Ausstellung
GEISTER

GEISTER
© Maks Graur

Expoflora–Pavillons im Herăstrău Park

GEISTER
kuratiert von Kristin Wenzel 

Eine Ausstellung in den Expoflora–Pavillons* im Herăstrău Park, organisiert vom Goethe-Institut Bukarest in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut in Bukarest, dem Österreichischen Kulturforum Bukarest und British Council Romania. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung Bukarest und der Verwaltung für Seen, Parks, Freizeit Bukarest.

Projektkoordination: Tamina Bojoancă
Grafikdesign: Maks Graur, nach einer Malerei von Lulzim Zeqiri


13.04.2024 – 05.05.2024 **
Eröffnung: 13.04. | 14.00 – 23.00 Uhr

Programm Eröffnung:

  • 14.00 – 16.00 Uhr Community Picknick mit Kristin Wenzel
  • 18.00 – 19.00 Uhr Performance von Irina Gheorghe
  • 20.00 – 21.30 Uhr Music Performance von Dragoș Ilici

Künstler*innen: Tudor Bratu, Zuzanna Czebatul, Irina Gheorghe, Specula Group, Birgit Hölmer, Bram Kuypers & Lennart de Neef, Dragoș Ilici, Alice Gancevici & Remus Pușcariu, Aidan Frere-Smith, Kristin Wenzel, Lulzim Zeqiri.

“When the present has given up on the future, we must listen for the relics of the future in the unactivated potentials of the past.”
  • Mark Fisher, The Metaphysics of Crackle: Afrofuturism and Hauntology

Wenn es wackelt und klirrt, denke ich an Geister.

Der Überlebensrucksack liegt gepackt neben meinem Bett. Manchmal, wenn ich nicht einschlafen kann und an die Decke meines Zimmers im 5 Stock des Apartments auf dem Carol Boulevard starre, dann gehe ich alle Dinge noch einmal in meinem Kopf durch: Wasser, Trillerpfeife, Taschenlampe, Messer, Handschuhe, Rettungsdecke, Traubenzucker, Wollsocken, Verbandszeug, eine kleine Flasche Wodka und ein paar Fischkonserven. Am Ende der Liste angekommen, schlafe ich ein.

Irgendwann im Januar 2020, wurde ich durch ein raschelndes Geräusch in den frühen Morgenstunden geweckt. Es klang wie Espenlaub im Wind oder Eiswürfel, die in einem Weinglas gedankenversunken hin und her geschwenkt werden. Das Geräusch kam von den großen, zahlreichen Glasflügeltüren, charakteristisch für die Apartments der 1930er-Jahre in Bukarest. Das Glas wackelte aufgeregt hin und her, was ein klirrend-raschelndes Geräusch erzeugte.

Ein Geist, dachte ich. Schlaftrunken stand ich auf und ging zu einer der Flügeltüren. Vorsichtig legte ich meine Hand auf eine der Glasflächen. „Schschsch!", wisperte ich beruhigend, „ Alles ist gut.“

Das Beben hörte auf. Stille kehrte ein. Eine beinahe beeindruckende Stille, ist es doch nie wirklich still in dem Apartment im 5 Stock des Carol Boulevards.
Ich ging zurück ins Bett und schlief sofort wieder ein.

Das war mein erstes Erdbeben in Bukarest mit der Stärke 5,2.


Den Glauben an Geister gab es zu allen Zeiten der Menschheit. Sie sind Bestandteil zahlreicher Religionen und Mythen verschiedenster Kulturen dieser Erde und ihre Verkörperung gehört zu den ältesten Darstellungen der Kulturgeschichte. Geister sind Metaphern des Übergangs, des Dazwischen-Seins. In der zeitgenössischen Kunst sind das Gespenstische und das Unheimliche vor allem mit der Erforschung der Abwesenheit verbunden, die zu verbildlichende Leere, die von geliebten Menschen, vergessenen Geschichten, verschwundenen Orten oder gescheiterten Träumen hinterlassen wird.

Die Ausstellung GEISTER versammelt Positionen, die sich mit Themen wie Erinnerung, Trauma und dem anhaltenden Echo der Vergangenheit in der Gegenwart auseinandersetzen und die Grenzbereiche zwischen Präsenz und Absenz, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit ausloten. Mit den unterschiedlichsten Medien, von Malerei und Skulptur bis hin zu Videoinstallationen und Performance, evozieren die Künstler*innen ein Gefühl der Abwesenheit, das spürbar ist und den Betrachter einlädt, sich mit dem Echo dessen, was einmal war, auseinanderzusetzen. Auf diese Weise eröffnen sie einen Raum für Dialog, Reflexion und die Möglichkeit, sich eine alternative Zukunft jenseits der Grenzen des gegenwärtigen Augenblicks vorzustellen.

* Die beiden Expoflora Pavillons aus den 1970er Jahren befinden sich direkt neben den von Horia Creangă gebauten modernistischen Springbrunnen und sind zu Fuß über den Haupteingang des Herăstrău Parks am Charles de Gaulle Platz zu erreichen.

** Die Ausstellung ist während der gesamten Ausstellungszeit 24 Stunden von außen einsehbar.

Details

Expoflora–Pavillons im Herăstrău Park