Future (t)here in Düsseldorf
Die Zukunft startet jetzt

Future (t)here: „Unity in Diversity“. Glücklich nach der Abschlusspräsentation.
Future (t)here: „Unity in Diversity“. Glücklich nach der Abschlusspräsentation. | © Melanie Zanin

„Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben? Wie können wir unsere Gesellschaft nachhaltig gestalten? Was macht uns glücklich?“ Mit diesen großen Fragen beschäftigten sich 30 junge Menschen aus Mumbai, Kolkata und Düsseldorf im Rahmen des Jugendkongress Future (t)here vom 8.-11. Juni 2018 im Jungen Schauspiel Düsseldorf.

Unter dem Titel „A Journey to a Sustainable Society“ erforschten, diskutierten und zeigten Schüler*innen aus Indien und Deutschland mit Wissenschaftler*innen und Theatermacher*innen vier Tage, wie sie die Zukunft und ein Miteinander auf unserem Planeten erleben wollen. Das Ergebnis der kreativen Auseinandersetzung brachten sie in einer lebendigen und bewegenden Abschlusspräsentation am 11. Juni auf die Bühne.

Ein buntes Programm – nachhaltig durchdacht

Projektleiterin Judith Weißenborn, Dramaturgin am Jungen Schauspiel Düsseldorf, entwickelte mit Theaterpädagogin Laura Cadio das Programm für die jungen Menschen.
Und das war vielfältig, nachhaltig und abwechslungsreich. Unter dem Kongressmotto „Austausch, Begegnung und Perspektivwechsel“ starteten die Schüler*innen täglich mit einem wissenschaftlichen Input durch einen Impulsvortrag von Expertinnen. Zusammenhänge, Zugehörigkeit und Engagement waren die drei Themen, die Impulse setzen.
  • Die Teilnehmer*innen kommen zum Austausch im Kreis zusammen © Melanie Zanin

    Die Teilnehmer*innen kommen zum Austausch im Kreis zusammen

  • Diskussion zum Thema „Engagement" - drei Perspektiven © Melanie Zanin

    Diskussion zum Thema „Engagement" - drei Perspektiven

  • Diskussion zum Thema „Engagement" - eine andere Perspektive © Melanie Zanin

    Diskussion zum Thema „Engagement" - eine andere Perspektive

  • Diskussion zum Thema „Engagement" - immer wieder eine neue Perspektive © Melanie Zanin

    Diskussion zum Thema „Engagement" - immer wieder eine neue Perspektive

  • Kommunikation ohne Worte beim morgendlichen Warm-up © Melanie Zanin

    Kommunikation ohne Worte beim morgendlichen Warm-up

Allein in der Gemeinschaft

„We are all alone in this together“ war beispielsweise die These des zweiten Tages, die die Soziologin Raffaela Then vorstellte. Lea (17) aus Solingen resümierte für sich: „Ich persönlich fühle mich zugehörig bei meiner Familie und bei meinen Freunden. Auch beim Musikmachen mit meinem Freunden oder im Orchester beim Saxophonspielen fühle ich mich zugehörig und integriert. Ich kann meine Gefühle ohne Worte ausdrücken und fühle mich darin zugehörig.“ Angel (15) aus Mumbai ergänzte, dass das Gefühl einer Gemeinschaft mit Freunden und wohlwollenden Menschen gesund sei und erleichtere, sich kreativ und konstruktiv mit Gesellschafts- und Umweltthemen auseinanderzusetzen. Eine gute Gemeinschaft wird so zur Notwendigkeit, um sich zu spiegeln, innovativ zu sein und miteinander wachsen zu können.

Kreativ mit allen Sinnen

Dieser geschützte Gemeinschaftsraum konnte während des Kongresses in Düsseldorf geschaffen werden. Die kreative Energie und positive Atmosphäre war im Jungen Schauspiel allerorts zu spüren: Während der Tage wurde mit Tönen experimentiert, Szenen geprobt, das Dargestellte diskutiert, Kostüme probiert und Performances choreografiert. Die Teilnehmenden hatten die Wahl, sich in einem von drei Workshops auszuprobieren: Musik, Performance oder Theater. Nach der kreativen Arbeit wurde das regionale Bio-Essen gemeinsam zubereitet und verspeist. Es war zu beobachten, wie während der gemeinsamen Zeit ein immer stärkeres „Wir“ entstand.
 
Die Botschaft von Bhakti Bhave, Politikwissenschaftlerin, zum Schwerpunktthema Engagement: „Take care and be extraordinary – du kannst dich engagieren und einen Unterschied machen, es liegt an dir!“ Beispiele für mögliche Mitwirkung gibt es viele. Der 15-jährige Preeyansh berichtete von seinem Engagement in Indien: Bei der STEM-Initiative der Jugendlichen können ausrangierte Kleidungsstücke abgeliefert werden, aus denen Näherinnen wiederverwendbare, individuelle Einkaufstaschen herstellen, die Plastiktüten ersetzen. Die Motivation der Jugendlichen zu diesem Engagement liegt klar auf der Hand: Sie sind die Generation, die für einen Wandel stehen (müssen) und auch aus sicher heraus wollen.

Future (t)here – aller guten Dinge sind drei

Der Kongress war der dritte in der „Future (t)here“-Reihe. Den Auftakt gab es im November 2016 in Mumbai zum Thema „Nachhaltig leben“, während der 2. Kongress im Januar 2018 in den neuen Räumlichkeiten des Goethe-Institut/ Max Mueller Bhavan Kolkata veranstaltet wurde. Während die ersten beiden Events unter der Beteiligung indischer Schüler*innen und teils deutscher Referent*innen stattfanden, war der diesjährige Kongress die Weiterentwicklung: Erstmals trafen sich indische und deutsche Schüler*innen in Düsseldorf, arbeiteten in binationalen Gruppen zusammen und kreierten in künstlerischen Formaten ein Bild ihrer gemeinsamen Zukunft.

Cokreation auf allen Ebenen

Komplettiert wurde das Programm von zwei Theaterstücken: die Düsseldorfer Inszenierung „Paradies“ der Regisseurin Mina Salehpour wurde ebenso aufgeführt wie das Gastspiel „Y“ aus Pune. Das Besondere: Die Stücke sind das Ergebnis eines kooperativen Schreibprozesses der Theaterautoren Lutz Hübner, Stefan Fischer-Fels vom Jungen Schauspiel und den indischen Kollegen Vibhawari Deshpande und Shrirang Godbole.
 
Die Idee wurde drei Jahre zuvor während eines Treffens von Beata Weber, Leiterin der Sprachabteilung des Goethe-Instituts/ Max Mueller Bhavan in Mumbai und Stefan Fischer-Fels, Leiter des Jungen Schauspiels Düsseldorf, geboren.
  • Musik und Tanz verbinden © Melanie Zanin

    Musik und Tanz verbinden

  • Und wieder: Musik und Tanz verbinden © Melanie Zanin

    Und wieder: Musik und Tanz verbinden

  • Abschlusspräsentation Team „Musik“ © Melanie Zanin

    Abschlusspräsentation Team „Musik“

  • Abschlusspräsentation Team „Performance“ © Melanie Zanin

    Abschlusspräsentation Team „Performance“

  • Abschlusspräsentation Team „Schauspiel © Melanie Zanin

    Abschlusspräsentation Team „Schauspiel

Weltbewegend

Die konzeptionelle Ausrichtung, junge Menschen unterschiedlicher Nationalitäten in einem kreativen Raum zusammenzuführen, in dem sie sich mit den großen Fragen unserer Zeit beschäftigen, lässt die Vermutung zu, dass die Initiatoren daran glauben, dass die heutigen Herausforderungen grenzüberschreitend und global zu lösen sind. Hier haben sie ein Modell gestartet. „Wir haben hier unser Utopia geschaffen“, sagt Judith Weißenborn.


Für Stefan Fischer-Fels war eine Erfahrung aus den Tagen: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig.“ Die Jugendlichen bringen so viel Kreativität, Begeisterung mit sich. Aufgabe der Lebensälteren könnte sein, ihnen einen Rahmen und erste Impulse zu geben und bei gewünschten Korrekturen behilflich zu sein. „Sie sind die Zukunft und es geht darum, sie zu befähigen ihr Leben nach ihren Werten zu gestalten.“ Der Erfolg des Kongresses motiviert den Theatermacher, über weitere internationale Projekte nachzudenken. Und auch die Teilnehmer*innen sind motiviert. „Ich werde auf jeden Fall weitermachen an den Fragen“, äußert ein indischer Jugendlicher überzeugend.

In love

Zum Abschluss präsentierten die drei Gruppen am letzten Tag ihre Performance, Schauspiel und Musik. Bewegend, persönlich und mutig. Danach fanden sich alle Akteure zum großen Finale zusammen und sangen „I'm in love with the shape of you“ von Ed Sheeran. Es war, als feierten sie sich selbst und alle Menschen in ihrer Schönheit und in der Akzeptanz der Unterschiedlichkeit, die so verbindend ist.
 
Das Projekt ist eine Kooperation des Düsseldorfer Schauspielhauses, des Goethe-Instituts / Max Mueller Bhavan Mumbai und der Stiftung für Zukunftsfähigkeit FUTUR ZWEI. Unterstützt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, der Landeshauptstadt Düsseldorf, der Deutsch Indischen Gesellschaft Düsseldorf, Air India, der Heinrich Böll Stiftung und dem Jugendamt Düsseldorf.

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