Montreal
Phoebe Greenberg, Kulturunternehmerin
Mit dem Fortgang der Krise hat sich gezeigt, dass Kanada seine außenpolitische Rolle neu definieren muss. Wir müssen eine Strategie entwickeln, mit der wir unsere Abhängigkeit von unseren südlichen Nachbarn und ihrer radikalen Präsidentschaft verringern können. In diesem Zusammenhang macht die aktuelle Lage meines Erachtens deutlich, wie wichtig es ist, dass Kanada seine Unabhängigkeit stärkt, aber auch, dass wir weiterhin Bündnisse und engere strategische Beziehungen mit dem Rest der Welt anstreben, um unsere Widerstandsfähigkeit zu erhalten.
Von Phoebe Greenberg
Gemeinsam mit meinem Team im PHI suchte ich nach technologischen Möglichkeiten, um unseren kreativen Austausch mit Künstler*innen über virtuelle Plattformen fortzusetzen, Ideen zu entwickeln und darüber nachzudenken, wie wir den gegenwärtigen Herausforderungen begegnen können. Mithilfe dieses neuen Gebiets der Fernkommunikation konnten wir neue Infrastrukturen erschließen, die Kulturschaffenden einen immer lebendigeren Austausch mit ihrem Publikum ermöglichen. Diese verbesserten Rahmenbedingungen helfen uns dabei, die Folgen der gegenwärtigen Situation besser einzuschätzen.
Angesichts der Herausforderungen der weltweiten Covid-19-Krise fühlte ich mich zusätzlich in meinem Engagement bestärkt, einen sicheren Raum für die kreativsten Köpfe unserer Branche zu schaffen, in dem ein dynamischer Austausch zwischen den Künstler*innen und der Öffentlichkeit unter Einbeziehung aller gesellschaftlichen Gruppen stattfinden kann.
Wenn ich an die Folgen unserer gegenwärtigen Situation denke, bereiten mir die langfristigen Auswirkungen der sozialen Distanzierungsmaßnahmen und Grenzschließungen besondere Sorge. Hass und Intoleranz nähren sich aus Unsicherheit und Angst. Wenn wir nicht schnell gemeinsame Gegenmaßnahmen ergreifen, weiß ich nicht, was aus den Menschen werden soll, die unter Isolation und Armut leiden.
Technologien entwickeln sich durch eine beschleunigte Verbreitung virtueller Räume in unserem täglichen Leben zwar weiter, doch ich frage mich, ob wir auch als Gesellschaft über die nötigen Kapazitäten verfügen, den globalen Dialog weiter voranzutreiben. Es besteht die Gefahr, dass er angesichts unserer eigenen gesellschaftlichen Brennpunkte ins Stocken gerät. Ich bin dankbar für die Reaktion meines Landes auf die COVID-19-Pandemie. In meiner Heimat Kanada haben wir auf unsere Mediziner*innen und Wissenschaftler*innen gehört, auf ihr Wissen vertraut und unser Verhalten danach ausgerichtet. Darüber hinaus reagierte unser dezentraler Bundesstaat umgehend und brachte ein gemeinsames Hilfspaket mit Lohnzuschüssen auf den Weg, um alle betroffenen Kanadierinnen und Kanadier unmittelbar mit Finanzhilfen zu unterstützen. Unsere Regierung verfügte innerhalb kürzester Zeit weltweite Reisebeschränkungen und untersagte alle nicht unbedingt erforderlichen Grenzübertritte zwischen den USA und Kanada. In täglichen Pressekonferenzen informierten uns unser Premierminister und die Premierminister unserer Provinzen über die aktuelle Lage und erinnerten uns daran, dass wir diese Zeit nicht nur gemeinsam durchstehen, sondern dabei auch auf ihre Unterstützung zählen können.
Mit dem Fortgang der Krise hat sich gezeigt, dass Kanada seine außenpolitische Rolle neu definieren muss. Wir müssen eine Strategie entwickeln, mit der wir unsere Abhängigkeit von unseren südlichen Nachbarn und ihrer radikalen Präsidentschaft verringern können. In diesem Zusammenhang macht die aktuelle Lage meines Erachtens deutlich, wie wichtig es ist, dass Kanada seine Unabhängigkeit stärkt, aber auch, dass wir weiterhin Bündnisse und engere strategische Beziehungen mit dem Rest der Welt anstreben, um unsere Widerstandsfähigkeit zu erhalten.
Persönlich hege ich die Hoffnung, dass das PHI auch weiterhin Impulse für einen fundierten Dialog setzen, Grenzen auflösen und einen Wandel in unserer zeitgenössischen Kulturlandschaft bewirken kann, damit die Kunst unsere Gesellschaften erreicht und inspiriert. Ich hoffe sehr, dass wir unseren Kampf gegen den Raubbau an unseren natürlichen Ressourcen und gegen den Klimawandel fortsetzen, sobald der Heilungsprozess auf unserem Planeten eingesetzt hat. Wir müssen uns auch weiterhin gegen systembedingte Ungleichheiten verwehren, die Vertreibung, Ausgrenzung und Segregation befördern. Die Stimmen der nächsten Generation von Künstler*innen, die über die heutige Zeit berichten und sich fragen, wie die Kunst im Zusammenspiel mit Technologien den sozialen und kulturellen Dialog neu prägen kann, berühren mich zutiefst und stimmen mich gleichzeitig optimistisch. Ich bin überzeugt, dass wir dieser neuen Generation die Führung überlassen sollten. Wenn wir ihren Spielraum für künstlerische Experimente und Dialoge erweitern, eröffnen wir auf diese Weise auch dem Publikum neue Wege, die künstlerischen Ausdrucksformen dieser kreativen Erkundungsreisen zu erleben.