Filmkritik | Berlinale Blogger*innen
„Comme le feu“: Ein Funken Quebec auf der Berlinale
„Comme le feu“ ist ein Drama aus Québec, das bei seiner Vorführung auf der Berlinale 2024 einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat. Der zwei Stunden und fünfundfünfzig Minuten lange Film hat ein zügiges Tempo, sodass er trotz seiner Länge nicht langatmig wirkt. Wie auch in anderen Filmen von Philippe Lesage wie „Les démons“ (2015) und „Genèse“ (2018) geht es in diesem Film um Jugendliche. Doch dieses neue Werk hebt sich ab, da dieses Mal die Perspektive der Jugendlichen auf die sie umgebenden Erwachsenen im Fokus steht.
Von Thomas Asnong, Félix Brunette
Die Zuschauer*innen folgen Aliocha und Max, die ihren Vater, einen Drehbuchautor, dessen glorreichste Tage bereits hinter ihm liegen, in eine abgelegene Hütte auf einer Insel begleiten. Dort wollen sie den Freund Blake wiedersehen, einen Regisseur, der sich noch auf dem Höhepunkt seiner Karriere befindet. Die Geschwister, die von einem Freund, Jeff, begleitet werden, werden hinter verschlossenen Türen in eine Falle gelockt, in der die Egos der Erwachsenen auf ungesunde Weise gegeneinander antreten, bis es zum schrecklichen Höhepunkt des Films kommt.
Eine bedrückende Inszenierung
Da es sich um den bereits dritten Spielfilm von Philipe Lesage handelt, ist seine sichere Beherrschung der Regie und der Inszenierung den ganzen Film über sichtbar. Lesages beeindruckende Arbeit zeigt Szenen beim Abendessen, in denen die Spannung durch geniale Plansequenzen mit Kamerafahrt steigt, um den Zuschauenden in einem Unbehagen baden zu lassen, das durch Konfrontationen genährt wird, in denen menschliche Heuchelei ihren Höhepunkt erreicht. Neben der Kameraarbeit schockiert die Inszenierung manchmal mit unkonventionellen Entscheidungen, wie beispielsweise die Figuren in intensiven Momenten wie in einem Musical singen zu lassen. Auch wenn diese gewagte Entscheidung im ersten Moment verblüfft, verfolgen einen diese großartigen Filmausschnitte noch lange nach dem Film.Hervorragende Schauspieler
Der Erfolg des Films ist neben der hervorragenden Regiearbeit zu einem großen Teil auch den schauspielerischen Leistungen zu verdanken. Tatsächlich ist die Glaubwürdigkeit der Schauspieler*innen in einer abgeschotteten Umgebung von grundlegender Bedeutung, und die Besetzung von Comme le feu hat dies exzellent gemeistert. Auch wenn alle Schauspieler*innen hervorragend sind, so sind besonders die außergewöhnlichen Leistungen von Paul Ahmarani (beste Rolle seit langem) und Ariel Worthalter (großartige Entdeckung) hervorzuheben. Ihre zwielichtige Beziehung zeichnet den Film aus. Und was soll man über Sophie Desmarais sagen, außer dass jede Szene durch ihre Präsenz erhellt wird. Abschließend muss man die Arbeit der jungen Aurélia Arandi-Longpré hervorheben, die in ihrer Rolle als starke junge Frau, die jedoch in einem Netz aus toxischen Beziehungen gefangen ist, sehr überzeugend wirkt.Comme le feu ist ein großer Erfolg, der sogar einen Platz im offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals verdient hätte, anstatt in der Sektion Generation 14plus. Auch wenn Québec zwar nicht quantitativ vertreten war, so war es das sicher jedoch qualitativ!