Schule und Radikalisierung
Interkultureller Auftakt
„Es ist wunderbar, auf Kolleginnen und Kollegen in Ägypten zu treffen, die sich mit Herz und Kompetenz für eine gewaltfreie Erziehung an Schulen einsetzen. Die Bereitschaft und Offenheit, sich für diese Herausforderung fortbilden zu lassen, verdient unseren Respekt“, kommentierte Ralf Bornstedt, Leiter des Bremer Instituts für Pädagogik und Psychologe (bipp), das Engagement der Teilnehmenden einer Kick-off-Veranstaltung. Diesen Auftaktworkshop zum Thema „Gewaltfreie Erziehung an Schulen“ veranstaltete das Goethe-Institut Kairo in Kooperation mit dem ägyptischen Erziehungsministerium und dem bipp im November 2017.
Die Frage der Gewaltfreiheit in der Schule ist für Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Praktikerinnen und Praktiker in sowohl Ägypten als auch in Deutschland von großem Interesse. Zahlreiche Konzeptionen sind dazu veröffentlicht worden. Neue Methoden im Unterricht wurden eingeführt und haben sich bewährt. Das ägyptische Erziehungsministerium, das Bremer Institut für Pädagogik und Psychologe (bipp) und das Goethe-Institut haben daher eine Zusammenarbeit vereinbart, um dieses Thema genauer in den Blick zu nehmen.
Der Workshop
An dem Auftaktworkshop nahmen Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Schulpsychologinnen und Schulpsychologen und eine Lehrerin teil. „Eine unglaubliche, herzliche Offenheit, die sehr schnell in einem ehrlichen und offenen fachlichen Austausch mündete“, so beschrieb Ralf Bornstedt die Begegnung mit den Teilnehmenden. „Am Ende etablierte sich ein Vertrauen, das es ermöglichte, konkret über die pädagogischen Herausforderungen des schulischen Alltags zu sprechen“, fährt der bipp-Leiter, Soziologe und gelernter Theaterpädagoge fort.Das Ziel dieser Auftaktveranstaltung war es einerseits, unterschiedliche Modelle und Herangehensweisen zu präsentieren, und andererseits, die Übertragbarkeit der Sozial- und Verhaltenstrainings auf den ägyptischen Kontext zu prüfen. So bestätigten die Akteurinnen und Akteure aus ihren Schulalltagserfahrungen, dass sich ein Konzept, wie z.B. das FIT FOR LIFE*, grundsätzlich in den arabischen Kulturraum übertragen ließe. Dabei handelt es sich um ein vom bipp entwickeltes Trainingsprogramm, welches Sozial-, Lern- sowie berufliche Schlüsselkompetenzen insbesondere benachteiligter Jugendliche fördert. Zusätzlich wirkt dieser Ansatz auch gewaltpräventiv.
Keine 1:1 Übertragung
Dennoch waren sich jedoch alle Expertinnen und Experten einig, dass solche Konzepte im Kontext des strukturellen Status quo des ägyptischen Schulsystems und kultureller Codes sinnvoll angepasst werden müssen. Unbestritten war zudem, dass die Ansätze kategorisch zwischen Intervention und Prävention unterschieden werden müssen, wobei diese sich nicht ausschließen, sondern sich ergänzen können und sollten.Zurück zu Dialog & Wandel