Düsseldorf – die Hauptstadt der deutschen Industrieregion Nordrhein-Westfalen – liegt beiderseits des Rheins. Mit ihren immerhin 640.000 Einwohner*innen ist sie flächenmäßig kleiner als ihre Nachbarstadt Köln. Die Geschichte Düsseldorfs geht auf die Römische Zeit zurück, als die Stadt ein wichtiges Zentrum für Handel, Wirtschaft und Kultur war.
Von Nimish Sawant
Ihr besonderer Charakter vermittelt sich nicht nur an der Haupteinkaufsstraße, der Königsallee (im Volksmund Kö genannt), sondern auch in den geschmackvoll gestalteten Parks, an den breiten Rheinuferpromenaden, durch ein gut angebundenes öffentliches Nahverkehrssystem (selbst der internationale Flughafen liegt nur 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt) und eine avantgardistische Kunstszene. In diesem Artikel schauen wir uns einige dieser völlig zurecht gehypten Orte näher an. Unsere Reise beginnt in der Altstadt.
Die Düsseldorfer Altstadt ist im Vergleich zu den Altstädten anderer deutscher Städte recht überschaubar. Nachdem im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs mehr als 60 % der Stadt zerstört wurden, musste sie größtenteils wieder aufgebaut werden. Ein großer Bereich der Altstadt wird auch „längste Theke der Welt“ genannt – dort laden über 250 Bars, Kneipen und Restaurants dicht gedrängt auf weniger als einem halben Quadratkilometer zum Besuch. Wer Party machen möchte, geht in die Ratinger Straße, Bolkerstraße und Kurzestraße – alle andere machen besser einen Bogen um diese Gegend. Die Düsseldorfer Altstadt ist außerdem die Geburtsstätte eines der bekanntesten deutschen Dichter: Heinrich Heine. Sein eigentliches Wohnhaus fiel zwar einem Feuer zum Opfer, dafür finden im heutigen Heine-Haus Literaturveranstaltungen statt. Bei einem Besuch der Altstadt darf die St. Lambertus Kirche nicht fehlen, die mit ihrem hohen Turm die drei anderen römisch-katholischen Kirchen der Altstadt überragt.
Die Rheinuferpromenade ist – insbesondere an den Treppen beim Burgplatz zwischen Altstadt und Rheinufer – ein beliebter Treffpunkt. Hier drängte sich bis in die 1990er Jahre der Fahrzeugverkehr, bevor die Stadt beschloss, den Uferabschnitt in eine Fußgängerzone umzuwandeln. Entlang der Promenade laden neben zahlreichen Bars und Restaurants auch die Schiffsrestaurants am Ufer zum Einkehren ein.
Am Ausgang des Düsseldorfer Bahnhofs fällt zuerst die Skulptur eines Fotografen auf einer Litfaßsäule ins Auge. Achten Sie auf Ihrem Weg durch die Düsseldorfer Altstadt auf weitere solcher lebensechten Skulpturen, dann werden Sie sicherlich auch beim Schifffahrtsmuseum fündig: Dort hält eine Frau auf der Litfaßsäule ihr Kind im Arm. Im Japanischen Viertel trägt ein Vater sein Kind auf den Schultern, nahe der Tonhalle ist ein Paar im Kuss vereint, beim Rathaus können Sie ein Händchen haltendes Paar entdecken. Durch diese „Säulenheiligen“ genannten Kunstwerke sollen bisweilen wenig beachtete öffentliche Räumen einen originellen Touch erhalten. Zehn dieser Statuen hat der Künstler Christoph Pöggeler über die gesamte Stadt verteilt.
Neben diesen recht modernen Skulpturen finden sich in der Altstadt auch mehrere detailreiche Bronzeskulpturen. Nicht verpassen sollten Sie das Stadterhebungsmonument, das an die Verleihung der Stadtrechte an Düsseldorf im Jahr 1288 erinnert. Bert Gerresheim hat sein Kunstwerk anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt dem Gedenken an drei zentrale Ereignisse der Düsseldorfer Geschichte gewidmet: der Schlacht von Worringen, der Besiegelung der Stadterhebungsurkunde und der Erhebung der dem Heiligen Lambertus geweihten Pfarrkirche zum Kanonikerstift. Eine weitere bekannte Skulptur und gleichzeitig Wahrzeichen Düsseldorfs ist der Radschläger, der zwei Kinder beim Radschlagen zeigt.
Wenn Sie sich genug in der mittelalterlichen Altstadt umgesehen haben, können Sie bei einem Spaziergang am Mediahafen eine ganz andere Facette der städtischen Architektur erkunden. Auf diesem ehemals verlassenen Hafengelände haben sich heute etwa 700 Unternehmen sowie noble Restaurants und Bars in modernen Neubauten niedergelassen. Die pièces de résistance bilden drei wellenförmige Gebäudeensembles des berühmten Architekten Frank Gehry – darunter eines mit einer spiegelnde Edelstahlfassade. Die silbernen, weißen und roten Gebäudekomplexe aus dem Jahr 1999 gaben den Anstoß für die architektonische Entwicklung des heruntergekommenen Hafengeländes. Ebenfalls einen Besuch lohnt der viergeschossene Wolkenbügel, der aus einem alten Hafengebäude hinausragt.
Das Japanische Viertel in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs wird im Volksmund auch „Little Tokyo am Rhein“ benannt. Als Japanfan kommen Sie dem Land der aufgehenden Sonne in Deutschland vermutlich hier am nächsten. In Düsseldorf lebt nach London und Paris die drittgrößte japanische Community in Europa. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Japan für den wirtschaftlichen Wiederaufbau auf Maschinen und Schwerindustrieprodukte angewiesen. Vor diesem Hintergrund gründeten zahlreiche japanische Unternehmen eine Niederlassung in Düsseldorf, das ein wichtiger Standort im westdeutschen Industriezentrum Ruhrgebiet war. Die japanische Community wurde immer größer. Mit der Gründung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft 1964 kamen immer mehr japanische Fachkräfte mit ihren Familien. Heute lebt die Community über die ganze Stadt verteilt. Etwa 400 japanische Unternehmen sind in Düsseldorf ansässig. Im Japanischen Viertel, das nur einige wenige Häuserblocks entlang zweier Hauptstraßen umspannt, finden Sie weitaus mehr als nur japanische Restaurants und Ramen-Läden. Das Viertel beherbergt darüber hinaus auch japanische Schreibwarenläden, Keramikgeschäfte, Supermärkte und Designläden. Wenn am alljährlich Japan-Tag am 1. Juni die Freundschaft zwischen beiden Ländern gefeiert wird, strömen Japaner*innen und Japanfans aus ganz Deutschland in die Stadt.
In der Gegend um die Kö vermittelt Düsseldorf eine gewisse Eleganz. Doch es gibt auch ein Viertel für alle Liebhaber*innen der alternativen Kunst. Im Stadtteil Flingern-Süd können Sie an der Kiefernstraße und der Fichtenstraße die dynamische Streetart-Szene der Stadt entdecken. Eigentlich war das Viertel in den 1970er-Jahren zum Abriss freigegeben. Stattdessen entwickelte es sich in den 1980er-Jahren zu einem Zentrum der Hausbesetzerszene und des politischen Widerstands. Um die Umwandlung in ein Geschäftsviertel zu verhindern, besetzten Aktivist*innen Häuser an diesen Straßen, bis sie unbefristete Mietverträge von der Stadt erhielten. Durch seine Geschichte versprüht dieser Stadtteil noch immer einen rebellischen Geist. Und wenn Sie Punkmusik mögen, ist der AK47 Club ein wichtiger Anlaufpunkt. Hier erlebte die deutsche Kult-Punkband Die Toten Hosen ihren Durchbruch.
Über die Künstlerin: Sharvari Dixit Bhalerao
Sharvari Dixit Bhalerao aus Mumbai in Indien lebt seit 20 Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Deutschland. Die ausgebildete Ernährungswissenschaftlerin betreibt ein Ayurveda-Startup namens Ayurkueche und veranstaltet in Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen Seminare, Vorträge und Kochkurse rund um das Thema Ayurveda. Sie gibt zudem Kathak- und Bollywood-Tanzkurse für Erwachsene und Kinder an der Taal School of Dance in Düsseldorf. Ihre Tanzgruppen waren bei Aufführungen auf verschiedenen Veranstaltungen im Raum Düsseldorf zu sehen. Sharvari ist zudem lebenslanges Mitglied des Marathi Mitra Mandal und organisiert mit dem Komitee über das Jahr verteilt verschiedene Community Events.