Berlinale Blogger 2017
Der Vater bereut

Vater und Sohn
Vater und Sohn | Foto: © Schramm Film / Marco Krüger

In „Helle Nächte“ macht Regisseur Thomas Arslan mit seinen unprätentiösen langen Szenen für mich erfahrbar, wie sehr und wie unwiederbringlich Vater Michael seinen Sohn Louis durch Abwesenheit verletzt hat.

Um 10.30 Uhr trete ich aus dem Berlinale-Palast zurück in den kalten Morgen, betäubt und aufgewühlt zugleich.

Michael lebt seit Jahren in Berlin, doch seinen krassen österreichischen Dialekt hat er nie abgelegt. Die Trauer über den Tod seines Vaters bringt er zum Ausdruck, indem er seine Lebensgefährtin „anschmäht“: „Du schaust hässlich aus, wennst beleidigt bist“.

Bis ich dem Hauptdarsteller wieder eine Chance gebe, brauche ich genauso lange wie er braucht, um eine Art Nähe zu seinem Sohn herzustellen. Doch bei Minute 60 zieht mich die endlos scheinende Aufnahme eines nebligen Bergweges in den Bann der Geschichte.

Der verletzte Sohn
Der verletzte Sohn | Foto: © Schramm Film / Marco Krüger
Der Vater gesteht, bereut. Er hat die Mutter geliebt, aber solange betrogen, bis es ihr irgendwann gereicht hat. Er hat seinen Sohn nicht aufwachsen sehen.

Louis läuft weg, verschwindet in der aufgrund ihrer großen Einsamkeit nicht ganz ungefährlichen norwegischen Berglandschaft. Nach langer Suche findet sein Vater ihn, Louis versucht zu fliehen. In den letzten Minuten des Films kommt es schließlich zu einer ungeschickten Vater-Sohn-Umarmung, mitten in der kargen Landschaft. Mir rinnen seit Minuten Tränen über beide Wangen.

Die introvertierte Spielart dieses Filmgenres, das als Berliner Schule bezeichnet wird, mit die langen Einstellungen haben mich mitgerissen und berührt.

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