Webinar
7 Dezember 2024
8.00-10.30 Uhr EST / 13:00-15:30 Uhr GMT / 14:00-16:30 Uhr CET / 18:30-21:00 Uhr IST
Es wird eine Pause und am Ende des Webinars Zeit für eine Diskussion geben.
Was wäre, wenn wir die Kunstgeschichte so schreiben würden, als wäre Paul Klee ein Inder oder Prabhakar Barwe ein Deutsch-Schweizer gewesen? Was würde es bedeuten, Kunstgeschichte als ein sich gegenseitig verflechtendes Beziehungsgeflecht zu schreiben, das frei von nationalen Ursprungspunkten funktioniert? Wie könnten wir zentrale kunsthistorische Konzepte wie Einfluss, Chronologie und die Entwicklung von Kunststilen in Frage stellen?
In diesem zweiten Webinar der Reihe „Exploring Modernisms“ wird die Kunsthistorikerin Rebecca M. Brown (Johns Hopkins University, Maryland) diese „Als-ob“-Ideen untersuchen, indem sie Modernismus und Abstraktion als globale Phänomene mit einem Schwerpunkt auf Indien und Deutschland/Schweiz entfaltet. In vielen gängigen Auffassungen der Kunstgeschichte hat die „westliche“ moderne Kunst außerhalb Europas und der USA einen eigenständigen, separaten Modernismus geformt, der immer als rückständig, als Nachahmung des Vorangegangenen und als Kampf um Originalität betrachtet wurde. Dieser Vortrag eröffnet eine komplexere Sichtweise und befasst sich mit Ideen von Interdependenzen, irrtümlichen Begegnungen und der Bewegung von Ideen im 20. Jahrhundert mit besonderem Augenmerk auf die Knotenpunkte Deutschland/Schweiz und Indien. Wie setzen sich Künstler*Innen mit ähnlichen Problemen auseinander - mit Abstraktion, Sprache und Kommunikation, dem Umgang mit einer unterbrochenen, fragmentierten Geschichte, der Suche nach der Lebendigkeit von Minderheitenkulturen? ? Wenn wir gegen den Strich denken, wenn wir einen indischen Klee und einen schweizerisch-deutschen Barwe denken, welche neuen, radikalen Manöver zwischen Moderne und Abstraktion werden wir finden?
Im Anschluss an den Vortrag wird die Kunsthistorikerin Jo Ziebritzki (Ruhr-Universität Bochum) in die Diskussion einsteigen und ihre Expertise über die globale Moderne, die Geschichte der Kunstgeschichte und queer-feministisches Denken einbringen.
Vortragende: Rebecca M. Brown (Johns Hopkins University, Maryland)
Disskutantin: Jo Ziebritzki (Ruhr-Universität Bochum)
Über die Vortragenden:
Rebecca M. Brown ist Professorin für Kunstgeschichte und hat den Lehrstuhl für Museumsstudien und Kulturerbe-Management an der Johns Hopkins University inne. Sie ist spezialisiert auf Kunst, Architektur und visuelle Kultur der Kolonialzeit und der Moderne, mit besonderem Schwerpunkt auf Südasien. Sie hat zahlreiche Artikel, drei Bücher und sechs Mitherausgeberbände veröffentlicht. Gegenwärtig beschäftigt sie sich mit dem südindischen Maler KCS Paniker (1911-77) und zeichnet seine Irrfahrt zur Entfaltung einer Sprache der Malerei in den 1960er und 1970er Jahren nach.
Jo Ziebritzki arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Kunstgeschichte, die Entstehung des Fachs sowie die transkulturelle und queer-feministische künstlerische Moderne. Zu diesen Themen hat Ziebritzki Artikel in Zeitschriften wie Kritische Berichte, Journal of Art Historiography, Grey Room und Kunst und Politik veröffentlicht und ein Buch über Stella Kramrisch, Kunsthistorikerin zwischen Europa und Indien. Ein Beitrag zur Depatriarchalisierung der Kunstgeschichte (Marburg 2021). Sie war Stipendiatin am Zentralinstitut für Kunstgeschichte (München) und am Warburg Institute (London). Ziebritzki ist Mitbegründerin des DFG-Netzwerks Wege - Methoden - Kritiken: Kunsthistorikerinnen 1880-1970.
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