Serienfieber

Serienfieber Illustration of a hand clicking a remote control © Colourbox / Image editing Goethe-Institut Los Angeles

Fernsehen „Made in Germany“ erlebt gerade seine Sternstunde: Internationale Streamingdienste bekommen ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit für die deutschen Serien im Angebot, die durch intelligente und originelle Drehbücher, abwechslungsreiche Motive, talentierte Besetzungen und opulente Produktionen auch ein globales Publikum ansprechen. In diesem Dossier beleuchten wir binge-würdige deutsche Serien, und finden heraus, wie man sie in Kanada sehen kann.  
 

Wir dachten, wir könnten für immer in Frieden leben. Aber wir lagen falsch.

Liv (Tribes of Europa)

Aus Deutschland nach Kanada
















Wofür wir auch immer kämpfen, den Preis dafür bezahlen wir in Blut.

Arminius (Barbaren)









Das ist meine Generation. Generation Z. Unbegrenzte technologische Möglichkeiten. Und was machen wir damit? Face-Swap.

Moritz Zimmermann in „How To Sell Drugs Online (Fast)"



Wirst du mir sagen, wie die Zukunft ist?

H.G. Tannhaus (Dark)






Das Gute ist, schlechtes Gewissen und Angst haben eine Gemeinsamkeit: man gewöhnt sich dran.

Adam Pohl (Bad Banks)


Binge Fever animated Illustration of a hand holding a remote control © Colourbox / Image editing Goethe-Institut Los Angeles

„Das Fernsehen hat einen Knacks bekommen. Eine Symmetrie des Konsums ist einem Minenfeld der Wahl gewichen.“

– Jason Parham / Wired Magazine
 

Zum Thema: Deutsche TV Serien


Hand wird nur von Hand gewaschen. Wenn du nehmen willst, musst du auch geben.

Bruno Wolter (Babylon Berlin)






Jetzt sterben Sie erst mal in Ruhe. Ich ruf Sie dann an.

Kommissar Thiel (Tatort Münster)


Serienfieber Animierte Illustration einer Hand mit Fernbedienung © Colourbox / Bildbearbeitung Goethe-Institut Los Angeles


„TV-Streaming ist nicht nur eine neue Art fernzusehen. Es ist ein neues Genre.“

 – James Poniewozik / NY Times
 

Ein neues Genre

Streamingdienste wie Netflix, Amazon Video oder Google ermöglichen Zuschauern in Kanada uneingeschränkten Zugriff auf eine große Anzahl von deutschen Filmen und Fernsehsendungen in untertitelten Fassungen. 
 

Die Anbieter gewähren Abonnenten dieser Dienste unbegrenzten Zugang zu neuen Filmen und Serien, die es nur selten in den kanadischen Kinovertrieb, in Standard-Kabelnetze oder die herkömmlichen kommerziellen Rundfunknetze geschafft hätten. Das Internet wird immer mehr zur gängigen Methode, mit der Fernsehen konsumiert wird.

Die optimierten Vertriebswege haben aber nicht nur das Nutzerverhalten nachhaltig verändert (lineares Fernsehen weicht dem „Binge“-Verhalten), sondern auch die Qualität und Formate der unter diesen Vorgaben entstandenen Produktionen.

Internationale Streamingdienste, deutsche Produktionsfirmen und auch regionale Sender folgen dem Geist der Zeit. Sie generieren ungewöhnlich viel wohlwollende Aufmerksamkeit für das deutsche Fernsehen mit Serien, die durch intelligentes und originelles Schreiben, abwechslungsreiche Motive, talentierte Besetzungen und opulente Produktionen das globale Publikum ansprechen.

Diese Entwicklung bedeutet im Umkehrschluss auch entschieden mehr qualitativ herausragende, in Deutschland entwickelte Produktionen, die wiederum den heimischen Markt bereichern und damit deutsche Talente fördern.

  • <b>Das Boot</b><br>Leiden Sie unter Platzangst? Dann löst diese Serie unter Umständen Beklemmungen aus. Die Serie <i>Das Boot</i>, die von den Geschehnissen an Bord des deutschen Kriegsmarine U-Boots U 612 im Jahr 1942 erzählt, lässt die Zuschauer die klaustrophobische Atmosphäre an Bord spüren. Beklemmung kann man auch bekommen, wenn man die Höhe des Budgets hört: 26,5 Millionen Euro kostete die Fortsetzung des Kinofilms aus dem Jahr 1981 von Wolfgang Petersen als Serie 2018. Damit ist <i>Das Boot</i> pro Folge noch teurer als die Mammut-Produktion des Pay-TV-Senders Sky, <i>Babylon Berlin</i>. Foto (Zuschnitt): © Nik Konietzny/Bavaria Fiction GmbH, 2018

    Das Boot
    Leiden Sie unter Platzangst? Dann löst diese Serie unter Umständen Beklemmungen aus. Die Serie Das Boot, die von den Geschehnissen an Bord des deutschen Kriegsmarine U-Boots U 612 im Jahr 1942 erzählt, lässt die Zuschauer die klaustrophobische Atmosphäre an Bord spüren. Beklemmung kann man auch bekommen, wenn man die Höhe des Budgets hört: 26,5 Millionen Euro kostete die Fortsetzung des Kinofilms aus dem Jahr 1981 von Wolfgang Petersen als Serie 2018. Damit ist Das Boot pro Folge noch teurer als die Mammut-Produktion des Pay-TV-Senders Sky, Babylon Berlin.

  • <b>Weissensee</b><br><i>Weissensee</i> ist eine Serie über den Niedergang der DDR und über zwei Familien in Ost-Berlin, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Während eine Familie stramm regimetreu für die Stasi arbeitet, zählt sich die andere zum kritischen Milieu. Es geht um Liebesbeziehungen zwischen den zwei Angehörigen zweier grundverschiedener Familien, Verrat, Gier, Kampf und Macht. Doch <i>Weissensee</i> ist auch Politthriller, bei dem die deutsche Geschichte vor, während und nach der Wiedervereinigung eine wichtige Rolle spielt. Foto (Zuschnitt): © picture-alliance/dpa/Nestor Bachmann

    Weissensee
    Weissensee ist eine Serie über den Niedergang der DDR und über zwei Familien in Ost-Berlin, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Während eine Familie stramm regimetreu für die Stasi arbeitet, zählt sich die andere zum kritischen Milieu. Es geht um Liebesbeziehungen zwischen den zwei Angehörigen zweier grundverschiedener Familien, Verrat, Gier, Kampf und Macht. Doch Weissensee ist auch Politthriller, bei dem die deutsche Geschichte vor, während und nach der Wiedervereinigung eine wichtige Rolle spielt.

  • <b>Charité</b><br>Es sind harte Bedingungen, unter denen Ärzte, Pfleger und Forscher Ende des 19. Jahrhunderts am Berliner Krankenhaus <i>Charité</i> arbeiten. Einfache Infektionen enden tödlich und die Hälfte der Neugeborenen überlebt nicht. Im Drei-Kaiser-Jahr 1888 werden an der Charité Krankheiten wie Syphilis, Diphterie und Tuberkulose bekämpft. Erzählt wird atmosphärisch dicht, und der Vorstand der heutigen Charité zeigte sich von der historischen Genauigkeit begeistert, mit der Regisseur Sönke Wortmann von Medizinern wie Rudolf Virchow oder Robert Koch erzählt, die damals Medizingeschichte geschrieben haben. Foto (Zuschnitt): © MDR/Julie Vrabelova

    Charité
    Es sind harte Bedingungen, unter denen Ärzte, Pfleger und Forscher Ende des 19. Jahrhunderts am Berliner Krankenhaus Charité arbeiten. Einfache Infektionen enden tödlich und die Hälfte der Neugeborenen überlebt nicht. Im Drei-Kaiser-Jahr 1888 werden an der Charité Krankheiten wie Syphilis, Diphterie und Tuberkulose bekämpft. Erzählt wird atmosphärisch dicht, und der Vorstand der heutigen Charité zeigte sich von der historischen Genauigkeit begeistert, mit der Regisseur Sönke Wortmann von Medizinern wie Rudolf Virchow oder Robert Koch erzählt, die damals Medizingeschichte geschrieben haben.

  • <b>Deutschland ’83 / ’86</b><br>Wie <i>Weissensee</i> erzählt auch <i>Deutschland ’83</i> von deutsch-deutscher Geschichte. Doch steht hier Spannung im Fokus: Es geht um Spionage, den Kalten Krieg und den möglichen Ausbruch eines Dritten Weltkriegs. Der Zuschauer bekommt in <i>Deutschland ’83</i> ein Schachspiel der Weltmächte zu sehen. Inzwischen gibt es auch eine Fortsetzung: <i>Deutschland ’86</i>. Hier stellen die Produzenten die komplexe Frage: Ist der Kommunismus mithilfe der Praktiken des Kapitalismus noch zu retten? Foto (Zuschnitt): ©UFA FICTION GmbH/Anika Molnár

    Deutschland ’83 / ’86
    Wie Weissensee erzählt auch Deutschland ’83 von deutsch-deutscher Geschichte. Doch steht hier Spannung im Fokus: Es geht um Spionage, den Kalten Krieg und den möglichen Ausbruch eines Dritten Weltkriegs. Der Zuschauer bekommt in Deutschland ’83 ein Schachspiel der Weltmächte zu sehen. Inzwischen gibt es auch eine Fortsetzung: Deutschland ’86. Hier stellen die Produzenten die komplexe Frage: Ist der Kommunismus mithilfe der Praktiken des Kapitalismus noch zu retten?

  • <b>Ku’damm ’56/ ’59</b><br>Auch bei dieser Serie entschieden sich die Produzenten für einen recht schlichten Titel: <i>Ku’damm ’56</i> und <i>’59</i>. Streng genommen handelt es sich hierbei eher um einen mehrteiligen Fernsehfilm, bei dem es um Emanzipation in den 1950er-Jahren geht. Wie es um die deutsche Gesellschaft in der Nachkriegszeit und während des Wirtschaftswunders bestellt war, wird am Beispiel der familienbetriebenen Tanzschule <i>Galant</i> am Ku’damm dargestellt, in der die Gäste die Grenzen der Prüderie ausloteten und ihre Sexualität auslebten. Foto (Zuschnitt): © ZDF/Stefan Erhard

    Ku’damm ’56/ ’59
    Auch bei dieser Serie entschieden sich die Produzenten für einen recht schlichten Titel: Ku’damm ’56 und ’59. Streng genommen handelt es sich hierbei eher um einen mehrteiligen Fernsehfilm, bei dem es um Emanzipation in den 1950er-Jahren geht. Wie es um die deutsche Gesellschaft in der Nachkriegszeit und während des Wirtschaftswunders bestellt war, wird am Beispiel der familienbetriebenen Tanzschule Galant am Ku’damm dargestellt, in der die Gäste die Grenzen der Prüderie ausloteten und ihre Sexualität auslebten.

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