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Geschichten von Mauern
Lodhi Art District

Yoksheryo enthüllt Lodhi Art Festival
Yoksheryo enthüllt Lodhi Art Festival | © Pranav Gohil

Lodhi Colony ist ein staatliches Wohnviertel, das während des britischen Raj in den 1940er-Jahren errichtet wurde. Die vom Architekten Walter Sykes George entworfene Kolonie ist dafür bekannt, dass sie fußgängerfreundlich ist und über breite Gehwege und viel Grün verfügt – eine Seltenheit in der Stadt Neu-Delhi.

St+art hat die Lodhi Colony für dieses Projekt nicht ohne Grund auserwählt: Mit einer hohen Bevölkerungsdichte und bis dato nur wenig öffentlichen Orten, die kulturelle Erlebnisse anboten, vermutete man hier viel Potenzial für die Entwicklung eines Kunstviertels. Seit 2016 ist St+art hier nun schon aktiv und beauftragt indische und internationale Künstler*innen, großflächige Wandgemälde an indo-europäischen Fassaden anzubringen. So ist hier die erste Open-Air-Kunstgalerie Indiens entstanden.

Das Ganze wurde zu einer Zeit initiiert, als die urbane Kunstszene in Indien noch in den Kinderschuhen steckte. Das Viertel ist damit ein Vorreiter in der Szene und hat vielen Kunstschaffenden Anerkennung verschafft und es ihnen ermöglicht, eine eigene Community aufzubauen. Die Idee hinter dem Projekt war es von Anfang an, eine Vielfalt an Genres zu zeigen, die das breite Spektrum an Stilen und Ansätzen innerhalb des globalen Phänomens Street Art widerspiegelt.

Es geht bei der Lodhi Colony aber nicht nur um eine urbane Neuinterpretation von Realismus, Surrealismus, abstrakter Kunst, Graffiti und anderen Darstellungsformen. Ein besonderes Anliegen des Projekts ist die Erhaltung in Vergessenheit geratener traditioneller indischer Kunstformen wie etwa die Kunst der Gond, Schildermalerei oder Kunstformen aus Shekawati. All diesen verschiedenen Formen wird in dem Kunstviertel eine gemeinsame Plattform geboten, so dass interkultureller Austausch entsteht und die Kluft zwischen Alt und Neu überwunden wird.

Jedes Kunstwerk beschäftigt sich auf seine ganz eigene Weise mit den vielen Erzählungen der Stadt. Aufgegriffen werden dabei so relevante Themen wie Empowerment der Frau, die Inklusion von Transmenschen, Umweltschutz und Bewahrung des kulturellen Erbes. So appellieren die Wandbilder auch an unsere Bürgerpflichten und etablieren ein Gefühl von Inklusion in den ansonsten klar getrennten Communitys.  

  • Aravani Art Project reveals Lodhi Art District 2020 © Pranav Gohil
    Aravani Art Project reveals Lodhi Art District 2020
  • From your strenght I weave beauty © Pranav Gohil
    From your strenght I weave beauty
  • Manolo reveals Lodhi Art District 2019 © Pranav Gohil
    Manolo reveals Lodhi Art District 2019
  • Yip Yew Chong reveals Lodhi Art District 2019 © Pranav Gohil
    Yip Yew Chong reveals Lodhi Art District 2019
  • Sameer Kulvoor reveals Lodhi Art District 2019 © Pranav Gohil
    Sameer Kulvoor reveals Lodhi Art District 2019
  • Vishvaroopa Inkbrushnme in Lodhi Art District © Akshat Nauriyal
    Vishvaroopa Inkbrushnme in Lodhi Art District
Ein wichtiger Teil des Projekts ist auch die Teilhabe der Community durch spezielle Mitmachangebote, die an einem konkreten Ort den sektorübergreifenden Dialog fördern sollen. In Street Art Workshops konnten die Anwohner*innen aus erster Hand erfahren, mit welchen Tricks diese Kunstform arbeitet, die Künstler*innen können wiederum ihre Fertigkeiten für Menschen verschiedener Altersklassen und mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund erlebbar machen.
Lokale NGOs nutzen die sozio-ökonomische Dynamik, um maßgeschneiderte Aktivitäten zu entwickeln, die den Alltag der Communitys in Lodhi verbessern. Die Maßnahmen sind um Inklusion bemüht und bescheren den Menschen, die hier leben, gleichzeitig eine neue, kreative Plattform. So spenden die jahrzehntealten Schneidereien etwa ihre Stoffreste an einen Workshop, in dem Frauen aus Lodhi verschiedene Produkte daraus herstellen.

Im Lauf der Jahre haben einige der international renommiertesten urbanen Künstler*innen den Stadtteil mit über 50 Wandgemälden verschönert. Workshops und Touren haben auch die Menschen, die hier wohnen, aktiv miteinbezogen. Kunstschaffende aus allen Sparten, angefangen von Tanz über Musik bis hin zur Performance, haben aus dem Stadtteil ein kulturelles Zentrum gemacht.
Nicht zuletzt haben auch die einzigartige Architektur und das weitläufige Territorium von Lodhi eine außergewöhnliche interaktive Plattform für diese Künstler*innen entstehen lassen: Egal, ob Diplomat*in oder Teeverkäufer*in (chaiwalla), dieser Ort wurde geschaffen, damit sich alle Menschen hier wohlfühlen können.
 
Die Open-Air-Galerie ist ein ständiges Projekt mit dem Ziel, die Stadt insgesamt humaner zu gestalten, indem es demokratisches Kunsterfahrungen anbietet und durch diese gemeinsamen Erlebnisse einen Ideenaustausch anregt. Die Grundlage der öffentlich-privaten Zusammenarbeit zwischen Asian Paints, lokalen Regierungsinstitutionen, Botschaften und Kultureinrichtungen ist die gemeinsame Vision, langfristig lebenswerte und nachhaltige Städte zu schaffen, wovon der Alltag in Lodhi inzwischen spürbar profitiert.

Am 1. März 2019 wurde der Lodhi Art District offiziell von CPWD-Geschäftsführer Shri Prabhakar Singh als Indiens erster Kunststadtteil eingeweiht.

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