Deutsche Spuren in Neufundland
Bell Island – Als der Zweite Weltkrieg nach Kanada kam

Tauchgang zu einem Schiffswrack in der Conception Bay
Tauchgang zu einem Schiffswrack in der Conception Bay | © Rick Stanley

​Heute erinnert kaum mehr etwas auf der kleinen Insel Bell bei St. John‘s daran, dass dies der einzige Ort in Nordamerika ist, der während des Zweiten Weltkrieges direkt von deutschen Marinesoldaten angegriffen wurde. Grund für die deutschen Angriffe waren die Bodenschätze von Bell Island.

Unter der kleinen Insel lagerten damals die größten Erzvorkommen der Welt, ein essentieller Rohstoff für die Stahlherstellung. Vor Kriegsbeginn war Deutschland einer der wichtigsten Abnehmer, während des Krieges wurde Bell Island zu einem Hauptlieferanten der Alliierten.

In der Nacht des 4. Septembers 1942 drang das deutsche U-Boot „U-153“ unter der Führung von Kapitän-Leutnant Rolf Rüggeberg in die „Conception Bay“ ein. Zwei kanadische Frachter wurden mit Tornados angegriffen und versenkt. Dabei kamen 29 Männer der 48-köpfigen Besatzung ums Leben. Die neufundländischen Behörden reagierten mit der Befestigung der Hafenanlagen von Bell Island. Maschinengewehre und Scheinwerfer wurden installiert, doch dies half nichts, denn nur zwei Monate

Der Schaden an der Scotia Pier infolge eines Torpedoangriffs
Der Schaden an der Scotia Pier infolge eines Torpedoangriffs | © Lt Gerald M. Moses / Canada. Dept. of National Defence / Library and Archives Canada / PA-188854
später kam es zu einem erneuten Angriff. Kapitän-Leutnant Friedrich Wissmann positionierte das „U-158“ nachts direkt an den Steilküsten der Insel. Am Morgen wurden drei vor der Insel liegende Erzfrachter angegriffen. Der erste Torpedo verfehlte sein Ziel und zerstörte die „Scotia Pier“. Die „SS Rose Castle“, sowie die „P.L.M. 27“ wurden versenkt, 40 weitere Seeleute verloren bei diesem Angriff ihr Leben.

Die beeindruckenden Steilklippen von Bell Island
Die beeindruckenden Steilklippen von Bell Island | © Ole Helmhausen
 
Mahnmal für die Seemänner auf Bell Island
Mahnmal für die Seemänner auf Bell Island | © Ole Helmhausen
Rick Stanley, der heute Tauchgänge zu den Fracks für Touristen anbietet, kennt die zahlreichen Geschichten zu den deutschen Angriffen und erinnert sich: „Die Explosionen waren so laut, dass alle hier dachten, eine Invasion stehe bevor. Viele hatten Sonntagskleidung angelegt, um hoch erhobenen Hauptes in Gefangenschaft zu gehen.” Dazu kam es zum Glück nicht. Heute erinnert nur noch das „Mahnmal für die Seemänner“ an das Inferno im Jahre 1942 und den einzigen Angriff auf Nordamerikas Boden. Rick wünscht sich, dass mehr Menschen auf seine Insel kommen, nicht nur um zu den versunkenen Schiffen zu tauchen, sondern auch um die raue Landschaft und die beeindruckenden Steilklippen zu bestaunen.

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