USE-it – die Geheimtipps einheimischer Studenten
Wer die Nase voll hat von den immer gleichen Stadtführungen, Hotels und Pubs, in denen es vor Touristen nur so wimmelt, bekommt nun Alternativen: die USE-it-Reiseführer greifen auf die Erfahrungen Einheimischer zurück.
Der beste Kaffee in der Stadt, eine bekannte Hipster-Kneipe, bestimmte Szene-Treffs oder vegetarische Restaurants und das alles möglichst billig – die Wünsche junger Reisender sind vielfältig, die Antworten der Reiseführer oft nicht. Grund genug für eine Gruppe Studenten in Prag, im Jahr 2011 einen eigenen Stadtplan und Guides mit Hilfe ihres Insiderwissens als Einheimische zu erstellen. Das Prinzip: Junge Leute erstellen eine Touristeninformation für junge Leute, die mit wenig Geld auf Reisen sind. Hinzu kommen hilfreiche Vokabel und Tipps, wie man sich am besten wie ein Einheimischer verhält. Laut Julie Dürrová und ihrem Team sollte man demnach in Prag möglichst oft über Touristen schimpfen, keine „Czech drinking team“-T-Shirts kaufen und zu Mittag in den Restaurants die Mittagsmenüs bestellen.
Eigenes USE-it InformationsbüroDiese Idee stammt ursprünglich aus Dänemark, wo bereits 1974 die erste Publikation einer USE- it Gruppe veröffentlicht wurde. Mittlerweile haben bereits 23 Städte in Europa Stadtpläne der etwas anderen Art. Von Aachen bis Warschau verfolgen alle dasselbe Prinzip: Junge Einheimische zeigen den Besuchern ihre Stadt und empfehlen Dinge abseits der typischen Touristenpfade. Viele weitere Städte versuchen gerade, sich dem Netzwerk anzuschließen. Interessierte Jugendliche einer Stadt melden sich beim USE- it -Netzwerk, die Finanzierung muss eigenständig aufgestellt werden. „USE- it soll jungen Menschen helfen, aus der Touristen-Blase auszubrechen. Sie sollen Gleichgesinnte treffen und das wirkliche Leben in der Stadt kennenlernen“, sagt Julie. In Prag wird das Projekt von der Stadt Prag finanziert.
Die Gruppe aus Prag hat USE- it nach Tschechien gebracht, derzeit gibt es zwei Veröffentlichungen (Prag und Ostrava), die jedes Jahr aktualisiert werden, drei weitere Gruppen arbeiten daran. Brno soll noch im Sommer einen Stadtplan herausgeben, Plzeň ist noch auf der Suche nach finanzieller Unterstützung und Olomouc hat zwar ein Team, findet aber keine Sponsoren, erklärt Julie Dürrová die Situation anderer tschechischer Städte. Nur in Belgien beteiligen sich mehr Städte mit USE- it -Projekten. In Prag wurde 2012 sogar ein eigenes Informationszentrum in der Trojanova Straße eröffnet.
Die Motivation: Positives FeedbackIm Vergleich dazu gibt es in Österreich nur eine Gruppe in Wien, in Innsbruck laufen aber bereits Planungen. In Deutschland sind derzeit ebenfalls nur zwei Gruppen aktiv (Aachen und Dresden).
Julie Dürrová ist seit der ersten Stunde in Prag dabei, ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. „Ich wollte etwas Sichtbares für meine Stadt tun. Es war eine gute Möglichkeit Reisenden zu erklären, wie ich die Stadt sehe und was ich von den herkömmlichen Reiseführern halte“, erklärt sie. Die Motivation, jedes Jahr wieder an einer neuen Publikation zu arbeiten, holt sie sich aus dem positiven Feedback, das sie bekommt. Nicht selten trudeln nämlich E-Mails wie diese bei ihr ein. „Thank you very much for the awesome map, you made our Prague trip unforgettable. We enjoyed amazing places we definitely would not have found without it, like a couple of pubs, the meet factory and the tea in the tower place!!! Díky from Australia and Germany! :)” Und das ist für das USE- it -Team Lohn genug.