Die teilnehmenden Übersetzer*innen, dem Projekttitel folgend unsere "Rohdiamanten", beschäftigten sich im Verlauf des reichhaltigen Programms mit ausgewählten Texten und nahmen an verschiedenen Workshops teil, um ihre fachlichen Kompetenzen zu erweitern und zu verfeinern. Der intensive Austausch untereinander sowie mit den Mentor*innen war ein weiteres wichtiges Element der Akademie.
In der Rubrik „Translator´s Note“ (innerhalb des jeweiligen Profils) berichten die Teilnehmer*innen darüber, wie sie vom Programm der Akademie profitieren konnten bzw. welche Aspekte sie bei ihren Übersetzungen besonders berücksichtigt haben.
Hätte mich nicht einer meiner Freunde über dieses Programm informiert, hätte ich viele Gelegenheiten versäumt, etwa Vorträge von bekannten und erfahrenen Übersetzern zu hören, mit vielen Mitübersetzern Meinungen auszutauschen, beim Übersetzen auch jenseits der Wörter die kulturellen und historischen Hintergründe der Texte mitdenken zu lernen, Einflüsse auf die Autoren zu berücksichtigen und einiges mehr.
Ich schätze mich glücklich, am Programm der Digital Translation Academy des Goethe-Institut Südasien teilgenommen zu haben. Es war ein echtes Erlebnis für mich. Gemeinsam lasen wir die ausgewählten Texte, diskutierten miteinander, erarbeiteten unsere jeweiligen Konzepte, lasen uns gegenseitig erste Fassungen unserer Übersetzungen vor und konnten dabei viel voneinander lernen. Manchmal fanden wir in unserem Kreis die richtigen Wörter, oder wir erfassten die Stimmungen. Es hilft, Meinungen auszutauschen. Aber das ist nicht alles.
Unsere Mentoren gaben uns mit ihren entsprechenden Aufgabenstellungen stets eine gute Orientierung, etwa wie ein Text zu lesen ist, wie man die richtigen Fragen daran stellt, oder wie man die subtilen Besonderheiten eines Textes entdeckt. Während des Programms haben wir uns mit vier Texten beschäftigt: die Erzählung Die Hochzeit von Felicitas Hoppe, das Gedicht Der Spaziergang von Friedrich Hölderlin, das vor etwa zweihundert Jahren geschrieben wurde, das Gedicht mit dem ähnlich lautenden Titel Spaziergang von Michael Krüger sowie schließlich der Aufsatz Der Einbruch eines staatlichen Auftrags in die Familie. Frauentag und Diktatur von Herta Müller.
Auf der Grundlage unserer ersten Übersetzungsfassung luden wir die anderen Teilnehmenden zu einer Debatte ein, während der sie unterschiedliche Aspekte unvoreingenommen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachteten oder den Rahmen der Möglichkeiten, mit Wörtern und idiomatischen Ausdrücken zu arbeiten, erweiterten. Wir berücksichtigten die unterschiedlichen Hintergründe der Autoren, und wir setzten die Verwendung bestimmter Wörter in einen Zusammenhang. Ein Beispiel: Das erste, sehr lange Satzgefüge der Erzählung Die Hochzeit wurde von jedem Teilnehmer unseres Teams unterschiedlich übersetzt, dabei zeigte jede Übersetzung neue Möglichkeiten, mit dem Text zu arbeiten. Nachdem wir unsere jeweils erste Fassung von Der Spaziergang von Hölderlin vorgelesen hatten, äußerten sich anschließend unsere Mentoren dazu und erläuterten die Lebensgeschichte bzw. späteren Lebensphasen des Dichters. Das führte dazu, dass wir alle unsere Vorgehensweise vollständig änderten. Dies ist ein tolles Beispiel für die Workshop-Arbeit.
Darüber hinaus erörterten wir ausführlich die Ansichten von Koryphäen wie Walter Benjamin, Martin Heidegger, Rudolf Pannwitz, Friedrich Schleiermacher oder Hans-Georg Gadamer. Wir sprachen im Einzelnen vor allem über deren Perspektiven hinsichtlich kultureller Begrenzungen, Denkungsarten verschiedener Sprachen und deren Beziehungen zur Übersetzung. Wir setzten uns während der Sitzungen mit unterschiedlichen Fragen auseinander, etwa inwieweit wir dem Original gegenüber treu bleiben sollten, inwiefern wir die Zielsprache erweitern können, oder ob der Autor dem Leser durch das Übersetzen entgegen bewegt werden sollte oder umgekehrt?
Darüber hinaus haben wir aus den Vorträgen von erfahrenen und bekannten Übersetzern erfahren, mit welchen Herausforderungen und Schwierigkeiten sie beim Übersetzen konfrontiert waren und wie sie diese bewältigten. Anschließend lernten wir in zwei Workshops, welche nützlichen Tricks und Kniffe es beim Übersetzen gibt. Alles in allem haben wir eine tolle Zeit erlebt, in der wir viel über das Übersetzen erfahren haben. Ehrlich gesagt, ist sie viel zu früh zu Ende gegangen. Für mich war es eine traumhaft schöne Erfahrung. Im Alltag gibt es kaum Möglichkeiten, mit Gleichgesinnten über Literatur, Sprachen und endlose Optionen von Übersetzungen zu sprechen. Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn ich nochmals die Gelegenheit hätte, an einem solchen Workshop teilzunehmen.
Zu Beginn meines Vorworts muss etwas Wichtiges erwähnt werden: Durch meine Teilnahme als „Diamant“ an der virtuellen Übersetzungs-Akademie (DTA des Goethe-Instituts Südasien) habe ich mich natürlich verändert, denn ich habe mit den von der Akademie organisierten Veranstaltungen eine „intellektuelle Dosis“ erhalten. Diese beinhaltete vor allem Folgendes: Vorträge bedeutender Redner:innen, Diskussionen über ihre Erfahrungen als Autor:innen oder als Übersetzer:innen*1, Bereitstellung vielfältiger literarischer Materialien, Brainstorming-Workshops zum Thema Übersetzung*2, meine aktive Rolle als Teilnehmerin der Workshops, Interaktion mit renommierten Schriftsteller:innen und Sprachmentor:innen*3.
Das DTA-Team*4 hat uns dankenswerterweise einige Werke vorgelegt - etwa das Vorwort von Dilip Chitre zu seiner Übersetzung von The Immortal Experience of Being von Sant Jnandevas Anubhavamrut, Die Aufgabe des Übersetzers von Walter Benjamin, oder The Impossibility of Translating Franz Kafka von Cynthia Ozicks - , die mich zweifellos im Prozess meiner literarischen Übersetzungsaufgabe angeleitet und den jeweils nächsten Schritt erleichtert haben. Der Autorin in mir, die aus reinem Vergnügen übersetzt, wurde dabei bewusst, dass die übersetzte Literatur auch dem Leser der Zielsprache die gleiche Freude bereiten sollte.
Die unten genannten, für die Übersetzung ausgewählten deutschen Texte, einschließlich eines Gedichts, sind einzigartig. Problematisch ist, dass sich Ausgangs- und Zielsprache in Grammatik und Syntax unterscheiden. Im Prozess der mühsamen Übersetzung von komplexen, langen Sätzen bestand die Möglichkeit einer bedeutungslosen Übersetzung, aber auch einer inhaltlichen Veränderung. Da ist Vorsicht geboten, wenn man einen deutschen literarischen Text ins Marathi übersetzt. Wenn alle sprachlichen Probleme zufriedenstellend gelöst werden, ist es für den Leser der Zielsprache möglich, am Ergebnis teilzuhaben und es zu genießen.
Den Text Reviergesang von Christoph Ransmayr ins Marathi zu übersetzen, war eine Herausforderung und eine Freude gleichermaßen. Sein Schreibstil als Ich-Erzähler erzeugt einen audiovisuellen Effekt. Üblicherweise begebe ich mich bei jeder Übersetzung in die im Text beschriebene Szene oder Situation hinein, sodass ich mir sie bildlich vorstellen kann, um sie ins Marathi zu übersetzen. Einige chinesische Begriffe wurden nach ihrer Lautschrift ins Marathi übertragen: Hebei (हबे) oder Ningxia (निंगशा); einige genannte Vögel sind heimisch, so ist die Übersetzung anhand ihrer Namen relativ einfach wie Rotkehl-Drossel(कोतवाल) oder Nachtigall (बुलबुल); weitere Beispiele sind das Herbstlied (शरदऋतुतील गाणे) , oder nach ihrer Aussprache: Turdus Mendel (टुरडूस मेंडेल), , Amsel(ॲम्सेल).
Dilip Chitre ist der Ansicht, dass er Übersetzung als Lesen auf der Grundlage vieler Lesungen betrachtet, das darauf abzielt, einen kohärenten, klangvollen, reichen, vielschichtigen und komplexen Metatext zu entwickeln. Demnach ist es nötig, den Quelltext mehrmals zu lesen, um den Text, besonders den Titel, angemessen zu übersetzen, zu übertragen (स्वरमय सीमारेषा oder सीमारेषा नव्हे तर पक्ष्यांची गाणी).
Es hat mir viel Freude gemacht, den Text Wände (ओळख हरवलेलं अस्तित्व) aus Emine Özdamars autobiografischer Fiktion zum Thema Migration und das Wandern zwischen der realen und verschiedenen fiktiven Welten mit ihrem einhergehenden Identitätsverlust zu übersetzen. Auch wenn sich Emine als Ich-Erzählerin häufig Wortspielen aus Klang, Bild und Szene bedient, bleibt ihr Deutsch gut verständlich. Aber die Kraft ihres Schreibstils im Ausgangstext ist schwer aufrechtzuerhalten. Manche Wörter erzeugen eine Geräuschkulisse und haben Bewegung und Klang, dementsprechend wurden sie ins Marathi übersetzt, beispielsweise: drehte, knisterte(कडकडला), brannte (पेटला), hinkende Schritte, surrte गुणगुणणे, die Schläge von der Wanduhr (घड्याळ्याचे ठोके).
Für den Text Element (घटक…. बेभरंवशाचा) von Reiner Kunze wurden die „rauen“ Wörter des Marathi benutzt, um die scharf kritisierte DDR-Realität sowie auch die Unfreundlichkeit des ostdeutschen Systems aufzuzeigen.
In den Prosa-nahen Blankversen Zu den Akten von Harald Hartung ist das Motto „Wissen ist Macht“ wegen der umgekehrten Macht am Ende, wurde der Titel als पलटवार übersetzt.
Im kurzen Text Das Urteil von Franz Kafka geht es um die Beziehung zwischen dem dominierenden Vater und dem gehorsamen Sohn. Laut Walter Benjamin ist es die Aufgabe des Übersetzers, eine reine Sprache, die in Fremde gebannt ist, in der eigenen zu lösen, die im Werk Gefangene in der Umdichtung zu befreien. So verleihe ich der Übersetzung die richtige Struktur und Stimme, um den Leser der Zielsprache anzusprechen. Zusätzlich versuchte ich, die Gemütsschwankung und den Ton von Beiden, von Vater und Sohn, besonders die Bitterkeit sowie auch die Ironie in der Stimme des Vaters und das bescheidene Verhalten des in kafkaeske Situationen gefangenen Georg im Marathi zu erhalten. Einerseits besitzen Kafkas einfachste Sätze den Kern der reinen Sprache, andererseits gibt es aber eine tiefere Bedeutung zwischen den Zeilen. Hier war es mein vorrangiges Ziel, die Nuancen und Facetten des Ausgangstextes zu bewahren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Marathi-Version die gleiche emotionale Resonanz erzeugt.
„Der Autor schafft mit seiner Sprache nationale Literatur, die Weltliteratur wird von Übersetzern gemacht.“ Ich stimme dieser Meinung von José Saramago zu. Bei der literarischen Übersetzungen hat sich meine Kenntnis verschiedener Sprachen verbessert. Darüber hinaus habe ich mich über das Wissen anderer Länder, ihrer Kultur und Menschen informiert.
Lassen Sie uns abschließend sagen, भाषानुवादं कृत्या विश्वं समाजायन्ति | oder: wirklich bringen Menschen die Welt zusammen, indem sie Sprachen übersetzen.
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Fußnoten:
*1 Iryna Herasimovich, Prof. Maya Pandit, Ranjit Hoskote, Prof. Hans Harder, Subroto Saha, Prof. Almuth Degener
*2 Tess Lewis, Dr. Ulrike Dräsner
*3 Dr. Rajendra Dengle, Dr. Milind Brahme, Dr. Sunanda Mahajan
*4 Jayashree Joshi, Mansi Bapat
„Wie geht es dir?“ – Wenn mir jemand aus meiner Familie diese Frage stellt, antworte ich ehrlich: „Ich bin weder glücklich noch traurig. Manche Tage sind hart, manchmal verliere ich mein Selbstvertrauen, an anderen Tagen sitze ich stundenlang nur an meinem Schreibtisch und habe am Ende nichts vorzuweisen. An wieder anderen Tagen lächle ich sanft, weil ich mir vorstellen kann, was aus dem Text, an dem ich arbeite, werden könnte. Eins ist gewiss – ich bin Teil einer Meditation. Und ohne jeden Zweifel verändert sich dadurch mein ganzes Leben!“
Vieles durchzieht meinen Geist, wenn ich mich eingehend mit einer literarischen Übersetzung auseinandersetze. Diese Kunstform stellt eine anspruchsvolle Herausforderung dar, die nicht nur Fachkenntnisse erfordert, sondern auch eine tiefe Sensibilität für Sprache und Kultur. Sie fungiert als Medium, um literarische Schätze über Grenzen hinweg zu teilen und den Reichtum verschiedener kultureller Ausdrucksformen zu bewahren.
Es stellt sich jedoch die Frage: Wie gelangt ein Text in eine andere Sprache? Welche konkreten Prozesse finden dabei statt? Als junge Übersetzerin habe ich mir stets solche Fragen gestellt. In meiner anfänglichen Naivität dachte ich, es ginge lediglich darum, die Einfachheit des Verstehens von der Muttersprache in eine andere Sprache zu übertragen. Der Reiz besteht jedoch gerade darin, die Essenz eines Werks zu erfassen und sie in einer anderen Sprache wiederzugeben, ohne dabei die künstlerische Vision des Autors zu verlieren.
In dieser Hinsicht könnte man argumentieren, dass jeder Text grundsätzlich gut übersetzt werden kann. Die literarische Übersetzung steht allerdings vor der besonderen Herausforderung, die kulturelle Tiefe zu bewahren. Was passiert jedoch, wenn es in der Zielsprache und -kultur an dem Bild fehlt, das im Originaltext existiert? Jede Sprache birgt ihre eigenen Nuancen, die nicht immer nahtlos in eine andere übertragbar sind. Ein versierter Übersetzer muss nicht nur die passenden Wörter finden, sondern auch die Stimmung, den Ton und die künstlerische Absicht des Autors einfangen. Die Fähigkeit des Übersetzers, dies zu leisten, hängt von zwei entscheidenden Faktoren ab: seiner sprachlichen Kompetenz und der „Kulturfreiheit“ des Textes. Ein einziges Wort kann in der Ursprungskultur mit zahlreichen kulturellen Assoziationen verbunden sein, die oft schwer oder manchmal sogar unmöglich zu übertragen sind. Daher habe ich als Übersetzerin stets Texte ausgewählt, bei denen solche Assoziationen relativ überschaubar waren, ohne dabei die literarische Ästhetik zu vernachlässigen.
Dann tauchte plötzlich eine völlig andere Perspektive auf. Florian, ein Freund von mir, hörte meine Gedanken und sagte: „Ich denke, es ist gerade die Aufgabe von Übersetzern, die kulturelle (und historische!) Bedingtheit eines Textes deutlich zu machen, und das bedeutet auch, spezifische Merkmale eines Textes aus einer bestimmten Gesellschaft hervorzuheben. Leicht überspitzt könnte man sagen: Die Übersetzung hat nicht zum Ziel, vom Leser ‚verstanden‘ zu werden, sondern dem Leser die Möglichkeit zu geben, das eigene Unverständnis zu erkennen.“ Diese Perspektive wurde in der Übersetzungsakademie einbezogen, indem wir viele Artikel zu diesem Thema gelesen haben. Je mehr ich las, desto hungriger wurde ich nach Wissen!
Diese Akademie war weit mehr als nur eine Gelegenheit zum Lernen, sie war eine Quelle der Inspiration und eine Plattform für persönliches sowie berufliches Wachstum. Die Einblicke in die Kunst der literarischen Übersetzung haben meine Perspektiven erweitert und mein Verständnis für die subtile Schönheit der Sprache vertieft. Durch die praxisorientierten Workshops und die interaktiven Diskussionen konnte ich das Gelernte unmittelbar anwenden und meine Fähigkeiten schärfen. Die hier gewonnenen Erkenntnisse haben nicht nur meine beruflichen Fähigkeiten verbessert, sondern auch eine tiefe Leidenschaft für die Kunst des Übersetzens in mir entfacht.
Es ist faszinierend, wenn ich mich nun frage, wie ich den Übersetzungsprozess sehe. Ich würde die Frage mit einem Satz beantworten, den ich im Rahmen dieser Akademie von einem Professor gelernt habe: „What am I actually translating? I am actually translating myself!“ Diese wunderschöne Metapher gibt wieder, wie ich derzeit über das Übersetzen denke: Der Übersetzungsprozess gleicht einer Welle in einem endlosen Meer. Eine Welle kommt, vollbringt ihre Taten oder erzählt eine Geschichte. Diese Handlung des Erzählens ist so heilig, fast wie ein ritueller Gottesdienst, dass sie sich selbst opfert, sich selbst in der Handlung verliert und dadurch vernichtet wird. Dann kommt die nächste Welle, und der Prozess setzt sich fort ... und fort...
Die Übersetzung von Franz Kafkas Das Schloss ins Singhalesische war ein ebenso lohnendes wie schwieriges Unterfangen. Kafkas komplizierte Prosa, die sich durch lange Sätze und die unkonventionelle Verwendung von Kommas anstelle von Punkten auszeichnet, stellte eine Reihe von Hindernissen bereit. Die Bewahrung der Integrität der ursprünglichen Struktur war von größter Bedeutung, doch die Besonderheiten der singhalesischen Sprache erforderten eine sorgfältige Anpassung.
Die singhalesische Sprachlandschaft mit ihrem eigenen Rhythmus und ihrer eigenen Syntax stellte eine Herausforderung für die Beibehaltung der Kohärenz von Kafkas komplexen Sätzen dar. In dem Bemühen, dem Ausgangstext treu zu bleiben, waren bestimmte Anpassungen unvermeidlich, um die Klarheit und Zugänglichkeit für singhalesische Leser zu gewährleisten. Längere Sätze im Singhalesischen, die das Wesen von Kafkas Ideen zu verwässern drohten, wurden vorsichtig geteilt, ohne das Wesen der Erzählung zu beeinträchtigen. Eine der bemerkenswerten sprachlichen Nuancen war die Verwendung von Kommas anstelle von Punkten. Im Singhalesischen, einer Sprache, in der klare Satzgrenzen für Klarheit sorgen, musste bei der Anpassung dieses Stils ein Gleichgewicht zwischen Authentizität und Lesbarkeit gefunden werden. Wo es nötig war, ersetzte der Übersetzer mit Bedacht Kommas durch Punkte, um den Fluss der singhalesischen Erzähltradition aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Kafkas Intention zu beachten.
Kulturelle Divergenzen spielten bei der Übersetzung ebenfalls eine wichtige Rolle. Für einige Wörter, die in europäischen Kontexten tief verwurzelt sind, gab es aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe keine direkte Entsprechung im Singhalesischen. In solchen Fällen entschied sich der Übersetzer für moderne singhalesische Begriffe, die sich harmonisch in die europäischen Konzepte einfügten, so dass der singhalesische Leser die beabsichtigte Bedeutung erfassen konnte, ohne die kulturelle Kohärenz zu verlieren. In bestimmten Fällen zwang die kulturelle Besonderheit den Übersetzer zu einer wohlüberlegten Wahl. Die Vorstellungswelt der singhalesischen Leser kann sich erheblich von dem europäischen Kontext unterscheiden, den Kafka darstellt. Bei der Überwindung dieser Unterschiede bemühte sich der Übersetzer um ein Gleichgewicht, indem er Wörter und Ausdrücke wählte, die in beiden Kulturen Anklang fanden, und so die Kluft zwischen Kafkas Erzählung und den kulturellen Perspektiven der singhalesischen Leser überbrückte.
Darüber hinaus erkennt der Übersetzer die der Sprache innewohnenden Grenzen und die subjektive Natur der Übersetzung an. Jeder Leser bringt seinen eigenen kulturellen Blickwinkel mit, und die Nuancen können variieren. Diese Übersetzung ist ein bescheidener Versuch, die Essenz von Kafkas Werk zu erfassen und gleichzeitig die reiche Vielfalt der singhalesischen Sprache und Kultur zu würdigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Übersetzung von Das Schloss ins Singhalesische eine Arbeit aus Liebe und Respekt für Kafkas Meisterwerk ist. Sie ist eine Einladung an die singhalesischen Leser, die labyrinthischen Korridore des Schlosses zu erkunden, die zeitlosen Themen zu würdigen und sich dabei auf eine sprachliche und kulturelle Reise zu begeben, die die Essenz von Kafkas ursprünglicher Vision wiederzugeben versucht.
Das Theaterstück Die Katze Eleonore von Caren Jess habe ich im Vergleich zu allen anderen Texten, die ich bisher übersetzt habe, als besonders herausfordernd empfunden. Sowohl die Sprache des Textes als auch seine Struktur sind komplex und ungewöhnlich. Manches Mal wusste ich nicht genau, wie und wann ein Satz endet. Wenn die Struktur eines Textes nicht klar ist, wird es sehr schwierig, ihn zu verstehen. Herausstechend ist, dass die Erzählung nicht linear und chronologisch ist. Die Erzählung, die mit dem Text transportiert wird, spielt sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Für das Übersetzen ist daher mehr Verständnis und Konzentration nötig. Eine nicht alltägliche Erzählung macht es schwierig, die richtige und treffende Bedeutung zu übertragen.
Das Theaterstück besteht aus mehreren Kapiteln, und jedes Kapitel beinhaltet schwierige Substantive und Begriffe wie zum Beispiel „Echthaar“, „Benigner Proximaler Lagerungsschwindel“, „Gleichgewicht“, „Erwerbsminderungsrente“, „Phlox“, „Körperöffnungen“, „Elster“, „Buchfink“, „glitzernder Frost“, „Otolith“, „Bogangen“, „Vestibularorgane“, „Endolymphe“ und viele andere. Ähnlich schwierig sind die Verben, die häufig in den letzten Absätzen vorkommen wie zum Beispiel „staffieren“, „kriechen“, „schnurren“, „krabbeln“, „rascheln“, „knacken“, „schakern aussenden“, „ineinandergreifen“ usw.
Im Text befinden sich zudem etliche Relativsätze. Die Übersetzung wurde durch sie zu einer wahren Herausforderung. Für ein besseres Verständnis der Bedeutungen und Sinnhaftigkeit habe ich beim Übersetzen die hermeneutische Theorie, Fritz Paepckes Übersetzungstheorie sowie den hermeneutischen Zirkel nach dem Philosophen und Sprachwissenschaftler Wilhelm Dilthey angewendet.
Zuerst war ich mit dem Problem des Begriff „Benigner Proximaler Lagerungsschwindel“ konfrontiert. Anfangs verstand ich diesen wissenschaftlichen Begriff nicht. Wie sehr ich auch versuchte, mich zu konzentrieren, ich konnte mir den Sinn nicht erschließen. Dann habe ich im Internet recherchiert. Nun verstand ich ein wenig mehr. Das war nicht genug. Nachdem ich den Begriff mit den Kollegen diskutiert habe, ergaben sich zwei Möglichkeiten für eine Übertragung: اچانک سر گھومنا, سر چکرانا
Den Absatz auf Seite 10 fand ich ebenfalls schwierig. Ich wusste nicht, auf welche Weise ich diesen langen Satz verbinden oder zerlegen sollte, da er aus einer ganzen Reihe von Relativ- bzw. Halbsätzen besteht. Der Satz lautet: „(…) wie schön, was kann besser sein, als sich einem Taumel ausgeliefert zu sehen, dessen Erträglichkeit spannt wie die Eihaut der Fruchtblase kurz vor dem Riss, und ist gutartig, gut, ist nicht böse dabei, gebt mir mehr davon. (...)“
Für ein besseres Verständnis seiner Bedeutung habe ich an dieser Stelle den hermeneutischen Zirkel nach Dilthey angewendet. Der hermeneutische Zirkel besagt: Ein Ganzes kann danach nur verstanden werden, wenn man seine Einzelteile versteht, und die Einzelteile können nur verstanden werden, wenn das Ganze verstanden wird. Das bedeutet, wenn man die Wörter versteht, dann versteht man den ganzen Satz. Wenn man die Sätze versteht, dann kann der ganze Absatz verstanden werden. Man versteht das gesamte Werk, indem man die Absätze versteht. Und umgekehrt.
In diesem Fall habe ich eine Liste von schwierigen Wörtern erstellt, darunter etwa „Taumel“ (جنون ), „Erträglichkeit“ برداشت کرنے کی صلاحیت ), „Eihaut“ ( امینیٹک جھلی ), „Fruchtblase“ ( جنین کی جھلی ) usw.
Sobald wir die Worte verstehen, wird es einfacher, zunächst den Satz und dann den Absatz zu verstehen.
Das gleiche Problem befindet sich auf Seite 11: „(...) Bewegung Beruhigung mal Gurke aufs Auge herausfordernd ja das Soziale das sei sicher sei so so ist das da sehe sie nun und beruflich wie wollen Sie das also ich meine nur meine als Katze? (...)“
Hier bin ich ähnlich vorgegangen. Zunächst habe ich den gesamten Absatz zerlegt, um den Sinn besser erfassen zu können. Wie der Übersetzungswissenschaftler Fritz Paepcke sagt: Man übersetzt nicht die Bedeutungen der Wörter, sondern das Gemeinte.
Im Text befindet sich der interessante Begriff „Die schicke Lady“. Dieser hat unterschiedliche Bedeutungen wie etwa: ,حسین خاتون, خوبصورت خاتون, خوش پوش خاتون,.( فیشن میں رہنے والی خاتون
Es war alles andere als leicht, eine Wahl zu treffen. Ich tauschte mich mit mehreren Experten des Urdu darüber aus. Auch ihnen ging es mit der Fragestellung ähnlich. Schließlich rieten sie mir, mit der Bedeutung خوش پوش خاتون zu gehen.
Der Text enthält das folgende philosophische Zitat: „Instinkt sticht Vernunft.“ In einem ersten Anlauf habe ich es verstanden als عقل کا فطرت پر ہونا , aber das erschloss sich mir nicht. Nach einer weiteren Diskussion mit den Urdu-Experten stellte sich heraus, das Zitat war nicht vollständig. Es bedeutet: عقل پر فطرت غالب اگئی
Mit dem Absatz auf Seite 48 hatte ich Probleme: „(...) Wenn sich ein kleiner Otolith in den Bogengängen eines ihrer Vestibularorgane löst, woraufhin die Endolymphe artifiziell in Bewegung gerät und realitätswidrige Informationen ans Gehirn aussendet, überfällt Eleonore hochakut Drehschwindel, der in eine Lache Erbrochenem mündet. (...)“
Dieser Absatz enthält eine Reihe wissenschaftlicher Begriffe wie zum Beispiel „Otolith“, „Bogengängen“, „Vestibularorgane“, „Endolymphe“ usw. Mit solchen Begriffen war ich nicht vertraut. Zunächst habe ich mit den Urdu-Experten Rücksprache gehalten. Sie empfanden die Begriffe ebenfalls als herausfordernd.
Anschließend suchte ich Rat bei Lehrern für Urdu. Sie empfahlen mir, die Wörter jeweils im Internet nachzuschlagen und nach Bildern zu suchen. Das war tatsächlich hilfreich.
Während des Übersetzens dieses Textes habe ich wirklich begriffen, was es heißt, dass die Übersetzung vom Verstehen abhängt. Die hermeneutische Theorie besagt, dass beim Übersetzen das Verstehen eine wichtige Rolle spielt. Wer Texte übersetzt, muss sie verstehen. Hermeneutik ist hauptsächlich eine Kunst des Verstehens.
Nach dem Sprachwissenschaftler Fritz Paepcke heißt es, wer einen Text übersetzt, muss ihn zunächst verstehen. Ohne Verstehen geht die Übersetzung nicht. Wer einen Text übersetzt, erkennt einen sprachübergreifenden Zusammenhang des Gemeinten.