Neue Kinderbücher
Was Kinder schon immer über Sex und Grammatik wissen wollten

Familiengespräche über Sex sind schwierig, aber manchmal auch lustig, zeigt ein aktuelles Kinderbuch. In anderen Neuerscheinungen geht es um Roboter in der Schule, Umweltschutz, den kleinen Tod und die deutsche Grammatik.

Von Holger Moos

Kling: Der Tag, an dem Papa ein heikles Gespräch führen © © Carlsen Kling: Der Tag, an dem Papa ein heikles Gespräch führen © Carlsen
Ein Familiengespräch über Sex ist auch heute noch eine heikle Angelegenheit, besonders wenn drei Generationen beteiligt sind. Während die Großeltern aus der Hippiegeneration ziemlich lockere Ansichten haben, wird es besonders dem Vater zunehmend peinlich, seiner Jüngsten zu erklären, was es mit dem Sex so auf sich hat – inklusive einer unbeholfenen Stecker-Steckdose-Allegorie. Dabei wollte er doch nur mit der Ältesten und ihrem Freund eine Unterhaltung über erste Liebe und Verhütung führen. Marc-Uwe Kling präsentiert in Der Tag, an dem Papa ein heikles Gespräch führen wollte eine gelungene Kombination von Situationskomik und Aufklärung.

Pannen: Andro, streng geheim! Fehlermeldung Schule © © Loewe Pannen: Andro, streng geheim! Fehlermeldung Schule © Loewe
Kai Pannen hat mit Andro, streng geheim! Fehlermeldung Schule den ersten Band einer neuen Kinderbuch-Reihe vorgelegt. Es ist eine wirklich komische Schulgeschichte, denn der inkognito in die Lehranstalt geschleuste Held ist ein KI-Androide 3.0-m, ein Roboter. Er soll beweisen, dass es ihm gelingt, Menschen kennenzulernen und Freundschaftspunkte zu sammeln – schließlich sollen Roboter bald die Herrschaft über die Erde übernehmen. Kann er seine Mitschüler*innen nicht überzeugen, dass er ein Mensch ist, wird er abgeschaltet. Der Witz der Geschichte beruht darauf, dass er absolut nicht versteht, was in der Schule geschieht, alles wörtlich nimmt und in seinem geheimen Computer nachfragen muss. Und natürlich ist da ein taffes Mädchen, das irgendwann seine Identität begreift, und trotzdem zu ihm hält. Mit lustigem Layout.

Nachdenklich und humorvoll

Gröger: Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen © © dtv Gröger: Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen © dtv
Ein Junge, unheilbar krank, hat so viel Angst zu sterben, dass er sich auch in den gesunden Phasen nicht richtig zu leben traut. Plötzlich taucht ein wildes Mädchen auf, das ihm gleich erklärt, sie sei die Enkelin des Todes und müsse für eine Todes-Prüfung als Mensch erfahren, was Leben bedeutet. Die zum Teil auch komische Annäherung der beiden und die Aktionen des Jungen, bis er ins Leben zurückfindet, sind besonders und ungewöhnlich. Das Dauerthema Tod in der Kinder- und Jugendliteratur wird in Anne Grögers Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen zum Aufruf für das Leben. Salopp, flapsig, unbedingt lesenswert.

Erbertz: Peri Scholz rettet die Welt... oder auch nicht © © Beltz & Gelberg Erbertz: Peri Scholz rettet die Welt... oder auch nicht © Beltz & Gelberg
Ein ironisch witziges Spiel mit dem Umweltschutz und den verschiedenen Motiven und Absichten zu einem nachhaltigen Leben, die im Augenblick den Zeitgeist bestimmen, treibt Christina Erbertz in Peri Scholz rettet die Welt... oder auch nicht. Im Mittelpunkt steht die zwölfjährige Peri, die eigentlich aus Versehen zu einer Kämpferin gegen Plastikmüll wird und sowohl in der Öffentlichkeit wie den Medien große Aufmerksamkeit findet. Sie trifft dabei auf fanatische Personen, Scharlatane, Mitläufer und Gegner*innen. Humorvolle Szenen regen zum Nachdenken an, ohne die Idee des Umweltschutzes zu diffamieren.

Lustvoll vermittelter Sprachgebrauch

Rieder: Hunde im Futur. Eine Grammatik in Bildern  © © Susanna Rieder Verlag Rieder: Hunde im Futur. Eine Grammatik in Bildern © Susanna Rieder Verlag
Ein besonderes Grammatikbuch für Kinder ist Susanna und Johannes Rieder mit Hunde im Futur. Eine Grammatik in Bildern gelungen. Sprache wird lustvoll vermittelt. Man erklappt sich mit viel Spaß die Schulgrammatik. Reduktion und Visualisierung sind die Prinzipien, nach denen dieses Buch gestaltet ist. Die einzelnen Themen kommen mit sehr wenig Text aus, sorgen für Freude an den Bildern und bringen die Sachverhalte auf den Punkt. Mit viel Farbe, Klappmechanismen, Überraschungseffekten und einer übersichtlichen Gliederung. Für alle, die sich fürchten und sich mit den wichtigsten Grammatikbegriffen schwer tun, aber sie trotzdem lernen müssen. Es kann ja nur interessant sein, wenn etwa das Relativpronomen zu einer Detektiv-Graphic Novel wird.
 
Rosinenpicker © © Goethe-Institut / Illustration: Tobias Schrank © Goethe-Institut / Illustration: Tobias Schrank © Goethe-Institut / Illustration: Tobias Schrank
Christina Erbertz: Peri Scholz rettet die Welt... oder auch nicht (ab 9 Jahren)
Weinheim: Beltz & Gelberg, 2021. 139 S.
ISBN: 978-3-407-75598-8
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe

Anne Gröger: Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen (ab 10 Jahren)
München: dtv, 2021. 202 S.
ISBN: 978-3-423-76347-9

Marc-Uwe Kling: Der Tag, an dem Papa ein heikles Gespräch führen wollte (ab 6 Jahren)
Hamburg: Carlsen, 2021. 61 S.
ISBN: 978-3-551-51997-9

Kai Pannen: Andro, streng geheim! Fehlermeldung Schule (ab 8 Jahren)
Loewe, 2021. 173 S.
ISBN: 978-3-7432-0893-3
Diesen Titel finden Sie auch in unserer Onleihe

Susanna und Johannes Rieder: Hunde im Futur. Eine Grammatik in Bildern (ab 8 Jahren)
München: Susanna Rieder Verlag, 2021. 128 S.
ISBN: 978-3-948410-21-6

Top