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Berlinale-Blogger*innen 2022
Man selbst sein, wenn einem niemand glaubt

Nicolò Sproccati, Raffaele Baldo, Andrea Ragno, Leonardo Arpino - <i>Nel mio nome</i> von Nicolò Bassetti (ITA 2022, Sektion <i>Panorama</i>)
Nicolò Sproccati, Raffaele Baldo, Andrea Ragno, Leonardo Arpino - Nel mio nome von Nicolò Bassetti (ITA 2022, Sektion Panorama) | Foto (Detail) © Nuovi Paesaggi Urbani Art Of Panic

Nic, Leo, Andrea und Raff sind vier trans Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Plänen. Nicolò Bassettis Dokumentarfilm „Nel mio nome“ („Into My Name“), produziert von Elliot Page, begleitet die vier über einen Zeitraum von zwei Jahren und erzählt ihre Geschichte.

Von Lucia Conti

„Warum lassen sie uns nicht einfach in Ruhe?“, fragt Leo und kritisiert damit ein System, das von trans Menschen verlangt, ständig ihre Geschlechtsidentität zu beweisen. Selbst mit bereits begonnener Hormontherapie ist der Weg zur Richtigstellung des Namens in den offiziellen Dokumenten lang. So freut sich Nic über jedes einzelne Haar, das ihm im Gesicht sprießt, weiß aber, dass er mindestens zwei Jahre lang Ausweise vorlegen wird, die nicht mehr mit seinem Aussehen übereinstimmen. „Ich geh nicht auf die Post, nur damit du es weißt“, sagt er im Scherz zu seiner Partnerin. Aber das Problem ist real und nicht komisch.

Raffaele Baldo - <i>Nel mio nome</i> von Nicolò Bassetti (ITA 2022, Sektion <i>Panorama</i>) Raffaele Baldo - Nel mio nome von Nicolò Bassetti (ITA 2022, Sektion Panorama) | © Nuovi Paesaggi Urbani Art Of Panic

Trans Männer oder „neue“ Männer

Andrea lebt mit seinem Freund zusammen und besticht durch sein originelles Wesen. Er hat eine Schreibmaschine, die Valentina heißt, und antwortete als Kind auf die Frage, ob er Junge oder Mädchen sei, mit Schweigen, weil ihm keines von beiden richtig schien. Ein besonderer Typ ist auch Raff, der sich für Fahrräder begeistert und ein rosarotes Modell baut, das er Bunny nennt. Als Kind hasste er Rosa, denn auch er hatte unter Stereotypen zu leiden, die das Leben nicht vereinfachen, sondern verkomplizieren. Jetzt, wo er endlich er selbst ist, ist Rosa seine Lieblingsfarbe.

Nicolò Bassetti - <i>Nel mio nome</i> von Nicolò Bassetti (ITA 2022, Sektion <i>Panorama</i>) © Matteo Bassetti Immer wieder wird im Film die Notwendigkeit thematisiert, in Erzählungen über Gendertransitionen mehr Perspektiven zu berücksichtigen. Ebenso oft formulieren die Protagonist*innen die Ablehnung der starren Einteilung in Männer und Frauen, die auf Klischees und kultureller Konditionierung basieren würde.

„Ich habe mich nicht von einer Fiktion verabschiedet, um eine andere zu leben“, bekräftigt Leo und erklärt, dass er kein falsches Bild von Männlichkeit verkörpern will. Seine Transition war ein „Akt der Wahrheit“ und er hat nicht vor, ihn zunichte zu machen, indem er auf althergebrachte Labels zurückgreift. Im Gegenteil, er will eine neue Welt schaffen, in der alle Menschen sie selbst sein können. Sein Name ist Leo. Alles andere ist unwichtig.
 

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