Berlinale-Blogger 2020
„For the time being”, der erste Spielfilm von Salka Tiziana

For the time being (quer)
For the time being |  © Salka Tiziana

Die Berliner Woche der Kritik ist ein Raum für Debatten und bietet die Möglichkeit, neue Regisseure zu entdecken. Gezeigt wurde dort unter anderem „For the time being”, das bemerkenswerte Erstlingswerk von Salka Tiziana, eine Filmemacherin die man nicht aus den Augen verlieren sollte.

Von Javier H. Estrada

Die gebürtige Deutsche ist in Barcelona aufgewachsen und studierte Film in Hamburg und Buenos Aires. Der Schauplatz ihres Films ist die Sierra Morena in Andalusien. Dort besucht die Protagonistin Larissa mit ihren beiden Söhnen Jon und Ole ihre Schwiegermutter. In deren Haus wartet die Familie auf die Ankunft des Vaters der Kinder. Diese verzögert sich jedoch und die immer düster werdende Atmosphäre wird zusehends bestimmt von einer unausweichlichen melancholischen Stimmung.

 

Zeit der Stille

Die Regisseurin arbeitet mit unterschiedlichen Filmformaten, vom 16-mm-Format bis zum Digitalfilm. Damit bringt sie auf äußerst sensible Weise ein breites Spektrum an Gefühlen zum Ausdruck. Hinter subtilen und leisen Reaktionen und flüchtigen Gesten steckt eine unruhige und zerbrechliche Gemütsverfassung. Auch der zunächst eher dokumentarische Stil erhält mit der Zeit eine starke atmosphärische Ausdruckskraft, über die sich das Tempo des Films ausbreitet. Vor dem Hintergrund einer beeindruckenden Berglandschaft und dem vorbeifließenden Wasser richtet Tiziana den Blick auf die Figuren und bringt deren Gefühle glaubwürdig und aufrichtig zum Ausdruck.

Persönliche Erinnerung

Die Regisseurin stellt eine enge Beziehung zur umliegenden Landschaft her, was mit ihren eigenen Kindheitserinnerungen zusammenhängt. Nach mehreren Sommeraufenthalten in der Sierra Morena haben sich diese Bilder in ihre Erinnerung eingeprägt. Das Haus und die Natur werden in präzisen und feinfühligen Einstellungen gefilmt. Hervorzuheben ist zudem der hervorragende Einsatz des Lichts durch den Kameramann Tom Otte.

For the time being ist ein kontrastreicher Film, der die Licht- und Schattenseiten der menschlichen Gefühlswelt auf intelligente Weise erfasst. Es ist eines der bemerkenswertesten Debüts, die in Berlin zu sehen waren.

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