„Gaby les Collines“
Die Tücken des Erwachsenwerdens
Ein Film ist den Studierenden des Collège Maisonneuve auf der Berlinale besonders ins Auge gestochen: Es handelt sich um den Kurzfilm „Gaby les collines“ von Zoé Pelchat, der auf der Berlinale Weltpremiere feierte.
Von Thalia Bissonnette und Alessia Tomuleasa-Trelles
Wir haben alle Filme während unseres Aufenthalts genossen, aber als Studentinnen aus Montréal hat ein Kurzfilm uns besonders begeistert. Es handelt sich um den Film Gaby les collines von Zoé Pelchat, einer Regisseurin aus Montréal mit einer einzigartigen und originellen Ästhetik.
Der Film erzählt die Geschichte von Gaby, die nach einem Jahr auf die Insel zurückkehrt, auf der ihr Vater lebt. Dort wird sie mit ziemlich verstörenden Blicken konfrontiert, die vor allem von Männern ausgehen. Die Zuschauer*innen können die Entwicklung der Identität und des Selbstbewusstseins der Protagonistin mitverfolgen. Mit anderen Worten: Gabys Weg führt sie in die Unabhängigkeit und ins Erwachsenendasein. Die in dem Kurzfilm behandelten Themen sprechen vor allem jüngere Menschen an, doch der Film kann auch die Neugierde älterer Generationen wecken. In Gaby les Collines werden die Themen Pubertät und Sexualität angesprochen.
eine Wandlung
Es wird gezeigt, wie der Körper eines Mädchens und sein Aussehen das Verhalten anderer Menschen beeinflussen können. Obwohl für die meisten Menschen die Pubertät und die damit einhergehenden Veränderungen schon länger zurück liegen, fällt es leicht sich mit der Sexualisierung von Gabys Körper zu identifizieren. Unabhängig von unserem Alter können wir uns entweder mit diesen Themen identifizieren oder Mitleid mit der Figur empfinden.Der Film bietet eine große Vielfalt an Persönlichkeiten. Zum Beispiel die beiden Elternfiguren von Gaby: ein etwas ängstlicherer und beschützender Vater und eine Stiefmutter, die Gaby bei ihren Entdeckungen ermutigt. Zwei unterschiedliche Elterntypen, die man oft in einer Familie vereint findet. Trotz der kurzen Laufzeit des Films von etwa 20 Minuten ist bei unserer Protagonistin eine Wandlung zu erkennen. Sie wandelt sich von einer unsicheren, eher schüchternen zu einer selbstbewussten Person, die genau weiß, was sie will. Etwas, das uns während des Kurzfilms auffiel und uns faszinierte, war die häufige Rückkehr der Möwe. Wir haben uns gefragt, was sie bedeutet, und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie für Gabys Freiheit und neue Unabhängigkeit steht, insbesondere für die Freiheit ihres Körpers. Die Verwendung dieses Symbols ist ein Geniestreich von Zoé Pelchat.
authentisches Spiel
Auch die Farbästhetik hat uns angesprochen, mit Blau und Rot als Darstellung der Leidenschaft, die Gaby auslöst. Darüber hinaus ist es unmöglich, die wunderschöne Inselkulisse der Magdalenen-Inseln zu vergessen, die uns an unser Zuhause erinnert. Dieser Kurzfilm hat uns aus technischen, aber auch aus persönlichen Gründen besonders gut gefallen. Es ist offensichtlich, dass die Regisseurin in Bezug auf die gewählten Einstellungen einen visuell interessanten Ansatz sucht, sei es durch die Kulissen oder die Positionen der Figuren, aber auch durch die sich wiederholenden und symbolischen Farben. Auch das authentische Spiel der Schauspieler*innen ließ uns vergessen, dass es sich um eine Fiktion handelte.Wir waren stolz auf diese Leistung: Es ist selten, dass Projekte aus Kanada, speziell aus Québec, in der Filmindustrie allgemein und besonders auf großen Festivals wie der Berlinale zu sehen sind. Es ist herzerwärmend, einen Film aus Québec auf den Berliner Leinwänden zu sehen, der die Kunstform, die wir studieren, zeigt und es verdient, in der ganzen Welt gezeigt zu werden!