Die Stadien der Fußball-EM 2024
Von der Gelben Wand bis zur Stadiontaufe
In welchem Stadion kann man heiraten, welches Stadion lässt sich wie ein Spielzeug steuern und wo ist der Frauenfußball vertreten? Zur Fußball-Europameisterschaft der Männer stellen wir euch die zehn Spielstätten in Deutschland vor.
Von Alina Schwermer
München
Das Eröffnungsspiel der EM 2024 findet in der Arena in München statt. Ihr Markenzeichen: die berühmte Luftkissenfassade aus fast 3.000 Folienkissen, die beleuchtet werden kann. Zu Spielen des FC Bayern strahlt sie in Rot, zu Länderspielen in den Farben der deutschen Flagge. Es ist eine der größten LED-Fassaden der Welt. Bei der letzten Männer-EM 2021 sollte die Arena beim Spiel Deutschland gegen Ungarn in Regenbogenfarben leuchten, um ein Zeichen gegen die queerfeindliche Politik in Ungarn zu setzen. Der Verband UEFA – die Union der Europäischen Fußballverbände – verbot dies jedoch mit der Begründung politischer Neutralität. Die Münchner Arena ist das Heimstadion der Männer und bei Highlightspielen auch der Frauen des FC Bayern.
Berlin
Im Olympiastadion in Berlin wird 2024 unter anderem das EM-Finale ausgetragen. Das Stadion wurde im nationalsozialistischen Deutschland für die Olympischen Sommerspiele 1936 erbaut. Heute ist das unter Denkmalschutz stehende Olympiagelände sehr umstritten. Viele Kritiker*innen fordern einen anderen Umgang mit dem NS-Bau, zum Beispiel durch Abriss der Skulpturen aus der NS-Zeit oder durch besser einordnende Erklärtafeln. Wenn nicht gerade EM ist, spielen im Olympiastadion die Männer von Hertha BSC.
Dortmund
Das Stadion in Dortmund ist eines der berühmtesten Stadien in Europa und mit 81.000 Plätzen das größte Stadion Deutschlands. Weltberühmt ist seine Südtribüne, die nur aus Stehplätzen besteht und 25.000 Fans Platz bietet. Bei Spielen der Männer von Borussia Dortmund verwandelt sie sich in eine „Gelbe Wand“. Viele Fußballtourist*innen aus dem Ausland reisen allein deswegen an.
Gelsenkirchen
Das Dach der Multifunktionsarena in Gelsenkirchen ist verschließbar und der Rasen kann auf Schienen aus dem Stadion herausgeschoben werden. Hier finden unter anderem Biathlon-Wettbewerbe, Konzerte und Boxkämpfe statt, auch das Eröffnungsspiel der Eishockey-WM der Männer 2010 wurde auf Schalke ausgetragen. Außerdem ist es eines der wenigen Stadien in Deutschland mit einer Kapelle: Man kann hier kirchlich heiraten oder eine Taufe abhalten. In der Bundesliga ist es die Arena der Männer von Schalke 04.
Köln
Im Kölner Stadion wurde im Frühjahr 2023 ein Rekord aufgestellt: Mit 38.000 Zuschauer*innen war die Partie des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt das bestbesuchte Spiel in der Geschichte der Frauen-Bundesliga. Denn das Stadion in Köln ist nicht nur die Heimstätte der Männer, sondern bei Highlightspielen auch der Frauen des 1. FC Köln. Seit 2010 wird auch das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln ausgetragen. 2023 war das Stadion beim Finale zwischen Wolfsburg und Freiburg mit 44.808 Zuschauer*innen erstmals bei einer Frauen-Partie ausverkauft.
Hamburg
Das Volksparkstadion in Hamburg musste für die EM 2024 saniert werden, um den Richtlinien der UEFA zu entsprechen. Doch es kam zum Eklat: Der hier ansässige Hamburger SV gab die dafür von der Stadt erhaltenen 23,5 Millionen Euro anderweitig aus. Schließlich liehen der Investor Klaus-Michael Kühne und weitere Geldgeber dem Klub einen Millionenbetrag, sodass die Sanierung doch noch angegangen werden konnte.
Leipzig
Die Arena in Leipzig ist das kleinste Stadion der EM und das einzige auf ehemals ostdeutschem Gebiet. Errichtet wurde es, um bei der Männer-WM 2006 auch einen ostdeutschen Standort zu haben. Weil es aber damals in Leipzig keinen Profifußball gab, machte das Stadion Verluste. Schließlich stieg der Getränkehersteller Red Bull ein und gründete den Verein RasenBallsport Leipzig, kurz RB Leipzig, der mit großzügiger Finanzierung einen rasanten Aufstieg hinlegte und seit 2016 in der 1. Bundesliga spielt.
Stuttgart
Die Arena in Stuttgart wurde für die Europameisterschaft für rund 130 Millionen Euro umgebaut, deutlich mehr als geplant. Als einziges Stadion in Deutschland war Stuttgart bereits Austragungsort von Finalspielen aller drei großen europäischen Klubwettbewerbe der Männer. Außerdem fanden in der Arena bereits Partien von je zwei Welt- und Europameisterschaften statt. Viele deutsche Fans erinnern sich noch an die WM 2006, als das DFB-Team in Stuttgart den dritten Platz holte. Außerhalb internationaler Meisterschaften ist die Arena die Heimstätte der Männer des VfB Stuttgart.
Düsseldorf
Eine regelrechte Mehrzweckhalle ist die Arena in Düsseldorf. Regelmäßig werden Konzerte und Events ausgetragen, darunter auch der Eurovision Song Contest 2011. Im Januar 2024 stellte hier das Eröffnungsspiel der Handball-EM der Männer einen Publikumsweltrekord für ein Handballspiel auf. In der Bundesliga ist es das Heimstadion der Männer von Fortuna Düsseldorf.
Frankfurt
Im Stadion in Frankfurt fand bei der letzten Weltmeisterschaft in Deutschland, der Frauen-WM 2011, das Finale statt. Zur EM 2024 investierte die Stadt Frankfurt rund 30 Millionen Euro unter anderem in die Modernisierung des Stadions – fast doppelt so viel wie geplant. Aus der Politik gab es auch Kritik an der schnellen Bewilligung dieser Mehrkosten. Das Stadion ist die Heimstätte der Männer und zu Highlightspielen auch der Frauen von Eintracht Frankfurt.