Erfahrungsbericht
Austausch mit dem Landschulheim Grovesmühle im Harz
Der von der ENSA-Stiftung mitgetragene Austausch dauerte 11 Tage und war laut den Teilnehmern „ein voller Erfolg“.
Silvana Fresneda, 16, bestaunte die Architektur und die Ruhe und unterhielt sich gerne mit den netten Menschen.
Nicolas Marzá, 17, fand die Straßenschilder („die Menge“) und die Autos („schön, schnell und modern“) besonders spannend.
Gino Malica, 16, war erstand von der Sicherheit in Deutschland („Die Schüler haben die Rucksäcke im Klassenraum in der Schule liegengelassen.“)
Carlos Colonel, 17, fand die Fachwerkhäuser und die Frauen am interessantesten, wie er der Lokalpresse im Interview verriet.
Begleitet und angeleitet wurde die Reise von den beiden Lehrerinnen Sylvia Ungherini und Graciela Baena.
Die Privatschule „Landschulheim Grovesmühle“ befindet sich in einer ehemaligen Mühle beim Ortsteil Veckenstedt der Gemeinde Nordharz in Sachsen-Anhalt. Das 1914 gegründete Landschulheim, das den Schülern auch die Wohnmöglichkeit eines Internates anbietet, engagiert sich vielfältig. So haben Gabrielle Koennecke und Sylvia Ungherini eine deutsch-argentinische Schulpartnerschaft ins Leben gerufen.
Der erste Testversuch lief „wunderbar“ und gerne erzählen die Schüler von ihrer ereignisreichen Reise:
Mit dem Flugzeug ging es von San Miguel de Tucumán nach Buenos Aires, von dort aus nach Santiago de Chile und über Madrid kamen die Schüler am 20. März wohlbehalten in Frankfurt an. Für viele Schüler ist der Austausch die erste Möglichkeit eine andere Kultur besser kennenzulernen und neue Motivation für den Sprachunterricht zu finden. Motivation für eine Sprache, bei der die Anwendungsmöglichkeit sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Dass es manchmal schwierig ist, sich für eine Fremdsprache zu motivieren, wenn man fast im ganzen Kontinent mit der Muttersprache überall verstanden wird, kann jeder nachvollziehen.
„Frau Ungherini, warum liegen Ihnen Austausche offensichtlich so sehr am Herzen?“
„Ich bin davon überzeugt, dass die Möglichkeiten, die die Schüler außerhalb des Unterrichts bekommen, eine Sprache zu erkunden, sie besonders motivieren. Sie erlangen Verständnis für eine Kultur, die sie sonst nicht kennen lernen würden und sie knüpfen Kontakte zu Menschen. Meiner Meinung nach ist das besonders im Jugendalter sehr wichtig. Ich bin mir sicher, dass alle Möglichkeit, die wir ihnen außerhalb des Klassenzimmers geben, viel intensiver sind und sie die Notwendigkeit, die Sprache zu lernen, verstehen. Es hat nur Positives so ein Austausch.“
Außerdem ist der Deutschlandbesuch für Gino (16) endlich auch die Möglichkeit, seine Hauptmotivation Deutsch zu lernen mit den erworbenen Sprachkompetenzen zu verwenden:
„Gino, worauf hast du dich am meisten gefreut?“
„Ich habe mich am meisten darauf gefreut, die Technologie kennen zu lernen. Besonders Roboter interessieren mich sehr.“
Die Möglichkeit dazu wurde den Schülern am Dienstag des Besuches gegeben. Neben den VW-Werken besuchten sie auch die Fabrikwerke der Thyssen Krupp in Wernigerode, welche für die Nockenwellenherstellung von großen Autofirmen wie VW, Mercedes, Audi und Aston Martin zuständig sind. Laut seinen Mitschülern war Gino begeistert.
Nach der Ankunft im Harz besuchten die Reisenden und die deutsche Klasse am Freitagmorgen das Jugendzentrum Reichenstraße. Die Schüler des Landschulheims und die argentinischen Besucher beschäftigten sich mit der Umwelt und den verschiedenen Umweltproblemen der Jetztzeit. Mittags besuchten die Gastgeber und die Gäste zusammen ein deutsches Spezialitätenrestaurant. M nächsten Tag wurde ein Bauernhof besichtigt und am Nachmittag hatten die Schüler frei, um mit ihren Gastfamilien und neugewonnenen Freunden die Stadt alleine zu erkundschaften.
Das ENSA Seminar am Sonntag stellt für viele Schüler einen Höhepunkt des Auslandsbesuches dar. Die deutschen und die argentinischen Schüler arbeiteten in Gruppen zusammen, spielten Spiele zum besseren Gruppenzusammenhalt. Als Gino den Wunsch äußerte, noch ein bisschen mehr Technik in Deutschland zu erkunden, wurde für Nico und Gino am Nachmittag ein spontaner Besuch in der Volkswagenfabrik in Wolfsburg organisiert. Wenn man Nicolas danach fragt, erzählt er einem gerne ausführlich und mit leuchtenden Augen von der Produktionsstätte und dem Autofahrstuhl.
Alle beschäftigten sich mit der Geschichte des Brockens in Thale. Die Schüler präsentierten am Montag ihre Heimatstadt und ihre Schule. Zusätzlich kam noch ein Mann von der Lokalpresse, um eine kurze Pressemitteilung über den Aufenthalt der sechs ArgentinierInnen zu verfassen.
Nachdem die Schüler am Dienstagvormittag in den Klassen waren, stand danach der Fabrikbesuch bei „Thyssen“ an.
Einen Tag später verabredeten sich alle Schüler im Schwimmbad. Am Donnerstag hieß es dann auch schon Abschied nehmen und die argentinische Delegation machte sich für die Heimreise bereit.
„Carlos, worauf hast du dich am meisten gefreut?“
„Ich habe mich am meisten darauf gefreut, Menschen kennen zu lernen und die Kultur zu entdecken und auch auf die Mädchen. Mit einer bin ich sogar immer noch in Kontakt.“
„Wie habt ihr euch unterhalten - in Deutsch oder in Spanisch?“
„Wir haben uns in beiden Sprachen unterhalten. Immer das Wort, was als erstes eingefallen ist.“
Nach dem Rückflug über Sao Paulo und Buenos Aires kamen alle sechs am 31. März wieder in Tucumán an.