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Isabel Bogdan
Der Pfau

Das Buch 'The Peacock' liegt auf einem besticktem weißen Kissen
© V&Q Books

Ein besonderes Vergnügen für Fans von Satirikern wie Jonathan Coe: Isabel Bogdans Der Pfau ist eine aberwitzige Verwechslungskomödie, die Beziehungen am Arbeitsplatz verspottet. Die perfekte Kombination aus deutschem Humor und schottischem Setting.

Ende dieses Monats feiert das Goethe-Institut Glasgow sein fünfzigjähriges Jubiläum – und zum Glück haben wir genau das Richtige, um die kulturellen Verbindungen zwischen Deutschland und Schottland zu zelebrieren. Der Pfau von Isabel Bogdan ist ein scharfsinniger, wunderbar witziger Roman, der Beziehungen am Arbeitsplatz verspottet, sich über schottische Stereotypen lustig macht, und Menschen und Tiere gegen das Wetter antreten lässt: Eine Komödie der Irrungen, die großes Lesevergnügen verspricht. 

Der Pfau lässt sich rasant lesen und wird vor allem Fans von Satirikern wie Jonathan Coe ansprechen. Wir befinden uns in einem heruntergekommenen Herrenhaus in den schottischen Highlands: Das Schloss gehört dem Laird und der Lady McIntosh und wird von der Haushälterin Aileen und dem Gärtner Ryszard bewacht. Zudem wohnen dort mehrere Tiere, darunter Hunde, eine lästige Gans und ein etwas gestörter Pfau. Als eine Gruppe von Investmentbankern aus London zu einem Teambuilding-Ausflug in eines der Ferienhäuser auf dem Gelände kommt, sorgen eine ganze Reihe von Malheurs sowie ein heftiger Schneesturm dafür, dass sowohl die Bewohner als auch die Besucher mehr erleben, als sie erwartet haben.

Ähnlich wie Coe es in seinem Roman Middle England (übersetzt von Cathrine Hornung und Dieter Fuchs) getan hat, präsentiert uns Bogdan eine beträchtliche Anzahl lebendiger Figuren und nutzt ihre oft skurrilen Interaktionen miteinander, um größere, ernstere Themen zu hinterfragen. Vom einsamen Bernard bis zur ernsthaften aber zunehmend verwirrten Rachel – die Psychologin, die mit der Entwicklung von Teambuilding-Übungen für die Gruppe beauftragt ist – hat jede Figur verborgene Tiefen und ein ganzes Leben jenseits der unmittelbaren Handlung. Ihre schwankenden Beziehungen zueinander verraten jedoch viel über ihre Persönlichkeiten und Gemütszustände, und sie präsentieren zusammen einen Mikrokosmos der Gesellschaft sowie eine treffende Illustration der Probleme, die durch Kommunikationsstörungen verursacht werden. Da der Leser über alles Bescheid weiß, was im Schloss passiert, die meisten Figuren aber nichts von den Handlungen der anderen wissen, schütteln wir gemeinsam mit dem Erzähler den Kopf und wünschen uns – wie wir es wahrscheinlich auch außerhalb des Romans oft tun – dass die Menschen einfach miteinander reden würden.

Bogdan verfügt nicht nur über eine ausgeprägte Beobachtungskunst, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht, sondern hat auch ein besonderes Talent dafür, sich in die Gedankenwelt von Tieren hineinzuversetzen. So ist der titelgebende Pfau nicht nur eine Metapher für das Hauptthema des Romans – um den heißen Brei herumreden – sondern seine plötzliche Neigung, alles was blau und glänzend ist (einschließlich eines Autos), als potenzielle Konkurrenz zu betrachten, findet unheimliche Parallelen in der menschlichen Gesellschaft und damit auch am Arbeitsplatz. 

Immer mehr von uns verbringen wieder viel Zeit im Büro – somit ist dieser urkomische Roman über Beziehungen am Arbeitsplatz eine durchaus zeitgemäße Lektüre. Und wer sich Sorgen macht, dass diese Geschichte sich zu sehr auf Klischees über Schottland verlassen wird, kann beruhigt sein: Bogdan hat gründlich recherchiert und bewegt sich geschickt auf dem schmalen Grat zwischen Stereotyp und Satire. Der Pfau ist ein sorgfältig inszenierter, aberwitziger und rundum vergnüglicher Roman voller Unbeholfenheit, authentisch schräger Charaktere und „very british humour“. Empfehlen Sie ihn Ihren KollegInnen – und allen anderen auch.

ÜBER DIE AUTORIN

Eleanor Updegraff liest extrem gerne, besonders übersetzte Literatur. Sie ist Ghostwriterin, Übersetzerin aus dem Deutschen, Lektorin und Buchrezensentin, sowie Autorin von Kurzgeschichten und Essays. Sie ist in Großbritannien aufgewachsen und wohnt nun seit 2015 in Österreich. Wenn sie nicht gerade liest, sitzt sie im Kaffeehaus oder läuft um einen österreichischen See herum.

Der Artikel wurde zuerst vom Goethe-Institut Glasgow im Dossier Buchblog: Literaturverkostung veröffentlicht.

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