Morning Has Broken (2001) besetzt den utopischen Idealismus des gleichnamigen Folk-Songs von Cat Stevens aus dem Jahr 1971 neu mit der Trauer über das Ende eines Raves – eine subkulturelle Bewegung, die schnell vom Mainstream vereinnahmt wurde. Der Super 8 Film dokumentiert erschöpfte Raver, die von einer illegalen Veranstaltung in Vancouver und einer Nacht aus Musik, Tanz und Drogen in die Morgendämmerung strömen. Indem die körnigen Bilder bunt gekleideter ‚Candy Raver‘ mit dem Sentiment des altmodischen Pop-Hits überschrieben werden, verschiebt sich die Bedeutung der Dämmerung von den Idealen der Bohème der 1970er-Jahren hin zum hedonistischen Techno-Utopismus der Rave Szene der späten 1990er-Jahre.
Text von Maxwell Stephans, 2020
Jeremy Shaw wurde in Nord-Vancouver geboren, er lebt und arbeitet in Berlin. Er bedient sich vielfältiger Medien, um modifizierte Bewusstseinszustände und jene kulturellen und wissenschaftlichen Praktiken zu erkunden, anhand derer transzendentale Erfahrungen dokumentiert werden sollen. Indem er die Strategien von Cinema-Verité, Konzeptkunst, Musikvideo und wissenschaftlicher Recherche häufig miteinander kombiniert und übersteigert, erschafft Shaw einen Raum des Post-Dokumentarischen, innerhalb dessen die Erwartungen an eine Beweiskraft des bewegten Bildes kompliziert werden. Shaws Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten, darunter das Museum of Modern Art, New York, Centre Pompidou, Paris und Tate Modern, London. Er war zudem Teil internationaler Übersichtsausstellungen wie der 57. Biennale in Venedig und der Manifesta 11, Zürich.