Peter Handke
Das zweite Schwert. Eine Maigeschichte
INHALT
Zurückgekehrt nach jahrelangem Unterwegssein in die Gegend südwestlich von Paris, drängt es den Helden drei Tage später bereits zu einem erneuten Aufbruch. Im Gegensatz zu vorangegangenen Welterkundungen verfolgt er diesmal ein unumstößliches Ziel: »›Das also ist das Gesicht eines Rächers!‹, sagte ich zu mir selber, als ich mich an dem bewußten Morgen, bevor ich mich auf den Weg machte, im Spiegel ansah.« Rache warum? Für die Mutter, die in einem Zeitungsartikel denunziert worden war, dem Anschluss ihres Landes an Deutschland zugejubelt zu haben. Rache an wem? Eine Journalistin, der Urheberin dieser wahrheitswidrigen Behauptungen, die in Tagesentfernung in den Hügeln um Paris wohnte.Die Erfahrungen all jener Reisenden, die Peter Handke von zu Hause aufbrechen lässt, bestätigen sich jedoch auch hier: »Ich hatte keinerlei Plan ausgeheckt. Es hatte zu geschehen. Andererseits: Es gab ihn, den einen Plan. Aber dieser Plan ist nicht mein eigener.«
Und so mündet der Rachefeldzug in ein Fest, eine bewusste Entscheidung des Erzählers Peter Handke: In die geschriebene Geschichte erhält nur Zutritt, was in der Realgeschichte Bestand hat. Und umgekehrt: Sich vollziehende Geschichte erlangt nur Wirklichkeit, wenn sie des Erzählens wert ist.
Anmerkungen & Begründungen von ägyptischen Jury-Mitgliedern
Dr. Cherifa: Peter Handke erzählt vermeintlich eine Rachegeschichte. Aber wie immer bei ihm sollte man sich zu „einer realitätsfernen Lesart“ entscheiden. Der Schauplatz ist die Gegend südwestlich von Paris. Hier kehrt die Hauptfigur nach jahrelangen Unterwegsseins zurück. Allerdings nur für drei Tage. Dann beginnt die Wanderschaft von neuem.Dr. Balsam: Die Idee der Rache selbst hat mich nicht angezogen, aber meine Neugier wurde dadurch erweckt, dass sich die Rache zu einer Feier wandelt und dass nur was erzählt wird, zu einem Teil der Geschichte wird.
Dr. Hebba Sherif: Peter Handke ist nicht einfach zu übersetzen. Ich kenne leider den Text nicht, doch meiner Meinung nach besteht ein großes Interesse unter den Verlegern an Handkes Übersetzungen.
Dr. Manar Omar: Handkes Werk richtet seine Kritik an die Presse und die Welt des Journalismus, von der sich der Protagonist für den Rufmord seiner Mutter zunächst rächen will, aber dies am Ende doch unterlässt. Als Alternative bietet der Text Momente des äußeren und inneren Friedens, die hoffnungsvoll wie der Frühling im Mai sind. Der Autor Der Autor genießt spätestens seit seiner Nobelpreisverleihung große Aufmerksamkeit auch in der arabischen Welt. Zudem greift sein in den Feuilletons gelobter Text aktuelle Fragen zum Einfluss und zur Verantwortung der Presse, zu Unrecht, Rache und innerem Frieden auf.
targmat:na
Das Literaturportal „targmat:na“ präsentiert ausgewählte, deutschsprachige Neuerscheinungen, die von einer Expert*innen-Jury zur Übersetzung ins Arabische empfohlen werden.