Ich baue Wände voll erzeugter Ängste
(Schorsch Kamerun)
Unter politischen und sozialen Gesichtspunkten betrachtet war 2018 wieder ein schwieriges Jahr. Dazu kamen einschneidende Veränderungsbewegungen in traditionellen Märkten wie denen der physikalischen Medienformate: Eigentlich alle relevanten deutschen Musikzeitschriften wurden zu Grabe getragen, und zunehmend erschienen selbst Albenneuheiten exklusiv als Stream (allerdings, in einer Art Gegenbewegung, oftmals parallel im nostalgisch rumpelnden Vinylformat).
Die Bereitschaft, sich auch in unbequeme Diskussionen einzumischen, ist in der deutschen Musiklandschaft aber ungebrochen. Die Früchte, welche die Gender-Diskussion im deutschen Jazz getragen hat, die Organisation von Raves gegen Rechts oder die breite Front gegen Antisemitismus im deutschen HipHop, die letztlich zur Einstellung des größten deutschen Musikpreises
Echo führte, sind nur einige Beispiele für eine wehrhafte Musikkultur, deren klares Beziehen von Position im vergangenen Jahr notwendiger war denn je.