PASCH-Schulen aus Südwesteuropa erproben neues Gesprächsformat
Mit Talk ohne Grenzen in Hamburg
© Goethe-Institut Italien | Foto: Klaus Dorwarth
Das neue Gesprächsformat der Goethe-Region Südwesteuropa hat seinen Testlauf bestanden: Sieben PASCH-Schulen aus sieben Ländern beeindruckten vom 25.-30. April 2023 in Hamburg mit ihren Talkshows, die sie für die Jugendbegegnung in der deutschen Medienstadt vorbereitet hatten. Die Ideenentwickler*innen des Goethe-Instituts geben nun grünes Licht für ein neues Sprachlernangebot.
Von Klaus Dorwarth
SPRECHHEMMUNGEN ÜBERWINDEN UND DEN DIALOG FÖRDERN
In welcher Klasse gibt es sie nicht, die Angst vor dem Sprechen in der Fremdsprache. Das zeitintensive schulische Grammatikprogramm und der fehlende Kontakt zur Zielkultur sind meist verantwortlich dafür, dass Jugendliche die mündliche Kommunikation in der fremden Sprache meiden oder gar fürchten. Es gilt also gegenzusteuern und stimulierende Sprechanlässe zu schaffen. Einen neuen Akzent setzt jetzt das in der Goethe-Region Südwesteuropa entwickelte Gesprächsformat Talk ohne Grenzen.JUGENDBEGEGNUNG IM TALK
Nach einem Training für Lehrkräfte zu Beginn des Schuljahres und einer sechsmonatigen Pilotphase in den Klassen war es soweit: Fast fünfzig PASCH-Schüler*innen aus Frankreich, Belgien, Luxemburg, Italien, Spanien, Portugal und Malta fanden sich auf Einladung der Goethe-Institute Südwesteuropas im April zu einer fünftägigen Jugendbegegnung in Hamburg zusammen. Für Italien war die Gewinnergruppe aus der nationalen Vorauswahl angereist: sieben Schüler*innen um Marialuisa Brambilla, Deutschlehrerin am naturwissenschaftlichen Gymnasium „Nicolò Copernico“ in Brescia in der Lombardei.Das Ziel der Begegnung: die Vorstellung der in den Heimatländern erarbeiteten Talkshows und die Vernetzung der Jugendlichen durch die Erstellung neuer Talkrunden, ausgedacht in gemischten Ländergruppen zu kulturvergleichenden Themen.
Die Themen, die die Schüler*innen während des Schuljahres umgesetzt hatten, waren selbst gewählt und zeigten, was die Jugendlichen beschäftigt: Nesthocker (Italien), Schule (Frankreich), Fleischkonsum (Belgien), Billigmode (Luxemburg), Mobbing (Malta), Fächerwahl (Portugal) und der Umgang mit der Plattform TikTok (Spanien).
Gut vorbereitete Moderator*innen und kontrovers diskutierende Studiogäste sorgten für authentische Talkshow-Atmosphäre. Dazu kamen ideenreiche Szenarien mit Expertenmeinungen, eingespielten Interviews, Umfrageergebnissen und Fakten aus statistischen Erhebungen – professionelle Zutaten, die zusammen mit einem Hauch von Ironie und schauspielerischer Kreativität die Zuschauer*innen begeisterten.
Mit zwanzig noch zu Hause wohnen? Was meint das Publikum? | © Goethe-Institut Italien | Foto: Klaus Dorwarth Mit einer Rollenbesetzung der besonderen Art wartete die italienische Gruppe auf. In ihrer Talksendung mit dem selbst gewählten Titel Die Frage der Fragen rückten die Gymnasiasten aus der Lombardei das Konfliktthema „Nesthocker“, auch bekannt als „Hotel Mama“, in den Fokus der Diskussion. Entgegen aller Stereotypen präsentierte sich die „Mutter“ des „zwanzigjährigen Universitätsstudenten“ Francesco mit der unkonventionellen Einstellung, ihr Sohn möge endlich von zu Hause ausziehen, um selbständig und erwachsen zu werden – kein Grund für den jungen Mann, sein Programm zu ändern: Als Universitätsstudent habe er einen Vollzeitjob und könne es sich nicht erlauben, seine Zeit mit Einkaufen, Waschen und Putzen zu verbringen... eine Performance, der es an Hintergründigkeit zum südländischen Rollenverständnis von Mann und Frau nicht fehlte. Nach dem gebührenden Applaus für die wohlvorbereiteten nationalen Vorstellungen ging es im zweiten Programmteil um den Vernetzungsgedanken, verbunden mit dem Reiz der Improvisation: In gemischten Ländergruppen kreierten die Jugendlichen in kurzer Zeit neue Talkshowszenarien, in denen über kulturvergleichende Themen diskutiert wurde. Dabei entstanden Gesprächsrunden zu Themen wie Musik, Gossip und typische Gerichte; eine Gruppe versuchte sich gar an dem komplexen Thema der Strafmündigkeit Jugendlicher im europäischen Vergleich.
PODCAST, NORDDEUTSCHER RUNDFUNK UND MEHR
Wie kommen Meldungen ins Radio und Fernsehen? Wie können die Schüler*innen ihre Talkshows künftig als Podcast vertonen, um auf pasch-net ein breites Publikum zu erreichen?Passend zur Medienstadt Hamburg gestalteten sich das Rahmenprogramm und weitere Aktivitäten. Während eines Besuchs beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) erlebten die Jugendlichen die Live-Übertragung einer Radiosendung mit und durften Lieder in ihren Landessprachen ankündigen. In den Fernsehstudios konnten sie die Vorarbeiten zu einer Talkshow beobachten und trafen auf den bekannten Fernsehmoderator Ingo Zamperoni, der sich gern für ein Gruppenfoto anbot.
Dazu kam das Medium Podcast: In einem Workshop mit einem professionellen Podcaster erhielten die Schüler*innen Einblick in die Arbeit mit selbstgemachten Hörproduktionen. In wenigen Stunden bekamen sie die Basisinstrumente dafür, wie sie ihre Talkideen in Zukunft auf der digitalen Plattform der PASCH-Initiative einer breiten Zuhörerschaft zur Verfügung stellen können. Eine interessante Abwechslung bot die BallinStadt. Das Hamburger Auswanderermuseum war ein wichtiger Tagungsort der Jugendbegegnung. Gleichzeitig vermittelte der historische Ort der internationalen Schülergruppe einen lebendigen Eindruck von der Auswanderung vieler Millionen Menschen, die aus Europa über Hamburg auf den Ozeandampfern der Hapag-Reederei in die Neue Welt aufgebrochen waren.
Was schlussendlich bei einem Aufenthalt in Hamburg nicht fehlen durfte: ein Besuch der Elbphilharmonie. Das fotogene Wahrzeichen Hamburgs erschloss sich der Gruppe auch aus der Innenperspektive. Eine organisierte Führung durch den nicht öffentlichen Konzertbereich hinterließ bei allen einen bleibenden Eindruck.
PASCH – Eine Werkstatt für innovative Lernangebote
Talk ohne Grenzen ist im Rahmen der Initiative „Schule: Partner der Zukunft“ (PASCH) entstanden. Das Schuljahr 2022-2023 diente den Ideenentwickler*innen der Goethe-Region Südwesteuropa dazu, das neue Gesprächsformat zu erproben. Die Schülerpräsentationen aus der Pilotphase haben gezeigt: Das Konzept ist schlüssig, die Ergebnisse sind überzeugend. Damit steht fest: Das neue Lernangebot für Deutsch als Fremdsprache zur Schulung der Gesprächsfähigkeit und des Ausdruckvermögens hat beste Erfolgsaussichten und kann auf breiter Ebene an den Start gehen. Wir freuen uns auf Sie!WETTBEWERB „TALK OHNE GRENZEN“ - Schuljahr 2023-2024:
– Informationen für Lehrkräfte
– Videobeispiele mit Schüler*innen
– Tipps und Unterrichtsmaterialien
– Anmeldung zum Wettbewerb 2023-2024