Berlinale-Blogger 2017
Alberto Giacometti und die Grenzen des Künstlers
Kino ist anders als die anderen Künste. "Final Portrait" von Stanley Tucci erzählt viel mehr als die Geschichte des berühmten Schweizer Künstlers Alberto Giacometti.
„Der gesamte Werdegang moderner Künstler liegt in diesem Willen, etwas zu ergreifen, zu besitzen, das sich ununterbrochen entzieht … Es ist, als wäre die Wirklichkeit stets hinter den Schleiern, die zerreißen. Es gibt noch eine weitere Wirklichkeit, immer noch eine“, sagte einst der Schweizer Künstler Alberto Giacometti. Seine Worte bezogen sich auf sein eigenes künstlerisches Schaffen: Besessen von der Unmöglichkeit, ein Werk für „vollendet“ zu erklären, modifizierte er Bilder oder Skulpturen immer wieder, auch um den Preis, eine komplett fertige Arbeit zu verwerfen.
Nur zu gut weiß das der amerikanische Schriftsteller James Lord, der 1964 in Paris einwilligte, sich von Giacometti porträtieren zu lassen. Was nur wenige Tage dauern sollte, zog sich über fast drei Wochen – so lange, dass Lord dank dieser Begegnungen genug Material sammelte, um 1985 eine Giacometti-Biografie zu veröffentlichen. Sie enthielt Einzelheiten aus dem Leben des Künstlers, die den meisten zuvor unbekannt waren. Als Stanley Tucci das Buch las, beschloss er, daraus eine Version für die Kinoleinwand zu machen. Zehn Jahre hat er gebraucht, um sein Ziel zu verwirklichen. Das Ergebnis, der Film Final Portrait, war auf der 67. Berlinale zu sehen. Bei der Pressekonferenz sagte Stanley Tucci, dass er Final Portrait, wenn es nach ihm gegangen wäre, in Schwarz-Weiß gedreht hätte. Die Produzenten hätten ihm das aber nicht erlaubt, zu hoch sei das Risiko eines kommerziellen Flops gewesen.