Mit dem Projekt „Zivilgesellschaftliche Bildung“ stärkte das Goethe-Institut zivilgesellschaftliche Strukturen in Ägypten und anderen Ländern der Region Nordafrika und Nahost. Dies insbesondere im Rahmen eines Weiterbildungsangebots für Trainerinnen und Trainer aus der Region sowie durch die Unterstützung des Netzwerks NACE (Networking Arab Civic Education). Beide Initiativen gehen auf die drei Civic Education Conferences (CEC) zurück, die 2013 in Ägypten, 2016 in Tunesien und 2018 in Marokko stattfanden. Über 200 Akteurinnen und Akteure aus Europa und dem arabischen Raum kamen anlässlich dieser Konferenzen zusammen und formulierten Handlungsempfehlungen zur Unterstützung der Zivilgesellschaft in der Region Nordafrika und Nahost.
Trainerinnen und Trainer zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausbilden
In Kooperation mit dem Centrum für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München (CAP) organisierte das Goethe-Institut Kairo von 2014 bis 2020 jährlich ein Training-of-Trainers-Programm (ToT) zu zivilgesellschaftlicher Bildung. Es richtete sich zunächst an Akteurinnen und Akteure der ägyptischen Zivilgesellschaft, die im Rahmen des Trainings zu zertifizierten Trainerinnen und Trainern ausgebildet wurden. Seit 2017 adressierte das Programm außerdem zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure, die bereits als Trainerinnen und Trainer tätig waren. Zusätzlich dehnte sich der Länderfokus des Programms auf Jordanien, Marokko und Tunesien aus. Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen im Feld der zivilgesellschaftlichen Bildung konnten sich so auch auf regionaler Ebene vernetzen.
Vernetzung und Konsolidierung
Ziel des regionalen Vernetzungsangebots war die Stärkung und Erweiterung der zivilgesellschaftlichen Netzwerke auf sowohl regionaler als auch nationaler Ebene, um Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln und Akteurinnen und Akteure sowie Institutionen der zivilgesellschaftlichen Bildung in der MENA-Region nachhaltig zu unterstützen. Die Alumni und ihre Netzwerke wurden systematisch in allen nationalen und regionalen Netzwerkaktivitäten mitgedacht.
Das Goethe-Institut Kairo ist Mitglied im Netzwerk NACE (Networking Arab Citizenship Education), das auf eine Initiative der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zurückgeht, und im Rahmen der CEC 2016 in Tunesien offiziell vorgestellt wurde. NACE zielt als Plattform für Akteurinnen und Akteure und Institutionen der zivilgesellschaftlichen Bildung in der MENA-Region auf die Stärkung und Verankerung zivilgesellschaftlicher Bildung in der Region einerseits und den Austausch mit bestehenden Netzwerken in Europa andererseits ab. Das Goethe-Institut Kairo strebte in diesem Kontext und mit Blick auf die eigenen Netzwerke die Nutzung von Synergien in der regionalen Netzwerkarbeit an. Das Goethe-Institut brachte hierbei seine Lokalkompetenz und die Vernetzung vor Ort ein.
Praxisorientierte Lösungen entwickeln
Toleranz, gesellschaftliche Vielfalt, Menschenrechte und Demokratie sind dem Trainingskonzept zu Grunde liegende Schlüsselkonzepte, die gemeinsam mit den Teilnehmenden in verschiedenen Methoden erprobt und evaluiert wurden. Die Trainings verfolgten einen partizipativen Ansatz, der die Herausforderungen und Chancen demokratischer Prinzipien in Entscheidungsprozessen und in Konfliktsituationen im konkreten Gruppenkontext erfahrbar machten.
In dem Projektzeitraum haben mehr als 70 Trainerinnen und Trainer dieses Programm erfolgreich abgeschlossen. Die Alumni wurden im Rahmen des Projektes in vielfältiger Weise unterstützt: Das Goethe-Institut Kairo stellte Fördermittel zur Verfügung, die den Alumni die Umsetzung eigener Workshops, Trainings oder weiterführender Projektideen ermöglichten. Zusätzlich bot es ihnen die Möglichkeit, im eigenen beruflichen Kontext Coachings durch erfahrene lokale Trainerinnen und Trainer zur persönlichen Professionalisierung zu nutzen. Regelmäßig organisierte Alumniveranstaltungen boten ihnen zudem eine Plattform zur Vernetzung und zum Austausch mit Alumni aus anderen Projekten des Goethe-Instituts.
„Einzigartig an dem Programm war, dass es nicht nur auf theoretische Konzepte setzte, sondern auf interaktive und ungewöhnliche Methoden, die uns halfen, diese Konzepte in Projekten anzuwenden", sagt Mohamed Ghanem, einer der Absolventen des Programms. Ghanem trat dem Programm 2016 als Teilnehmer bei und erhielt danach 2019 die Weiterbildung, um einer der Haupttrainer in Ägypten zu werden. Durch das Training versuchten Ghanem und andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, selbst Antworten und Lösungen auf ihre Fragen zu finden und die Bedingungen zu diskutieren, die ihnen bei der Umsetzung ihrer Projekte helfen würden.
Zivilgesellschaftliche Bildung „Open Source“
Im Rahmen der Training-of-Trainers-Programme sind vier Handbücher entstanden, in denen die erprobten Ansätze, Methoden und Werkzeuge ausführlich dargestellt und erläutert werden. Sie sollen Trainerinnen und Trainer in der MENA-Region, aber auch darüber hinaus, bei der Durchführung von Seminaren und Workshops im Themenfeld „Zivilgesellschaftliche Bildung“ unterstützen. Die Handbücher stehen in arabischer und englischer Sprache als „Open Source“-Materialien zum kostenlosen Download bereit: