Podiumsgespräch Geschichte in Geschichten

Gespraäch mit Lisa Weeda, Roksolana Sviato und Natalka Sniadanko

Zwei Romanautorinnen, Lisa Weeda und Natalka Sniadanko, werden auf der ukrainischen Bühne zusammenkommen, um über die komplizierte und faszinierende Welt von Geschichten in Geschichten zu sprechen. Lisa Weedas Großmutter heißt Aleksandra und stammt aus der Ostukraine. Über dieses Land, auf das heute alle Welt schaut, hat ihre Enkelin einen fulminanten Roman geschrieben. Auf Geheiß ihrer 94-jährigen Großmutter Aleksandra reist die Erzählerin Lisa nach Luhansk, um das Grab ihres Onkels Kolja zu suchen, der seit 2015 verschwunden ist. Das verfluchte Geburtsland ihrer Oma sei gefährlich und kein Ort für Stippvisiten, warnt der Soldat am Checkpoint. Lisa gelingt die Flucht durchs Kornfeld - und landet plötzlich in der Vergangenheit: im magischen Palast des verlorenen Donkosaken. In seinen unzähligen Räumen entfaltet sich ein Jahrhundertpanorama, das nicht nur die Geschichte ihrer Familie lebendig werden lässt, sondern die Historie dieses ganzen Landes, einer Region, die nie zur Ruhe kommt. Natalka Sniadanko präsentiert uns in ihren Romanen ein dynamisches Panorama von Familiengeschichten und einem ungestümen Jahrhundert. Als Meisterin der literarischen Fiktion und historischen Fakten spielt sie gerne mit der Zeit und bietet uns damit eine einzigartige Perspektive auf die Frage: Was hat das 20. Jahrhundert mit uns Europäer:innen gemacht? Die Moderatorin Roksolana Sviato spicht mit beiden über die Vielschichtigkeit von Geschichten, die subtile Macht der Erinnerung an Erzählungen und wie wir uns inmitten des reichen Gewebes von Geschichten um uns herum dazu ermutigen können, unsere eigene einzigartige Geschichte zu weben.

Mitbeteiligte

  • Lisa Weeda (*1989) ist Verfasserin hybrider, multitransimmersiver Medien, Lehrerin und Künstlerin. Sie veröffentlichte die Novelle De benen van Petrovski (2016), brachte das Fotobuch Oselyata (mit Robin Alysha Clemens, 2018) heraus und übernahm Drehbuch und Regie des VR-Werks Rozsypne (2019), das im gleichen Jahr bei dem IDFA DocLab Wettbewerb für Immersive Non-Fiction nominiert wurde. 2020 wurde sie mit dem C.C.S. Cronestipendium ausgezeichnet. Ihr Roman Aleksandra erschien im Oktober 2021 und wurde von der Kritik hoch gelobt.
  • Natalka Sniadanko (Autorin) *1973 in Lwiw, Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin. 2001 präsentierte sie ihr Romandebüt Sammlung der Leidenschaften, die deutsche Übersetzung kam 2007 heraus. 2016 folgte ihr Roman Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen (ukr. 2013) und 2021 der die jüngere ukrainische Geschichte bis zur Gegenwart umfassende Roman Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde (ukr. 2017). Im Mittelpunkt steht Wilhelm von Habsburg, der König der Ukraine werden wollte.  Seit 2022 ist korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
  • Moderatorin

    Roksolana Sviato (UA), geboren 1983 in Kyjiw, ist Übersetzerin und Literaturkritikerin. Sie übersetzt aus dem Deutschen, Englischen und Polnischen ins Ukrainische und studierte Literaturwissenschaft an der Universität Kyjiw Mohyla Akademie, wo sie auch das Doktoratsstudium absolvierte und 2008 unterrichtete. Als Literaturkritikerin schrieb sie für zahlreiche ukrainische Zeitschriften und Webseiten und war Redakteurin und Übersetzerin im Krytyka Verlag. Über 10 Jahre arbeitete sie bei der Zeitschrift Kino-Teatr. Seit 2018 arbeitet sie als freie Übersetzerin und Autorin. Seit 2020 zeichnet sie als Herausgeberin für ukrainische und polnische Ausgaben im Kupido Literaturverlag in Köln verantwortlich.

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