Die Flagge von New Brunswick Deutsche Spuren in New Brunswick
Das Wappen der Provinz
Vor dem Rathaus in Fredericton und vor dem Parlamentsgebäude der Landeshauptstadt sowie auf dem Hügel des zentralen Verwaltungsgebäudes der Universität New Brunswick weht die gelb-rote Fahne der Provinz New Brunswick. Wer genau hinsieht, wird über der altertümlichen Galeere auf dem gelben Untergrund einen schreitenden goldenen Löwen auf dem oberen roten Drittel der Fahne erkennen. Was hat es mit diesen Symbolen, die sich auch auf dem Wappen der Provinz befinden, auf sich?
Die schottische „Lymphad“ gilt in der Wappenkunde (Heraldik) als traditionelle Darstellung des Schiffsbaus und der Schifffahrt. Diese Bereiche waren zu der Zeit, als Queen Victoria der Provinz das Wappen mit dem Schiff und dem Löwen verlieh (am 26. Mai 1868), die zwei wichtigsten Wirtschaftszweige New Brunswicks. Der Löwe aber verweist auf die Verbindung zur Region Braunschweig im heutigen Niedersachsen, nach der die Provinz in ihrem offiziellen Gründungsjahr 1784 benannt wurde.
Dies geschah zu Ehren des britischen Monarchen George III., welcher nicht nur König von England und Irland, sondern zugleich auch Herzog und Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (auch Kurhannover oder Hannover genannt) im damaligen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation war. Georg III. stammte aus dem Haus Hannover. Dass er sowohl über Großbritannien als auch Braunschweig regierte, geht auf die Verbindung des Hauses Hannover mit Großbritannien und der Thronfolgeregelung des britischen Parlaments Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. Königin Anne Stuart von Großbritannien war ohne Nachkommen verstorben und der sogenannte „Act of Settlement“ (1701) übertrug die britische Königskrone auf den nächsten protestantischen Verwandten. Seit 1714 stellte Hannover sozusagen den britischen Regenten bereit, wodurch die protestantische Thronfolge im Königreich England erhalten werden konnte. So hatte Georg I. 1714 als erster „Hannoveraner” den britischen Thron bestiegen.
Die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover löste sich erst 1837 auf, als die Thronfolgeregelung verändert wurde. George III war im Gegensatz zu seinen Vorgängern in Großbritannien geboren, sprach Englisch und hatte sich in seiner Antrittsrede im Parlament mit glühenden Worten als Brite proklamiert. Später heiratete er die gebildete Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, eine deutschen Prinzessin, nach der unter anderem die Hauptstadt der Provinz Prince-Edward Island in Kanada benannt ist. Obwohl die Ehe zwar heiratspolitisch motiviert war, verlief diese glücklich und führte zu 15 Kindern.
Zweifelsohne ist die Geschichte Frederictons vom Britischen und Loyalistischen Einfluss geprägt. Die Loyalisten, die unter König George III im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatten, ließen sich 1783 in St. Anne’s Point nieder. Ihre Ankunft bedingte die Gründung der Provinz Neu Braunschweig und die Abtrennung von Nova Scotia (Neuschottland) als Zeichen ihres besonderen kolonialen Status. St. Anne’s Point wurde zu Ehren des zweiten Sohnes von George III, Prinz Frederick August, Herzog von York, in Frederick’s Town umbenannt, was schließlich zu Fredericton verkürzt wurde, nachdem die Stadt am 25. April 1785 offiziell zur Hauptstadt der Provinz ernannt wurde.
Die Straßennamen der Altstadt Frederictons (Queen, King, Brunswick, George und Charlotte Street) legen Zeugnis von dieser Kolonialgeschichte sowie der Verflechtung der Königreiche Großbritannien und Hannover (Braunschweig-Lüneburg) im 18. und frühen 19. Jahrhundert ab. Wenn man also in der schönen, mit historischen Häusern aus der Zeit der Loyalisten gesäumten George Street spazieren geht, oder am „Charlotte St. Art Center“ in der gleichnamigen parallel zur George Street verlaufenden Straße stehenbleibt, sollte man sich diese Verbindung mit dem Königshaus Hannover bzw. Braunschweig und der deutschen Prinzessin aus Mecklenburg vergegenwärtigen.
Der Löwe ist das beliebteste Wappentier, da er Mut symbolisiert und als König der Tiere gilt. So ist der Löwe beispielsweise auf dem Wappen des englischen Königs Richard Löwenherz (12. Jh.) zu sehen und auch das Wappentier der Welfen. Für Braunschweig hat dieses Tier eine ganz besondere Bedeutung. Circa 1166 ließ dort nämlich der mächtigste deutsche Territorialfürst des Mittelalters, Heinrich der Löwe, der aus dem Geschlecht der Welfen stammte, ein großes Denkmal in der Form eines Löwen aus Bronze auf dem Burgplatz vor der Burg Dankwarderobe als Zeichen seiner herrschaftlichen Macht errichten. Der Braunschweiger Löwe gilt als das Wahrzeichen der Stadt Braunschweig. Daher erinnert der Löwe in der Flagge der Provinz New Brunswick sowohl an die Beziehung zu England, als auch an die Verbindung mit Braunschweig und Heinrich dem Löwen, zu dessen Beinamen verschiedene Sagen existieren.