Ausstellungen, Kino und Vortragsreihe zum 100. Todestag von Franz Kafka
Kafka zeitgenössisch

Die Illustration zeigt Kafka, der an einem Tisch auf ein Blatt Papier schreibt, auf dem rechts ein schwarzer Vogel zu sehen ist. © Roberto Maján

Das Goethe-Institut feiert weltweit das Vermächtnis eines der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache, Franz Kafka. In Buenos Aires beleuchtet die Reihe Kafka zeitgenössisch den Autor, hundert Jahre nach seinem Tod, aus der Perspektive der Gegenwart. Der Zyklus findet vom 20. September bis zum 31. Oktober 2024 im Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA statt.

Kafka zeitgenössisch spiegelt den Einfluss des Werks des Schriftstellers (1883-1924) auf verschiedene Disziplinen bis in die heutige Zeit wider. Im Laufe von etwas mehr als einem Monat werden Ausstellungen von Illustratoren, Performances und Interviews mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen sowie Vorträge zu verschiedenen Aspekten des Werks und des Vermächtnisses des Autors der „Metamorphose“ gezeigt. 

Der Zyklus wird mit der Eröffnung der Ausstellungen Komplett Kafka des österreichischen Comiczeichners Nicolas Mahler und Kafka als Bilderbuch des spanischen Illustrators Roberto Maján im Rahmen einer Vernissage am 20. September eingeleitet. Während der Eröffnung wird der Experte Pablo Dreizik Texte von Kafka lesen, begleitet von einer Live-Illustrationsperformance des Zeichners Iñaki Echeverría.  

Dieses Projekt, das verschiedene interdisziplinäre Zugänge zum Werk des Universalschriftstellers bietet, wird vom Goethe-Institut Buenos Aires gemeinsam mit dem freien Lehrstuhl Walter Benjamin - DAAD und dem Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Botschaft und dem Centro Cultural de España in Buenos Aires organisiert. 

Die Ausstellungen

Komplett Kafka des österreichischen Comiczeichners Nicolas Mahler und „Kafka als Bilderbuch“ des spanischen Illustrators Roberto Maján werden in der Haupthalle des Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA ausgestellt, nachdem sie auf der Internationalen Buchmesse in Buenos Aires und im Centro Cultural Parque de España in Rosario zu sehen waren.

 Nicolas Mahler


Die Ausstellung ist dank der Zusammenarbeit zwischen dem Goethe-Institut und dem Literaturhaus Stuttgart entstanden. Nicolas Mahlers Buch „Komplett Kafka“, erschienen im Jahr 2023 im Suhrkamp Verlag, ist eine Mischung aus einer Kafka-Biografie und kurzen Vorstellungen von Franz Kafkas wichtigsten Werken, die Mahler auf eine unnachahmlich witzig-pointierte Weise in Szene setzt.
Die gleichnamige Plakatausstellung besteht aus großformatigen Zeichnungen aus dieser Comic-Biografie.

 Roberto Maján © Goethe-Institut

In Kafka als Bilderbuch hält Maján in lebendigen Farben und in einem traumhaften Ton seine eigene Interpretation von Kafkas Werk fest, inspiriert von fünf der bekanntesten Werke des Schriftstellers: Der Prozess, Amerika, Brief an den Vater, Die Verwandlung und Ein Hungerkünstler. Einige von ihnen zeigen Schlüsselszenen aus den Texten, in anderen setzt der Künstler eigene Akzente. Jede Sequenz ist mit einer eigenen Farbpalette gestaltet. Diese Ausstellung ist Teil des Kulturprogramms Being Kafka 2024 des Goethe-Instituts Spanien, das durch den Freundeskreis Asociación Amigos del Goethe-Institut España unterstützt wird.

NICOLAS MAHLER

Nicolas Mahler © © Manfred Werner / Tsui Nicolas Mahler © Manfred Werner / Tsui
Nicolas Mahler, geboren 1969, lebt und arbeitet als Comic- Zeichner und Illustrator in Wien. Seine Comics und Cartoons erscheinen in Zeitungen und Magazinen wie “Die Zeit“, “NZZ am Sonntag“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und in der “Titanic“. Für sein umfangreiches Werk wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet; u. a. erhielt er 2010 den Max und Moritz-Preis als »Bester deutschsprachiger Comic-Künstler«, 2015 den Preis der Literaturhäuser und 2019 den Sondermann-Preis.
→ Interview mit Nicolas Mahler (Goethe.de)

ROBERTO MAJÁN

Foto del artista ©   Roberto Maján
Roberto ist Künstler und Autodidakt. Er wurde vor 55 Jahren in einem kleinen Dorf namens Soria in Spanien geboren. Dort ist es ungefähr so kalt wie in Berlin. Mit 18 hatte er genug von der Kälte und zog nach Madrid, wo er bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften seine ersten Illustrationen veröffentlichte, zum Beispiel in der Vogue oder in El País. 2006 gründete er „Artichoque“, einen kleinen Verlag, in dem er einige Bücher mit Zeichnungen aus eigener Feder veröffentlichte, zum Beispiel Kamasutra oder Petronia y la reina bigotuda (Die schnauzbärtige Königin). Für seine Bücher erhielt Roberto verschiedene Auszeichnungen. Im Moment ist Roberto „artist in residence“ der Galerie La Fiambrera in Madrid.

Kino und Vortragsreihe

Captura de "El Señor K." de Tristán Bauer "El Señor K." © Tristán Bauer

Die Vortragsreihe beleuchtet verschiedene Facetten von Kafkas Werk und seinem späteren Leben, das sich in einer immensen kulturellen Produktivität manifestierte. Einerseits werden in Anknüpfung an den Zyklus 100 Kafka 100, der Ende August in der Sala Leopoldo Lugones des Teatro San Martín stattfand,„periphere“, aber hochinteressante Filme gezeigt: der Filmessay El Señor K. (1992) von Tristán Bauer und die spanische Produktion Un informe para una academia (1975) von Carles Mira, mit der Stimme von José Luis Gómez. 

Anschließend werden Martin Koval und Adriana Cid in einem Panel über Übersetzungen und mediale Umsetzungen das Nachleben von Kafkas Werk und seine beeindruckende Rezeption thematisieren: Wie wurde das kafkaeske Universum in verschiedene Literatursprachen und audiovisuelle Ästhetiken übersetzt? Cid wird sich auf das Thema Kafka im Film konzentrieren und die ästhetischen Fragen und kompositorischen Strategien in Filmen und medialen Umsetzungen analysieren. Koval wird über seine Erfahrungen als Literaturübersetzer berichten und am Beispiel von Kafkas Metamorphosen verschiedene Übersetzungen ins Spanische erläutern. 

Der Vortrag von Pablo Dreizik wird sich mit den künstlerisch-visuellen Aspekten von Kafkas Werk auseinandersetzen. Der Schriftsteller war tief beeindruckt von seiner Begegnung mit der hellenistischen Marmorskulptur Der Gladiator Borghese, die um 100 v. Chr. in Ephesus geschaffen wurde. Kafkas anhaltende Aufmerksamkeit für die Kunst war keine zufällige Episode, sondern bildet, wie Dreizik erörtert, eine einzige Bewegung mit der, die sein Schreiben antrieb.  

Ausgehend von Lektüren führender Intellektueller wie Hannah Arendt und Theodor W. Adorno werden die Vorträge von Claudia Hilb und Miguel Vedda diese Rezeptionen untersuchen und nach der Aktualität dieser Kafka-Adaptionen fragen, die noch immer sowohl Kafka-Lektüren als auch das Verständnis des „Kafkaesken“ unserer eigenen Gegenwart inspirieren.  
Die Gespräche im Rahmen dieser Vortragsreihe werden von Patrick Eser, dem Inhaber des Walter-Benjamin-Lehrstuhls und Lektor des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), moderiert.

Außerhalb der Räumlichkeiten des Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA findet auf dem Britischen Friedhof die Performance The Bridge 1924- 2024 des Duos Kafka Tanzt,  bestehend aus Charlotte Aigner und Žiga Jereb, statt. Die Performance wird mit Unterstützung der Österreichischen Botschaft im Rahmen desl 16° Internationalen Literaturfestivals Filba Buenos Aires.

Die Filme

Ein Bericht für eine Akademie (Un informe para una academia)

Regie: Carles Mira.
Spanien, 1975
Laufzeit: 40 Min.

Ein Affe, der sich in nur fünf Jahren zu einem Menschen entwickelt hat, wird von der Akademie der Wissenschaften vorgeladen, um seine Erfahrungen zu teilen.


Herr K. (El Señor K.)

Regie: Tristán Bauer
Argentinien, 1992
Laufzeit: 23 min.

In diesem Dokumentarfilm, der abwechselnd von dem Schauspieler Lorenzo Quinteros und dem Radiomoderator Omar Cerasuolo gesprochen wird, werden die wichtigsten Fakten des gequälten Lebens des Schriftstellers erzählt, der starb, ohne jemals ein Buch veröffentlicht zu haben. Die Lesung von Fragmenten seiner Romane und Kurzgeschichten wird mit Bildern von Felisa Bauer, Grete Bloch, Milena Jesenska und Dora Diamant, den Frauen, mit denen er romantische Beziehungen hatte - obwohl er nie heiratete - und mit Landschaften von Prag unterbrochen. Ein weiteres zentrales Thema des Dokumentarfilms ist Kafkas Beziehung zu Max Brod, dem Freund, der gegen seinen Willen Mitte der 1920er Jahre seine Werke veröffentlichte und damit der Literaturgeschichte einen guten Dienst erwies.


Programm

 

Datum

Uhr

Standort

Veranstaltungsart

Referent*innen

Freitag, 20.09.

18 h 

Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA 

Vernissage + Performance-Lesung 

Lesung von Pablo Dreizik & live Zeichenperformance von Iñaki Echeverría  

Freitag, 27.09.

18 h 

Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA

Vortrag + Gespräch

Pablo Dreizik: "Der Pinsel und der Seiltänzer. Kafka und das Zeichnen"   

Moderation: Patrick Eser  

Sonntag, 29.09.

12 h 

Cementerio Británico  

Tanz

Performance Kafka Tanzt im Rahmen des FILBA, organisiert durch die Österreichische Botschaft   

Freitag, 04.10.

18 h 

Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA

Kino

Filmnachmittag: Vorführung von Señor K. (1992) von Tristán Bauer und Un informe para una academia (1975) von Carles Mira 

Montag 07.10.

18 h 

Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA

Vortrag + Gespräch

Runder Tisch mit Adriana Cid und Martin Koval: „Kafka-Übersetzungen: Übertragung literarischer und filmischer Sprachen - eine Querschnittsperspektive“. 

Moderation: Patrick Eser  

Montag, 14.10.

18 h 

Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA

Vortrag + Gespräch 

Claudia Hilb: „Die Kluft zwischen Vergangenheit und Zukunft. Hannah Arendt, Leserin von Kafka“.  Moderation: Patrick Eser  

Freitag, 25.10.

18 h 

Centro Cultural Universitario Paco Urondo FFyL-UBA

Vortrag + Gespräch / Finissage  

Miguel Vedda: „Abfallstoffe und das kindische Bild der Moderne. Theodor W. Adorno als Leser von Kafka“.  Moderation: Patrick Eser  

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