Film Rezension | Berlinale Blogger*innen
„Cuckoo“: Eine seltsame Reise in die Welt des Geheimnisvollen

Cuckoo
© NEON

Der Film „Cuckoo“ (2024), der in der Sektion Berlinale Specials Gala gezeigt wurde, wurde von Tilman Singer geschrieben und inszeniert, einem deutschen Filmemacher, den wir seit seinem beeindruckenden ersten Spielfilm „Luz“ aus dem Jahr 2018 (ebenfalls auf der Berlinale gezeigt, aber in der Sektion Perspektive Deutsches Kino) leider aus den Augen verloren hatten.

Von Laurance Ladouceur-Darby, Maya Sapronov

Trotz seiner mehr als fünfjährigen Abwesenheit meldet sich Singer mit einem faszinierenden Film zurück, der in etwa die gleichen Methoden verwendet, die seinen ersten Film so erfolgreich gemacht haben, nämlich ein ultrabizarres und originelles Konzept, das jedoch mit der Form eines eher traditionellen Horrorfilms verbunden wird.

Singer stellt die 17-jährige Gretchen in den Mittelpunkt, die Amerika verlässt, um ihrem Vater und seiner neuen Familie nach Deutschland zu folgen. Bei ihrer Ankunft wird sie von Herrn König begrüßt und erkennt schnell, dass in der Nachbarschaft etwas Seltsames vor sich geht. Singer gelingt es, eine fesselnde Geschichte zu erschaffen und gleichzeitig die üblichen Konventionen des Horrorfilms einzuhalten. Gespickt mit effektiven Jump Scares hält der Film die Zuschauenden während der gesamten 102 Minuten in Atem.

Eine beunruhigende Kameraführung   

Die bemerkenswerte künstlerische Leitung spielt mit Farben, um die Atmosphäre zu verändern und verschiedene Emotionen bei den Zuschauer*innen hervorzurufen, insbesondere ein konstantes Gefühl der Beunruhigung. Die Farbe Grün, die im gesamten Film immer wieder auftaucht, unterstützt den Erzählstrang, der Geheimnisse und Übernatürliches miteinander verbindet. Diese Farbe ruft ein Gefühl der Gefahr hervor, den Eindruck, dass in dieser Welt etwas nicht stimmt, wodurch die Spannung gesteigert und eine unheimliche Atmosphäre geschaffen wird. Diese wird durch die Musik verstärkt, die hauptsächlich über die Figur eingebaut wird und die Gefühle der Zuschauer*innen geschickt manipuliert. Die Kameraarbeit ist eine der Stärken des Films und unterstützt das Gefühl der Entfremdung und Isolation der Protagonistin mit brillanten Rückwärtsfahrten.   

Ein konventionelles Ende

Im letzten Drittel des Films tauchen neue Informationen auf, die nicht immer notwendig für den Ausgang der Geschichte sind. Trotz seiner unbestreitbaren Attraktivität lässt Cuckoo beim Zuschauer*innen viele Fragen offen. Durch die zahlreichen Wendungen, die manchmal eher an einen Western (ein finales Duell?) als an einen Horrorfilm erinnern, geht die erzählerische Wirkung etwas verloren und die Aufmerksamkeit des Publikums wird zerstreut. Der dynamische Schnitt schafft es jedoch, diese erzählerische Dichte durch die geschickte Integration dieser Elemente auszugleichen. Durch den Wechsel zwischen langsamen und schnellen Rhythmen verleiht er dem Film eine gewisse Dynamik und verstärkt das Gefühl der Angst.

Der gut umgesetzte Film Cuckoo bietet zweifellos von Anfang bis Ende ein großartiges und anspruchsvolles Filmerlebnis. Wir hätten es vorgezogen, wenn der Regisseur seine Geschichte weiter vorangetrieben hätte, indem er im letzten Drittel (im Stil des zeitgenössischen koreanischen Kinos) vollends in den Wahnsinn abdriftet, anstatt in einen eher konventionellen Erzählstrang zu verfallen. Trotz allem sind Luz (2018) und Cuckoo (2024) ein Beweis dafür, dass Tilman Singer eine starke und originelle Stimme des aktuellen deutschen Kinos ist, und wir werden bei seinem nächsten Film sicherlich wieder im Kino sitzen.
 
 

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