Luciano Monteagudo
„Ohne das Goethe-Institut wäre der Saal Lugones nicht dasselbe“
1976-1977. Mitten in der Militärdiktatur. Mit einigen Freunden hatten wir ein Programmkino in der Manzana de las Luces, nur wenige Meter vom Regierungspalast und der Plaza de Mayo entfernt. Von verschiedenen Institutionen liehen wir 16mm-Filmkopien aus, die wir selbst stümperhaft vorführten, aber unser wichtigster Dealer war das Goethe-Institut. Fassbinder lebte noch und ständig traf ein neuer Film von ihm ein, der uns jedes Mal noch mehr beeindruckte als der vorherige. Wir konnten kaum glauben, dass so aufwühlende Filme möglich seien. Oder wir waren fassungslos und glücklich, Der Tod der Maria Malibran eines gewissen Werner Schroeter zu entdecken und schrieben wie besessen Texte für unsere Programmhefte. In diesen Zeiten der Dunkelheit war das Goethe-Institut ein Leuchtturm, ein offenes Haus, ein Verbündeter. In Zeiten des Stillstands brachte es den revolutionären Tanz von Pina Bausch und Susanne Linke nach Buenos Aires. In Zeiten der Totenstille explodierte der Veranstaltungssaal mit dem Free Jazz von Albert Mangelsdorff und Joachim Kühn.
Etwas später begann ich, das Programm des Programmkinos Sala Lugones zu gestalten und das Goethe-Institut blieb auch jetzt der engste Verbündete. Wir zeigten Filmreihen von Wenders, Herzog, Syberberg (Herzog und Syberberg präsentierten ihre Retrospektiven persönlich), und ließen gleichzeitig auch das Beste des deutschen Stummfilms Revue passieren: Lang, Lubitsch, Murnau…
Niemals wurde die Zusammenarbeit unterbrochen: Im vergangenen Jahr – mit dem Lugones aus dem eigenen Saal verbannt – kamen Angela Schanelec und Juliane Henrich, um ihre Filme zu präsentieren. Es ist offensichtlich. Ohne das Goethe-Institut wäre das Lugones nicht dasselbe. Und nun fanden wir sogar heraus, dass beide im gleichen Jahr gegründet wurden. Wir haben viel zu feiern. Und vonseiten des Lugones haben wir dem Goethe-Institut viel zu verdanken.