Berlinale-Blogger 2017
Viele Preise und ein Hauch von Poesie
Unser Berlinale-Blogger ist zwar nicht der Meinung, dass alle Preise den richtigen Teilnehmern verliehen wurden, aber die Preisverleihung war sehr unterhaltsam und mit all den Stars das perfekte Festival-Finale.
Die Berlinale ist vorbei und ich mache mich nach zwölf Tagen in dunklen Räumen, in denen ich mir Filme aus aller Welt angeschaut habe – von denen viele es niemals auf die Leinwände in Großbritannien schaffen werden – nun auf den Heimweg. Es ist ein surreales Erlebnis, mit Tausenden von Kritikern, Programmgestaltern und Filmverleihern gespannt darauf zu warten, was die nächste Premiere bietet.
Die meisten der Filme, die 2017 im Rahmen des offiziellen Wettbewerbs ausgestrahlt wurden, haben mich nicht wirklich umgehauen, obwohl einige von ihnen in Teilen durchaus beeindruckend waren. Die Andere Seite der Hoffnung von Aki Kaurismäki ragte durch eine warme, einfühlsame Betrachtung der menschlichen Gutherzigkeit, der Einsamkeit und der Flüchtlingsproblematik eindeutig heraus. Die Geschichte eines in Finnland ankommenden Syriers hätte dem Film eigentlich sicher einen Goldenen Bären, den Hauptpreis des Wettbewerbs, einbringen müssen.
Die Auszeichnung ging jedoch an On Body and Soul und damit an einen magisch-realistischen Film über zwei Schlachthausmitarbeiter, die den gleichen Traum haben. Es ist ein Kinofilm, der dem Publikum einen Einblick in die komplizierten Innenleben der Figuren gewährt, dessen Schlussszene meiner Meinung nach jedoch nicht aussagekräftig genug ausfiel, um die höchste Auszeichnung zu verdienen. Ich fand andere Filme besser, zum Beispiel Einen schönen Tag noch oder The Party. Beide gingen aber leer aus.
Die Preisverleihungszeremonie selbst sorgte für turbulente Unterhaltung. Dana Bunescu, verantwortlich für Schnitt von Ana, Mon Amour, gewann den Silbernen Bären für Herausragende Künstlerische Leistung, der das Können auf einem bestimmten Gebiet prämiert. Ganz offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, an dem Abend geehrt zu werden.Ganz benommen ging sie in Jeans und Shirt auf die Bühne. Ihre Rede bestand aus drei Worten: „Danke, bin sprachlos.“ An dem Abend klebte außerdem Georg Friedrich, der Gewinner des Preises für den Besten Darsteller, seinen Kaugummi auf den Silbernen Bären und trug ein seltsames Gedicht vor, während Kaurismäki anscheinend schon vorab gefeiert hatte und es nicht auf die Bühne schaffte, um seinen Preis für die Beste Regie entgegenzunehmen.
Der Abend war von der überwältigenden Stimmung geprägt, mit der die Bedeutung der Kunst gefeiert und anerkannt wurde. Agnieszka Holland rief Filmemacher auf der ganzen Welt dazu auf, mutig zu sein und in dunklen Zeiten die Wahrheit auszusprechen, während Festival-Direktor Dieter Kosslick sich für einen Journalisten einsetzte, der vor kurzem in der Türkei verhaftet worden war. Jeder auf dieser Bühne glaubte an die Macht des Kinos – eine Botschaft, angesichts derer ich stolz darauf bin, dass ich an der 67. Berlinale teilnehmen durfte.