Neapel brodelt im Einklang mit den Magmakammern in seinem Untergrund. Dichte, warme Klangwogen spülen uns durch die Stadt. Stimmen, Rufe, Gesang, Trommeln, Akkordeon. Das „mig-mig“ der Motorini rhythmisiert jeden Weg durch die engen Gassen des centro storico, alles ist mit allem in ständiger Kommunikation. Über einer chaotisch belebten Straßenkreuzung schwebt ein Abendglockenspiel, und ein Passant summt leise mit.
In der Solfatara westlich der Stadt pfeift die „bocca grande“ wie ein Wasserkessel schweflige Dämpfe aus. Ob es unsicher ist, hier zwischen Vesuv und den „Campi Flegrei“, den brennenden Feldern zu leben, an einem der geologisch aktivsten Orte der Welt? „... ja, vielleicht, aber alles ist doch unsicher“, antworten die, die wir fragen. Natürlich wünscht man sich immer, dass der Tod noch ein bisschen auf sich warten lässt. Aber Angst? Die hält einen vom Leben ab. Diese Stadt findet ihr Glück und ihre Freiheit darin, dass sie – heute! – ist.