Im Schatten des Krieges: Ukrainische Bildungsarbeit geht weiter
Foto: Ihor Mitiurov
Von Kerstin Dalljo
Bildung als Brücke in eine bessere Zukunft: PASCH-Treffen in Norddeutschland
Vom 25. bis 30. November 2024 trafen sich 34 Vertreter*innen aus 17 ukrainischen PASCH-Schulen im Blockhaus Ahlhorn, um unter dem Motto „Lernen, Austauschen und Vernetzen für eine gemeinsame Zukunft“ über die Herausforderungen der aktuellen Bildungslandschaft zu diskutieren und neue Kontakte zu knüpfen. Geschäftsführer Niels-Christian Heins eröffnete die Veranstaltung mit einem Blick auf die enge, langjährige Verbindung zwischen dem Blockhaus und der Ukraine, die sich besonders im Jahr 2022 zeigte, als das Blockhaus als Zufluchtsort für Geflüchtete diente. Dies bildete den emotionalen Aufmacher für den Start in eine volle Woche mit viel Programm, intensiven Eindrücken, Gesprächen und tiefgreifenden Emotionen.Online-Schule „Deutsch mit Fro“ und Bildungsreformen
Ein zentrales Highlight der Veranstaltung war der Fokus auf innovative Bildungsprojekte. Besonders hervorgehoben wurde die Online-Schule mit „Fro“, die vom ukrainischen Bildungsministerium ins Leben gerufen wurde, um hochwertigen digitalen Deutschunterricht auch in schwierigen Zeiten anzubieten. Dieses Projekt ermöglicht es Lehrkräften und Schüler*innen, trotz der aktuellen Herausforderungen effektiv zu lernen und zu lehren. Oksana Kovalenko, Expertin für Fremdsprachenunterricht im Schulbereich des ukrainischen Bildungsministeriums, präsentierte die laufenden Bildungsreformen in der Ukraine. Sie erläuterte die Schwerpunkte der Reformen, die eine zukunftsorientierte und digitale Ausrichtung der Bildung anstreben, und lud die Schulleiter*innen zu einem Treffen in Kyjiw ein. Dort sollen die Zusammenarbeit und die Position der PASCH-Schulen weiter gestärkt sowie gemeinsame Visionen für die Weiterentwicklung der Bildungslandschaft entwickelt werden.Workshops zu Achtsamkeit und Konfliktmanagement
Workshops zu Konfliktmanagement, Meditation und Achtsamkeit boten praxisorientierte Methoden für die Arbeit in Schulen und der Bildungsadministration. Unter der Leitung der Psychologin Olha Tovpeko erhielten die Teilnehmenden wertvolle Strategien, um mit den psychischen Belastungen ihres Alltags umzugehen, der in der Ukraine durch Luftangriffe und andere Krisen geprägt ist. Besonders hervorzuheben waren die Einheiten zu Konfliktmanagement und Meditation, die den Teilnehmenden halfen, stressige Situationen besser zu bewältigen und inneren Frieden zu finden. Ergänzend dazu boten Yoga- und Klangmeditationseinheiten eine entspannende Auszeit und förderten die Regeneration. Die ruhige Atmosphäre des Tagungsortes ermöglichte es den Anwesenden, neue Energie zu tanken und frische Impulse für ihre berufliche Arbeit zu gewinnen.Schulbesuche in Oldenburg und Bremen
Der Besuch von Schulen in Oldenburg und Bremen bot den Gästen aus der Ukraine eine tiefere Auseinandersetzung mit dem deutschen Schulsystem. Während des Programms wurden verschiedene Themen behandelt, die für die Weiterentwicklung der ukrainischen Schulen von großer Bedeutung sind, wie Inklusion, modernes Schulmanagement und innovative Unterrichtsmethoden. Besonders interessant war der Austausch über den Umgang mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen und wie Schulen in Deutschland auf die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler eingehen. Dabei wurden verschiedene Ansätze vorgestellt, wie Inklusion erfolgreich umgesetzt werden kann, ohne die Qualität des Unterrichts zu beeinträchtigen. Zudem erhielten die Teilnehmenden wertvolle Einblicke in moderne Schulorganisation. Der Austausch mit deutschen Kolleg*innen ermöglichte es, neue Ideen und Anregungen zu sammeln, die in das ukrainische Bildungsprogramm „Neue Ukrainische Schule“ integriert werden können, um dort ebenfalls innovative und zukunftsorientierte Ansätze zu fördern.Ein neuer Stern und Brücken in die Zukunft
„Alles kann man den Menschen nehmen, aber nicht seine Bildung“, sagte Simone Jore, Referentin für Fachdiskurs und Öffentlichkeitsarbeit, bei der feierlichen Aufnahme des Wissenschaftlichen Lyzeums Nr. 3 aus Poltawa in das PASCH-Netzwerk. Diese Worte unterstrichen die unermessliche Bedeutung von Bildung, besonders in Zeiten von Krisen und Konflikten. Bildung bleibt ein wertvolles Gut, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Hoffnung, Perspektiven und eine Grundlage für den Wiederaufbau bietet.Dr. Carsten Fischer, stellvertretender Leiter des Referats 605 des Auswärtigen Amtes, betonte in seiner Rede die zentrale Rolle internationaler Netzwerke wie PASCH, die Resilienz und Zusammenarbeit fördern. Diese Netzwerke seien essenziell, um den Austausch zwischen Schulen, Kulturen und Nationen zu stärken und den Bildungsbereich in schwierigen Zeiten zu unterstützen. Insbesondere das PASCH-Netzwerk sei ein Paradebeispiel dafür, wie Bildung als verbindendes Element auch in Krisenzeiten Stabilität und Perspektive bieten könne.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt des Treffens war die herzliche Aufnahme der ukrainischen Gäste durch hochrangige Vertreter*innen des Landkreises Oldenburg. Diese Geste der Gastfreundschaft und Solidarität spiegelte die enge Zusammenarbeit und das gemeinsame Engagement wider. Der persönliche Austausch zwischen den Teilnehmenden wurde durch ein traditionelles Grünkohlessen bereichert, zu dem Dr. Christian Pundt, Landrat des Landkreises Oldenburg, eingeladen hatte. Dieses festliche Mahl bot nicht nur kulinarische Genüsse, sondern auch die Möglichkeit, die Gespräche in entspannter Atmosphäre fortzusetzen und die gegenseitigen Beziehungen weiter zu vertiefen.