„Jede*r hat eine eigene Geschichte zu erzählen.“
Greta von Richthofen berichtet von ihrer Arbeit als Graphic-Novel-Autorin und davon, wie Menschen mit Hilfe der bildenden Kunst ihre Erfahrungen über die Pandemie austauschen und ihre Erinnerungen über diese Zeit festhalten können.
Von Faizal Khan
Was hat Dich zuerst am visuellen Erzählen begeistert? Wessen und welche Werke waren prägend für Dich?
Ich habe schon als Kind gezeichnet. Zeichnen war ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich kann mich nicht genau erinnern, wann ich damit begonnen habe; es war immer bei mir. In der Schule war ich das Mädchen, das ständig zeichnete, also beschloss ich, mich auch in meinem Studium damit zu beschäftigen. Was meine Einflüsse betrifft, habe ich sehr viele und vor allem deutsche Comics gelesen. Es ist schwer, eine bestimmte Person zu nennen, die mich beeinflusst hat. Aber Maus von Art Spiegelmann hat mich sehr inspiriert.
Kannst Du uns etwas über Deine Arbeit als Autorin oder Künstlerin erzählen?
Was meinen Stil und meine Perspektive und vielleicht auch meine persönliche Arbeitsweise mit Graphic Novels betrifft, denke ich, dass meine Zeichnungen sehr emotional und lustig sind. Es steckt immer auch ein wenig Humor darin. Und mein Schwerpunkt liegt im Bereich Graphic Novels und Storytelling. Ich arbeite sehr gerne in Teams.
Wie war Deine Reaktion als Künstlerin und auf individueller Ebene, als die Pandemie die Welt und Deutschland erschütterte?
Zunächst war ich schockiert. Zu Beginn der Pandemie war ich gerade auf Reisen. Es war also alles sehr chaotisch und ich musste mit meiner Familie nach Deutschland zurückkehren. Es fühlte sich sehr merkwürdig an und ich hatte große Angst. Und dann änderte sich mein Blick darauf, und ich sagte mir: „Okay, ich bleibe zu Hause, jetzt habe ich viel Zeit, an meinen Kunstprojekten zu arbeiten.“ Doch ich war vollkommen blockiert und leer. Dann begann ich mit der Arbeit an meinem Buch. In meiner Graphic Novel Das Gute am Ende des Tages (234 Seiten, Jaja Verlag, 2021) dokumentiere ich den Beginn der Pandemie aus meiner ganz persönlichen Perspektive. Das Ergebnis ist eine Geschichte über meinen Alltag, über Distanz und Nähe, die durch aufgezeichnete Gespräche aus meinem näheren Umfeld ergänzt wird. Bei diesem Projekt war es mir besondere wichtig, alltägliche Situationen darzustellen und zu zeigen: Jede*r hat eine eigene Geschichte zu erzählen.
Welche Bedeutung hat bildende Kunst als Kommunikationsform mit von der Pandemie betroffenen lokalen Gemeinschaften?
Für mich kann sie verschiedene Funktionen erfüllen. Sie kann Ablenkung und Trost bieten, aber auch dazu dienen, Erfahrungen über die Pandemie auszutauschen und Erinnerungen an diese Zeit festzuhalten.
Gibt es Aspekte der indischen Kultur, aus denen Du Inspiration für Deine Werke in Delhi und Chennai ziehen kannst?
Ich denke, ich fange gerade damit an, mehr über die indische Kultur zu lernen. Doch ich befinde mich erst am Anfang, und Aashti (Miller) und ich haben die Entwürfe gemeinsam gemacht. Wir haben einige indische Elemente einfließen lassen, und ich habe etwas über Tiere und ihre gesellschaftliche Bedeutung gelernt. Das ist spannend.
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