Die Sprachabteilung
Neue Räume – Neue Technik
Anfang August 2016 ist die Sprachabteilung des Goethe-Instituts aus der Weißen Villa am Midan El-Missaha in Doqqi in ihr neues Gebäude in der Hussein-Wassef-Straße 17 gezogen. Was für die Meisten wohl nur ein paar unbedeutende Meter sind, steht für die Mitarbeiter der Sprachabteilung für zehn Monate unermüdliche Umzugsvorbereitung. Und dies, obwohl die Planung für den Umzug, laut Dr. Susanne Baumgart, Leiterin der Abteilung und Regionalbeauftragte für Spracharbeit Nordafrika/Nahost, schon Jahre zuvor begonnen hat.
Im letzten Juni war die Sprachabteilung bereit, an den neuen Standort zu ziehen, doch immer wieder gab es Verzögerungen aufgrund anhaltender Bau- und Einrichtungsarbeiten. So konnte der Umzug zwar doch erst im August stattfinden, verlief am Ende jedoch reibungslos. Baumgart erklärte, dass die Klassen verlegt würden, sobald sie die endgültige Freigabe für den Umzug in das neue Gebäude erhalten habe. Die Verspätung sei hierbei kein Problem: „Die Verzögerung hat keine Auswirkung auf unsere Arbeit oder die Qualität des Unterrichts, außer dass wir die geplanten zusätzlichen Kurse noch nicht einrichten können. Allerdings sind wir sowieso noch nicht bereit, damit anzufangen, da es nicht genug geeignete Lehrkräfte gibt. Es ist viel einfacher ein Klassenzimmer zu finden als eine gute Lehrkraft. Wenn wir ausreichend gute Lehrkräfte beisammenhaben, können wir neue Kurse eröffnen, aber das ist im Moment nicht der Fall.“
Neues Gebäude – Neue Technik
Die Verlegung der Sprachabteilung aus der Weißen Villa in das neue Gebäude bedeutet auch einen Fortschritt für die Unterrichtstechnik im Goethe-Institut Kairo, wie Baumgart erklärt: „Wir haben bis jetzt traditionelle weiße Tafeln verwendet, aber im neuen Haus werden wir Smartboards nutzen und all die Technik, die dazu gehört. Wir hoffen, dass diese Tafeln zur Verbesserung des Unterrichts beitragen.“Neben den technischen Neuerungen bleiben in den Sprachkursen des Goethe-Instituts wichtige Prinzipien erhalten: „In unseren Kursen bauen wir grundsätzlich auf Kommunikation und das wird sich nicht ändern. Das Ziel bleibt dasselbe, und um das zu erreichen, brauchen Schüler neben dem Schriftlichen auch das Mündliche. Was sich ändert, ist all das, was mit der Präsentation zu tun hat. Bisher musste der Lehrer zum Beispiel immer zu den Lernern sagen: ‚Bitte schlagen Sie das Buch auf, Seite 25!‘. Das ist jetzt nicht mehr nötig, weil das Buch automatisch auf dem Smartboard erscheint und die Schüler sehen können, welche Seite gemeint ist.“
Baumgart fügt hinzu: „Die meisten anerkannten Bildungsinstitutionen verwenden jetzt Smartboards und elektronische Plattformen beim Unterrichten. Dieser Schritt wird uns dabei helfen, den Unterricht auf ein noch moderneres Niveau zu bringen. Ich hoffe, dass die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer von dieser Technik profitieren.“
Technik im Unterricht: Ein kontroverses Thema
Zwar haben moderne Technologien Einzug in die Klassenzimmer der Sprachabteilung des Goethe-Instituts gefunden, jedoch ist Leiterin Susanne Baumgart eher vorsichtig, jetzt schon bestimmte Erwartungen an diese zu formulieren: „In der Wissenschaft gibt es zwei Meinungen zu diesem Thema. Die einen sind der Auffassung, dass den Kursteilnehmern [durch die Verwendung technischer Hilfsmittel] etwas verloren gehe, weil sie dadurch weniger mit einander und mit den Lehrkräftenkommunizieren. Diese würden ihrerseits an Bedeutung verlieren und die Kursteilnehmer seien stärker auf sich allein gestellt. Andererseits werde die Interaktion unter den Schülern gefördert, wenn sich die Lehrkraft etwas zurücknimmt. Ich weiß nicht, wie die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer hier in Ägypten mit dieser Technologie umgehen werden. Das sehen wir dann im Lauf der Zeit und vorallem an den Ergebnissen in den Prüfungen.“Dina Gad und Dina Abdalaal sind zwei Kursteilnehmerinnen, die ihren Sprachkurs in der Weißen Villa begonnen haben und nun mit der Sprachabteilung des Goethe-Instituts in das neue Gebäude gekommen sind, um ihn fortzusetzen. „Natürlich sind der Fortschritt und die zahlreichen technischen Besonderheiten unübersehbar im neuen Gebäude,“ sagt Abdalaal, „aber ich habe mich noch nicht daran gewöhnt.“ Gad zeigt sich offen für die Neuerungen: „Die neue Technik hat für mich noch nichts merklich verändert, weil ich in einem fortgeschrittenen Sprachkurs bin und dort nicht viele schriftliche oder visuelle Erklärungen nötig sind. Aber für die weniger fortgeschrittenen Klassen und Anfängerniveaus sind sie sicherlich sehr nützlich. Ich glaube auch, dass Technik generell nützlich ist, auch für uns. So müssen wir nichts schreiben und mit Stiften arbeiten – das macht schon einen Unterschied. Abdalaal stimmt ihr zu: „Die neuen Mittel werden den Unterricht für Kursteilnehmer unterhaltsamer und attraktiver machen. Früher brauchten die Kursteilnehmer immer etwas Zeit, um im Unterricht von einem Teil zum anderen überzugehen. Aber jetzt ist das besser organisiert und enthält mehr Faktoren, die die Kursteilnehmer ansprechen.“
Die Bibliothek und andere Angebote
Die Verlegung der Sprachabteilung in das neue Gebäude hat einen weiteren Vorteil für die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer mit sich gebracht, denn die Bibliothek des Goethe-Instituts ist ebenfalls hier eingezogen. „Vor dem Umzug in das neue Haus war die Sprachabteilung in Doqqi und die Bibliothek in Downtown. Deswegen kamen außer denjenigen, die Recherche betrieben, nur wenige in die Bibliothek um sich nach Büchern, Filmen, Musik und Audiomaterialien umzuschauen. Doch das wird sich jetzt ändern, denn unsere Bücher für selbstständiges Lernen, die sich vorher in der Sprachabteilung befanden, werden aus unserer Bibliothek in die allgemeine Bibliothek wandern und dann werden die Schüler dort arbeiten. Deswegen wollen wir einen Teil in den Sprachunterricht einführen, der über die Nutzung der Bibliothek informiert. Dass die Kursteilnehmer eine gut ausgestattete Bibliothek nutzen können ohne zu einem ganz anderen Standort gehen zu müssen, ist eine gute Neuerung und, ich denke, ein großer Vorteil.“„Wenn Kursteilnehmer eine Sprache auf fortgeschrittenem Niveau lernen, müssen sie selbstständiger arbeiten und sind immer weniger vom Kursbesuch abhängig“, erklärt Gad. „Hierbei spielt die Bibliothek eine wichtige Rolle, die das Beste am Umzug in das neue Gebäude ist. Jetzt ist es ganz leicht: Man kann auf dem Weg in den oder aus dem Unterricht in der Bibliothek vorbeigehen und sich dort Materialien anschauen und ausleihen.“ Auch Abdalaal zeigt sich begeistert: „Ich habe den alten Bibliotheksstandort Downtown nur in Notfällen besucht, weil der Weg für mich umständlich war. Aber jetzt ist die Situation viel besser und einfacher.“
Das neue Gebäude bringt nicht nur technisch moderne Unterrichtsräume mit sich; es soll den Kursteilnehmern auch außerhalb der Klassenzimmer ein angenehmeres Umfeld bieten, sagt Baumgart abschließend: „Ich glaube, die Kontakte zwischen den Kursteilnehmern werden im neuen Gebäude viel besser sein, weil uns hier ein gutes Café und ein netter Garten zur Verfügung stehen. Ich hoffe sehr, dass sich dies positiv auf die Kommunikation zwischen ihnen auswirkt und eine lebendigere Atmosphäre schafft.“