„Sieben Winter in Teheran“
Die Unschuldigen zahlen den Preis

Reyhaneh Jabbari
Reyhaneh Jabbari | © Made in Germany

Einer der bewegendsten Momente der Berlinale 2023 war sicherlich die Präsentation von Steffi Niederzolls  Dokumentarfilm „Sieben Winter in Teheran“. 

Von Daphnée Martel und Ianèle Bellemare

Sieben Winter in Teheran ist ein Dokumentarfilm über Reyhaneh Jabbari, eine junge Frau aus dem Iran, die ungerechtfertigt zu Tode gekommen ist. Unter der Regie von Steffi Niederzoll erzählt der Film diese schreckliche Geschichte mittels Modellen, Aufzeichnungen von Telefonanrufen oder Handyvideos. Erzähler*innen der Geschichte sind die Angehörigen von Reyhaneh. Die Zuschauenden erfahren zu Beginn, dass sie von einem Mann angegriffen wurde und ihn in Notwehr getötet hat. Reyhaneh verbrachte sieben Winter im Gefängnis und wurde schließlich hingerichtet. Sie wurde des Mordes für schuldig befunden, weil die Familie ihres Angreifers der jungen Frau nicht vergeben wollte.  

Der Mut einer Mutter

Die Vorführung war unvergesslich. Das Publikum war am Ende der Vorführung vollkommen still, nur vereinzeltes Schluchzen war zu hören. Die Stimmung änderte sich völlig, als Reyhanehs Mutter, Shole Pakravan, die Bühne betrat. Es war die große, blendende Kraft dieser Frau, die die Zuschauer dazu brachte, aufzustehen und ihr minutenlang zu applaudieren. Wir waren extrem bewegt, diese Frau zu sehen, die mit einer so gewaltigen Kraft vor uns stand. Bereits während des Dokumentarfilms waren wir Zeuginnen des großen Herzens der Mutter und ihrer Tapferkeit geworden, die den Bildschirm sprengte. In mehreren Ausschnitten konnte man sehen, wie Shole Pakravan tapfer um das Leben ihrer Tochter kämpfte. Diesen Heldenmut konnten wir auch während des Interviews am Ende der Vorführung feststellen. Sie ist eine Frau mit einer enormen Güte, die weiterhin für Menschen kämpft, die das gleiche Schicksal wie ihre Tochter erleiden. Ebenfalls anwesend war auch eine von Reyhanehs Schwestern, die von dem Mut ihrer Schwester und dem ihrer Mutter berichtete. Zu wissen, dass diese Frauen eine so große Tragödie durchgemacht haben, brach uns das Herz und ließ uns erkennen, welch ein Privileg es ist im Westen zu leben.  
  • Sieben Winter in Teheran, Stilleben © Julia Daschner, Made in Germany

    Still aus „Sieben Winter in Teheran“

  • Sieben Winter in Teheran, Stilleben © Made in Germany

    Reyhaneh Jabbari, Still aus „Sieben Winter in Teheran“

  • Sieben Winter in Teheran, Stilleben © Julia Daschner, Made in Germany

    Shole Pakravanc, Still aus „Sieben Winter in Teheran“

Ein Film, der zum Nachdenken anregt 

Mit Tränen auf den Wangen wurde uns bewusst, welch unglaubliches Glück wir hatten, in Kanada zu leben. Der Film regt enorm zum Nachdenken über die Menschenrechte an, insbesondere über die Rechte der Frauen, die in einigen extremistischen Ländern mit Füßen getreten werden. Während der Vorführung wurde uns klar, dass Reyhanehs Prozess von Männern korrumpiert wurde, die von Rachegefühlen und Frauenfeindlichkeit geblendet waren. Es hat uns das Herz gebrochen zu sehen, dass auch im 21. Jahrhundert die Justiz manchmal noch so ungerecht sein kann. Die Behandlung der Familie Jabbari durch die Medien ließ uns sprachlos zurück. Der Prozess gegen Reyhaneh war im Iran ein großes Medienereignis, und die Fakten wurden von den Medien verdreht und verzerrt. Diese erfanden mehrere Fakten, um einen ungerechtfertigten Hass gegen die Familie Jabbari zu schüren. Beispielsweise erfanden sie die Tatsache, dass der Familienvater Fereydoon Jabbari seine Frau und seine Kinder geschlagen habe und Reyhaneh deshalb gewalttätig geworden sei. Wir haben jedoch die große Freundlichkeit und Sanftheit dieses Mannes erlebt, der nur das Beste für seine Familie wollte. Es bleibt äußerst frustrierend zu sehen, wie unschuldige Menschen den Preis für eine korrupte Gesellschaft zahlen müssen.
 

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