Beethoven - Eastern variations
Ein Projekt anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven unter der Leitung des Goethe-Instituts.
Beethoven – Östliche Variationen ist ein konzeptionell elektro-akustisches Musikalbum mit transkulturellen Neuschöpfungen von Beethovens 7. Symphonie, zweiter Satz, in Zusammenarbeit mit traditionellen Musiker/innen aus Indien und der Türkei.
Der künstlerische Kurs dieser Produktion konzentriert sich entschieden auf verschiedene Aspekte aus Beethovens Leben, als er—von 1811 bis 1813—diese Symphonie komponierte. Dabei sollen sein Charakter, seine persönliche Lage sowie Veränderungen in diesem Zeitraum veranschaulicht und die einflussreichsten, prägensten Aspekte während der Schaffung der 7. Symphonie bestimmt werden.
Sein ganzes Leben lang widmete sich Beethoven der Musik und ihrer Weiterentwicklung. Er war ein Schöpfer, Entdecker und Wegbereiter mit einem leidenschaftlichen Verlangen für Freiheit und Unabhängigkeit, sowie einer reinen, unvoreingenommenen Faszination für fremde Kulturen. Die Zeit zwischen 1811 und 1813 stellte sicherlich eine erschütternde, mühsame, stürmische und hochemotionale Periode in seinem Leben dar, in der die Musik zu seinem Ventil wurde. Der zweite Satz der Symphonie wird von Forscher/innen mit der ,,Unsterblichen Geliebten'', höchswahrscheinlich Josephine Gräfin Deym von Stritetz, in Verbindung gebracht, zu der Beethoven bereits seit 1799 eine geheime Beziehung unterhielt und mit der er vermutlich eine heimliche Tochter hatte, Minona, die im Jahr 1813 geboren wurde. Dasselbe Jahr (1813, das Jahr der Premiere von Beethovens 7. Symphonie) markierte den Anfang vom Ende der napoleonischen Herrschaft über Europa. Beethoven, der anfangs ein Bewunderer Napoleons gewesen war, wandte sich später von ihm ab, nachdem dieser zu einem absolutistischen Diktator geworden war. Für Europa als gegenwärtiger Allianz gleicher Nationen hingegen bedeutete 1813 den Beginn von Auseinandersetzungen und Kämpfen um Unabhängigkeit. Es war unzweifelhaft eine Zeit, in der alte Strukturen in der Auflösung begriffen waren und ein intensiver Kampf für neue Richtlinien in politischer, kultureller und sozio-politischer Orientierung in einem zeitgenössischen Europa begonnen hatten. Für einen Mann wie Beethoven, mit standhaftem Charakter und ausgeprägten politischen und kulturellen Überzeugungen, hatten diese Jahre durchaus einen beachtlichen Einfluss auf das innere und äußere Leben.
Seit 1811/12 begann Beethoven an schwerwiegenden Ohrenproblemen zu leiden, die schließlich zu seiner Taubheit führten. Immer und immer mehr spielte sich sein musikalisches Schaffenswerk deswegen in der innerlichen, abgeschiedenen Welt seines Kopfes ab. Dazu gezwungen, diese Einschränkungen zu akzeptieren, schien er in seinem Vorstellungsvermögen frei und grenzenlos zu sein, während er vollständige Werke komponierte, ohne dafür auf einem einzigen Instrument üben zu können. Gleichzeitig bereiste er die Welt in seinen Träumen. Beethoven war von fremden Kulturen fasziniert und brannte darauf, diese zu erkunden. Er bereiste Europa, hatte aber doch nie die Chance, andere Kontinente zu besuchen. Stattdessen reiste er in seinen Träumen in andere, weit enfernte Länder und Kulturen. Es heißt, dass er auch ein gewisses Interesse an der ottomanischen und indischen Kultur entwickelte.
Dieses Projekt ist darauf ausgerichtet, eine 30,48 cm/45RPM Schallplatte mit einer Gesamtlaufzeit von 24 Minuten hervorzubringen.
Ulrich Mertin (Istanbul, Türkei)
Ulrich Mertin ist ein Violaspieler und experimenteller Komponist, der dafür bekannt ist, klassische, House-, Folk-, experimentelle und elektonische Stile miteinander zu kombinieren. Er wurde in Hoyerswerda (Deutschland) geboren und studierte Violine bei Prof. Max Speermann an der HfM Würzburg sowie Viola bei Prof. Stefan Fehlandt an der ,,Hochschule für Musik Hanns Eisler” in Berlin. Er erhielt Stipendien von dem Vienna Philharmonic Orchestra, den Darmstadt International Summer Courses und der International Ensemble Modern Academy. Zwischen 2003 und 2005 arbeitete er für das Konzerthausorchester Berlin. Als Solo-Violaspieler trat er dem European Union Chamber Orchestra und dem Ensemble Resonanz bei; als Solist und Kammermusiker arbeitete er mit renommierten Komponisten wie György Kurtag, Helmut Lachenmann, Steve Reich, Tristan Murail und Pierre Boulez zusammen. Zudem spielt er in ganz Europa Solo-Konzerte und Werkpremieren, die ihm gewidmet werden.
Regelmäßig arbeitet Ulrich Mertin mit weltberühmten zeitgenössischen Musikensembles wie z.B. Klangforum Wien, Ensemble Modern und der MusikFabrik zusammen. Er gibt Meisterklassen und Workshops für Musiker/innen und Komponist/innen in Europa und der Türkei. Neben seiner musikalischen Karriere verbringt Mertin viel Zeit in Istanbul, wo er die perfekte Plattform für sein wichtigstes Anliegen gefunden hat: interkulturelle Austauschprogramme. Mertin ist Co-Direktor des Hezarfen Ensembles, welches er im Jahr 2009 gemeinsam mit dem amerikanischen Komponisten Michael Ellison in Istanbul gründete. Das preisgekrönte Ensemble wird regelmäßig auf internationale Festivals, wie z.B. MaerzMusik Festival, Ruhrtriennale, Klangzeit Festival Münster, Rotterdamer Operagdagen, IKSV Music Festival Istanbul eingeladen. Mit wachsendem Erfolg widmet es sich der Förderung der zeitgenössischen türkischen Musikszene und deren Integration in die internationale Musikwelt.
Varun Desai (Kolkata, Indien)
Varun Desai ist ein multidisziplinärer Künstler und Elektro-Musiker. Mit mehr als 15 -jähriger Arbeitserfahrung als Promoter, Label-Betreiber, Produzent, Designer und Videokünstler im Kunst- und Kulturbereich, arbeitete er bereits an Projekten in Deutschland, Polen, Großbritannien, der Schweiz, Portugal und Nepal.
Varun Desais Unternehmen Littlei produziert seit 2007 Konzerte und Festivals in Kolkata und ist für die Entwicklung neuer Kunst- und Musiktraditionen in der Stadt verantwortlich. Als Musiker, Komponist und Pädagoge war er an transkulturellen Projekten und Residenz-Programmen beteiligt; außerdem fertigte er Kunstwerke an, welche die technologischen Fortschritte des digitalen Zeitalters ansprechen.