Form und Landschaft
Bauhaus in Neuengland

  • 1 © Mark Römisch

Viele werden überrascht sein, dass sich gerade Neuengland mit seinem kolonialen Baustil und puritanischen Geist zu einem Zentrum der Bauhaus-Diaspora entwickelt hat. Walter Gropius, der Gründer des Bauhauses, kam 1937 an die Harvard University, und ihm folgten mit Marcel Breuer, Josef Albers, Herbert Bayer weitere Bauhäusler nach Neuengland. Ihr Einfluss unter Studierenden und jungen Architekt*innen verbreitete sich schnell, aber auch Neuengland wirkte durchaus auf die aus Deutschland importierten Ideen und brachte eine ganz eigene Bauhaus Ausprägung hervor.
 

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Kugel/Gips House, Wellfleet, MA | Designed by Charlie Zehnder, 1970 | © Mark Römisch

Die Häuser von Gropius und Co., so fremd sie auf den ersten Blick in dieser Umgebung wirken, scheinen die üppige, weite Landschaft in sich aufzusaugen, innen und außen lassen sich nicht mehr allzu leicht trennen. Die Architektur hat trotz der oft überschaubaren Größe nichts Beengtes, der Blick geht durch die vielen großen Fensterflächen nach außen und kann schweifen. Es wirkt, als ob hier Häuser gebaut wurden, um zur Ruhe zu kommen und Wurzeln zu schlagen.

Und obwohl ihre Gebäude die Neuengländer mit ihren modernistischen Flachdächern und ihrem kastenförmigen Stil anfänglich schockierten, würdigten die Bauhäusler die architektonischen Traditionen Neuenglands, indem sie Ziegel, Feldstein und Holz verwendeten, die gleichzeitig den traditionellen Bauhausprinzipien der Einfachheit, Funktionalität und Bezahlbarkeit folgten. Zudem wollte man beweisen, dass sich aus bereits bestehenden, günstigen amerikanischen Produkten moderne Bauwerke errichten ließen.

Zum Bauhaus Jubiläum wollten wir diese ganz besondere Verbindung und gegenseitige Anziehung zwischen Bauhaus und Neuengland durch eine photographische Erkundung der oft wenig bekannten Kolonien in Wellfleet, Lincoln und Lexington aufzeigen. Es ging uns dabei nicht um einen dokumentarischen Ansatz, sondern um eine künstlerische Annäherung, ein Foto Essay. Die Kamera von Mark Römisch nähert sich behutsam aus dem Schatten der Natur, dringt leise in die Architektur ein, verweilt an Details, und lässt dabei die Häuser nur mehr erahnen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit war nie das Ziel. Und doch schafft Mark Römisch es gerade dadurch, die Essenz dieser Gebäude und ihrer Bewohner einzufangen.
 
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Weidlinger House, Wellfleet, MA | Designed by Paul Weidlinger, 1953 | © Mark Römisch

 

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