Ein mit Graffiti geschmücktes Stück der Berliner Mauer, eine Dankesgabe der deutschen Regierung, war ursprünglich im „Conference Centre“ in Ottawa ausgestellt. Es sollte an die bedeutende Rolle dieses Ortes für die deutsche Einheit erinnern.
Als im November 1989 die Mauer fiel, erkannte Hans-Dietrich Genscher die zwingende Notwendigkeit eines Vertrages, der den beiden deutschen Staaten volle Souveränität von den alliierten Siegermächten garantierte. Genscher, der als gewiefter Stratege bekannt war, wollte sich die Gelegenheit, die sich anlässlich der im Februar 1990 in Ottawas „Conference Centre“ stattfindenden „Open-Skies-Conference" bot, alle an einen Tisch zu bringen, nicht entgehen lassen. Er führte mit den Siegermächten vorab Sondierungsgespräche, in denen er forderte, dass die beiden deutschen Staaten als gleichwertige Verhandlungspartner behandelt werden sollten. Für die beiden Supermächte, die Vereinigten Staaten (USA) und die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), war vor allem der Truppenabzug ein wichtiger Verhandlungspunkt.
Anfang August 1990 eroberten Saddam Husseins Truppen Kuwait und die Frage der deutschen Einheit trat weltpolitisch für die am Krieg gegen Irak beteiligten Siegermächte in den Hintergrund. Hätte Hans-Dietrich Genscher nicht so rasch gehandelt und wäre die Gelegenheit, die alliierten Siegermächte an einen (Frühstücks-)Tisch zu bringen, nicht genutzt worden, wer weiß, wie lange die deutsche Einheit noch auf sich hätte warten lassen.
Das Stück der Mauer, das an den 1990 in Ottawa ausgehandelten Zwei-Plus-Vier-Vertrag erinnern soll, ist seit 2009 im Kriegsmuseum in Ottawa zu sehen.
Canadian War Museum
1 Vimy Place
Ottawa, ON
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