Nisha Abdulla ist Dramatikerin und Regisseurin und lebt in Bangalore. Sie begann ihre künstlerische Karriere mit dem Schreiben von Kurzfilmen sowie mit ihrer Ausbildung und Arrangements für Playbacks und beim Theater der Unterdrückten, gefolgt von Schauspielrollen in klassischen und neu konstruierten Produktionen. In den letzten Jahren hat sie sich ganz auf das Schreiben und die Regie konzentriert. Zu ihren Playwriting-Credits zählen Mi’raj (produziert vom Indian Ensemble Studio), Blue is the Color I Cry (seit langem beim The Hindu Playwright Award 2017 gelistet) und Big Pink Sky (ein Stück für junges Publikum). Zu ihren Regie-Credits zählen Ashk Neele Hain Mere (in Hindustani aufgeführt) und Orchestra on the Moon (ein Experiment aus physikalischem Theater und Text in englischer Sprache). Gegenwärtig ist sie Regisseurin von The Battle of Waterloop, einem Stück für junges Publikum, das von Studierenden der Head Start Academy aufgeführt wird.
Jugend-Theater ist ein fortwährendes Interessensgebiet für Nisha. Neben dem Schreiben und Regierführen von Theaterstücken führt sie Workshops in den Bereichen Geschichtenerzählen, Schreiben und Theater durch und entwickelt pädagogische Interventionen, die Geschichten und Theater verwenden.
Am Schauburg Theater in München wird sie die prägende Rolle erforschen, die Mythen bei der Kultur- und Identitätsbildung spielen, und zwar durch klassische und zeitgenössische Theaterstücke in verschiedenen Sprachen und Kulturen.
Als Stadttheater verfügt die Schauburg über einen eigenen Aufführungsraum, ein eigenes Ensemble sowie unterstützende Infrastruktur und diverse Mitarbeiter*innen. An einem Theater zu sein, das sich mit und für ein junges Publikum auseinander setzt, war aufregend, da ich so mit zahlreichen Regisseur*innen und Dramaturg*innen, Pädagog*innen und Dramatiker*innen, die die gleichen Interessen und die gleiche Wertschätzung wie ich haben, über Inhalte und Praktiken des Jugendtheaters diskutieren konnte.
Während meiner bangaloREsidency-Expanded@Schauburg schrieb ich ein neues Stück, leitete Workshops für Jugendliche an Schulen und besuchte Proben und Gemeinschaftstheaterstunden mit Kolleg*innen.
Hier entstand Two Degrees, ein Stück ab 12 Jahren, das sich mit dem Problem des Klimawandels befasst. Am Ende meiner Künstlerresidenz gab es eine öffentliche Lesung des Stücks.
Ich habe Schreiberworkshops mit 8., 9., 10. und 11. Klassen durchgeführt und festgestellt, dass Jugendliche in Deutschland viele Gemeinsamkeiten mit Jugendlichen im städtischen Indien und in China haben und dass ich die nordische Mythologie und die Harry-Potter-Bücher verwenden kann, um den Jugendlichen die Grundlagen des Schreibens beizubringen!
Das Theater Lab und die Community Theater Sessions waren ebenfalls eine großartige Möglichkeit, Tools mit Pädagog*innen und anderen Kolleg*innen zu diskutieren.
Während meiner Zeit an der Schauburg gab es einige gute Shows. Einige waren experimentell, größtenteils neu geschrieben, und es gab sogar einen beliebten Klassiker… Die Theaterstücke waren für ein Publikum von 3 Monaten bis 18 Jahren. Sowohl die neu geschrieben und die Klassiker wurden in den Auditorien oder an anderen spezifischen Orten aufgeführt.
Ich hatte einen eigenen Arbeitsplatz in Schauburg und meine Wohnung war in der Villa Waldberta - einem internationalen Künstler*innenhaus, das seit den 60er Jahren mit Seeblick und einer farbenfrohen Fassade, sowie Verangenheit besteht. Es war eine Stunde Fahrt von der Stadt entfernt, aber die Fahrtzeit machte mir nichts aus. Es war eine gute Gelegenheit zu lesen und mein gebrochenes Deutsch aufzubessern und den Gesprächen zuzuhören.
Ich kehrte mit mehr Geduld für die Arbeitsweise in Indien zurück. Ich schätze nun einige Dinge mehr, die wir für selbstverständlich halten - unsere Leichtigkeit mit flexiblen Arbeitsweisen, unsere alternativen Aufführungsorte, die kreativen Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu sichern und die eher minimalistische Herangehensweise an das Theater.
Eine Anmerkung zu München:
Ich habe es genossen, München kennenzulernen... Seine Widersprüche und Exzentrizitäten haben mich offenbart, als ich die Stadt zu Fuß erkundet habe, mit all den Unwägbarkeiten des Wetters und dem fantastischen Angebit an Bier. Entgegen dem, was ich erwartet hatte, war München recht freundlich... von einem Lächeln auf der Straße über Angebote, sich bei Regen einen Regenschirm zu teilen, bis hin zu zufälligen Gesprächen in Museumscafés. Ich habe es auch genossen, die vielen Galerien und Museen in München zu besuchen und stundenlang vor vertrauten Kunstwerken und neuen Entdeckungen zu verweilen. Die Herangehensweise der Stadt an ihre schwierige Geschichte während des Nazi-Regimes war ebenfalls aufschlussreich: Ich sah den politischen Willen und die Zustimmung der Gesellschaft, die wirklich schwierigen und wichtigen Fragen über die Vergangenheit der Stadt mit dem faschistischen Regime zu stellen, die Geschichten vom Widerstand und den Willen aus den Fehlern der Vergangheit zu lernen zu feiern. Ich wünsche mir auch für das heutige Indien einen solchen politischen Willen, um mit den schwierigen Kapiteln unserer Vergangenheit fertig zu werden.