbeit fortsetzen können, kulturelles Erbe geschützt und vermittelt wird und künstlerische Ausdrucksformen trotz aller Widrigkeiten bewahrt werden können.. 

Vision

Der Afghanistan Cultural Fund soll afghanische Kunst- und Kulturschaffende unterstützen. Wir betrachten Kulturschaffende nicht nur als Hüter*innen der Traditionen, sondern auch als Akteur*innen des Wandels, die einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und Fortschritt leisten. Kunst ist hierbei nicht nur ein kreativer Ausdruck, sondern auch ein Medium, der einen kollektiven Friedens- und Aussöhnungsprozess anstoßen und begleiten kann. Über den Aufbau von Netzwerken und Fördermöglichkeiten soll dazu beigetragen werden, ein kulturelles Ökosystem zu schaffen, in dem Kreativität und gesellschaftlicher Zusammenhalt ihren Ausdruck finden können.

Aufgaben

Der Afghanistan Cultural Fund möchte nachhaltige und transparente Möglichkeiten der Finanzierung und des Kapazitätsaufbaus für afghanische, insbesondere weibliche Kulturschaffende in Afghanistan und in der Diaspora schaffen. Der Fonds führt unterschiedliche Quellen der Unterstützung zusammen und baut mit Hilfe von unabhängigen Juror*innen ein System der Fördermittelvergabe auf. Es sollen Kulturschaffende optimal und unter Berücksichtigung ihrer zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen gefördert werden. Der Afghanistan Cultural Fund verpflichtet sich dazu, die Aufgaben kontinuierlich zu überprüfen und an die sich verändernden Bedürfnisse anzupassen.

Ziele

  1. Förderung von künstlerischen Projekten, die sich an den Bedürfnissen afghanischer, insbesondere weiblicher Kulturschaffender orientieren
  2. Unterstützung junger und aufstrebender Künstler*innen, sowie Schaffung von Räumen für kritische Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit Ausschlüssen innerhalb der afghanischen Kunstszene
  3. Förderung von innovativen Projekten zum Schutz und Erhalt des afghanischen Kulturerbes, einschließlich alternativer künstlerischer Ausdrucksformen und Bewahrung der sprachlichen und kulturellen Vielfalt
  4. Stärkung der Zusammenarbeit und Vernetzung innerhalb der afghanischen Kunst- und Kulturszene sowie mit internationalen Partner*innen und Förderung des Austauschs von kulturellem Wissen und Kompetenzen zwischen den Generationen
  5. Förderung von Projekten zur Stärkung der Rolle afghanischer Kulturschaffender als Akteur*innen des kulturellen und sozialen Wandels und afghanischer Kulturschaffender beim Eintreten für ihre Rechte

Über uns

Gegenwärtig befindet sich der Afghanistan Cultural Fund (ACF) mit Hilfe eines Startkapitals der Open Society Foundations (OSF) im Aufbau. Eine engagiertes Projektteam am Goethe-Institut gestaltet diese erste Phase und verwaltet die Finanzmittel, um die erfolgreiche Einrichtung des ACF als unabhängige, nachhaltig agierende Förderstruktur sicherzustellen.

Die Arbeit des ACF basiert auf den Ergebnissen einer umfassenden Machbarkeitsstudie (Lapis), die von der Open Society Foundations in Auftrag gegeben wurde, welche für die Ausrichtung des ACF ausgewertet wurde. Diese Langzeitstudie vermittelt Einblicke in die afghanische Kunstszene.

Auf Grundlage der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie und in Anbetracht der dramatischen Veränderungen, die sich in den vergangenen Jahren in der afghanischen Kulturlandschaft vollzogen haben, hat das Projektteam des Goethe-Instituts Fokusgruppen in drei Großstädten – London, Berlin und Paris – durchgeführt, um sich bei Mitgliedern der afghanischen Diaspora aus erster Hand über die Situation zu informieren. Darüber hinaus gab es digitale Konsultationen mit Kulturschaffenden der Diaspora in Indien, Pakistan, den USA und Kanada, um die Perspektiven und Bedürfnisse der afghanischen Kunst- und Kulturszene besser zu verstehen.

Organisation

Damit die Arbeit des ACF ein breites Spektrum an Stimmen und Erfahrungen abbildet, die direkt aus der afghanischen Community sowie von ihren Interessenvertreter*innen kommen, wird das Projektteam einzelne Personen zur Teilnahme an einem Beirat einladen. Dieser Beirat, mehrheitlich aus afghanischen Expert*innen aus Kunst, Kultur, Medien und Wirtschaft bestehend, wird gemeinsam mit dem Projektteam strategische und operative Leitlinien für die Aufbauphase des ACF erarbeiten. Die Zusammensetzung des Beratungsausschusses wird zeitnah auf der Website des ACF bekannt gegeben.

Der Beirat wird in enger Abstimmung mit dem Projektteam des Goethe-Institut erste Initiativen und Maßnahmen des Fonds entwickeln. Darüber hinaus soll er wesentlich den künftigen Aufbau und die langfristige Entwicklung des ACF als unabhängige Einheit steuern.