Gewaltprävention durch Sportunterricht

  •  Goethe Institut © Marie Sacher
  •  Goethe Institut © Islam Safwat
  •  Goethe Institut © Islam Safwat

Das Konzept des Workshops wurde bereits im Jahr 2018 von den involvierten Partner*innen ausgearbeitet, aufgebaut und auf die Bedürfnisse des ägyptischen Schulsystems angepasst. Abzielend auf eine Gewaltminderung und -Prävention in der ägyptischen Gesellschaft, nahmen im Jahr 2021 insgesamt 21 Sportlehrkräfte aus elf Governoraten sowie zwei Vertreter des ägyptischen Erziehungsministeriums vor Ort teil. Dabei wurden die Workshop-Dozentinnen Dr. Petra Guardiera, Dozentin für Schulsport und Schulentwicklung, sowie Frau Dr. Monika Thomas, Dozentin für Sportdidaktik und Schulsport, der Maßnahme virtuell zugeschaltet.

Der Workshop setzte sich hauptsächlich aus theoretischem Unterricht, Reflexionsaufgaben sowie praktischen Übungen zusammen. In diesem Rahmen diskutierten die Teilnehmenden u.a. über die Definition von Gewalt in ihren unterschiedlichen Formen, die eine zentrale Herausforderung an den Schulen darstellen. Sei es unter den Schüler*innen, zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen, oder in Form von Vandalismus; die Sportlehrkräfte tauschten sich über die verschiedensten Gewaltphänomene aus, die in verbaler, körperlicher oder sexueller Form auftreten können.

Dabei wurde deutlich, dass der Beitrag des Sportunterrichts zur Gewaltprävention eine bedeutende Rolle spielt. „Der Sportunterricht ist nicht nur zur Förderung von Bewegung gedacht, sondern unterstützt auch die Persönlichkeitsentwicklung, da die Schüler*innen positive Werte lernen, wie zum Beispiel Teamwork und Respekt, die ihr Verhalten auch außerhalb des Sportunterrichts beeinflussen“, betonte Thomas. Die praktischen Übungen, die die Dozentinnen mit den Teilnehmenden durchführten, zeigten, wie aus einfachen Spielen im Sportunterricht die Möglichkeit zur Vermittlung wichtiger Werte geschafft wird. Anhand des Spieles der Zauberstab erkannten die Teilnehmenden beispielsweise, dass dabei sowohl Führung als auch Teamwork notwendig sind – Werte, von denen Kinder und Jugendliche profitieren.



Weiterhin verdeutlichten die Dozentinnen, wie Sportunterricht auf pädagogische Bedürfnisse der Schüler*innen, wie zum Beispiel das Zugehörigkeitsempfinden, die Fähigkeitsentwicklung und das Autonomiegefühl, zielen kann. In diesem Zusammenhang wurde den Teilnehmenden ein exemplarisches Video aus einem Sportunterricht in Deutschland gezeigt, welches die Unterrichtsstruktur einer Sportstunde und die theoretischen Grundlagen zur Unterrichtsplanung darlegen. Besonders interessant war für die Teilnehmenden zu sehen, dass die Schüler*innen im Sportunterricht auch schriftliche Taktikaufgaben bearbeiten oder bei Regelverstößen auf das von ihnen erstellte Regelplakat hingewiesen werden.

Folglich tauschte sich die Gruppe viel über mögliche Sanktionen aus. Die Dozentinnen betonten, dass die Sanktion nicht zur Bloßstellung der Schüler*innen vor der gesamten Klasse dient. „Es geht nicht darum zu sagen Du bist schlecht, sondern dein Verhalten war nicht in Ordnung. Sanktionen beziehen sich nur auf das Verhalten und der Schüler/die Schülerin muss die Möglichkeit haben, aus dieser Situation wieder rauszukommen“, erklärte Guardiera. Wichtig sei außerdem, dass die Lehrkraft Ruhe bewahrt und keine Aggressionen zeige, da sie von den Schüler*innen als Vorbild wahrgenommen werde. Stattdessen sollten Lehrkräfte mit Jugendlichen, die häufig gewaltvolles und schwieriges Verhalten offenbaren, auf Augenhöhe kommunizieren und versuchen, die Ursachen hinter ihrem Verhalten zu identifizieren. Diese können häufig auf andere Faktoren zurückgeführt werden, wie zum Beispiel Gruppenzwang oder häusliche Gewalt.



Besonders positiv fiel beim Workshop die aktive Mitarbeit und hohe Diskussionsbereitschaft der Teilnehmer*innen auf. Mit ihrem bereichernden Input sowie intensivem Erfahrungsaustausch zeigten die Teilnehmer*innen, dass sie sowohl vom theoretischen Wissen als auch von den praktischen Übungen für ihren beruflichen Werdegang deutlich profitierten. So kommentierte die Teilnehmerin Asmaa Alsayed aus Ismailiyya, dass sie die neu-erlernten Methoden während ihrer Sportstunde anwenden möchte, „um positive Werte bei den Schüler*innen, wie z.B. Meinungsäußerung, Führung und Taktik zu fördern“. Zustimmend fügte Nermin Al-Adawy aus Nord-Sinai hinzu, dass sie „die effektivsten Methoden zur Gewaltreduktion im schulischen Kontext, v. a. im Sportunterricht“ kennenlernen konnte.

In dem Workshop wurden die Teilnehmenden zudem zu Trainer*innen ausgebildet, sodass sie das erlernte Wissen nicht nur mit ihren Schüler*innen umsetzen, sondern auch anhand von Workshops an ihre Kolleg*innen weitergeben. So berichtete der Teilnehmer Islam Anwar aus Alexandria, dass „ein Workshop zum Sportunterricht in verschiedenen Schulen in Alexandria in Planung ist“. Darüber hinaus schlug Ahmed Ahmed aus Al-Ismaileya vor, neben Workshops für Lehrkräfte auch solche für die Schüler*innen zu organisieren, mit dem primären Ziel „sie gegen Mobbing aufzuklären.“ Von Mai Almasri aus Damietta kamen weitere Vorschläge für eine nachhaltige Arbeit, u.a. „wissenschaftliche Forschung zum Thema Gewalt in Bildungseinrichtungen zu fördern und wissenschaftlich basierte Lösungen zu finden.“
 

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