Filmvorführung, Paneldiskussion und DJ Sets Musik- und Filmräume in Gefahr

Heritage in Focus 1 Thinking

Mi, 27.11.2024

18:00 Uhr

Goethe-Institut Athen

Heritage in Focus #1

18:00 Filmvorführung 
Berlin Utopiekadaver, Johannes Blume, 2024, 95’
Auf Deutsch mit griechischen und englischen Untertiteln
Q&A: Johannes Blume

20:30 Podiumsdiskussion  
Rundtisch mit Sofia Dona, Maria Komninos, Linda Paganelli, Peggy Ringa und Marcel Weber
Moderation: Cathryn Drake

22:00 DJ Sets
Irakli, Ablaze Meursault

Kino IDEAL, Athen, 09.01.2024. © George Kontarinis, EUROKINISSI Kino IDEAL, Athen, 09.01.2024. © George Kontarinis, EUROKINISSI

„Musik- und Filmräume in Gefahr“

Am 27. November startet die Reihe mit dem Thema des immateriellen, urbanen Kulturerbes. Anhand der Berliner Clubkulturen (seit 2024 immaterielles Weltkulturerbe) und der Athener Kinolandschaft soll exemplarisch untersucht werden, welche Auswirkungen Phänomene wie Gentrifizierung und „Overtourism“ – beide befeuert durch die immer kommerziellere Vermarktung eines prägenden Kulturerbes – auf das soziale Gefüge der Städte haben. Clubsterben, Verlust an kulturellen Spielstätten und Vereinheitlichung kultureller Angebote sind aktuelle Schlagworte, die gleichzeitig eine starke künstlerische Reaktion hervorrufen.

Nach der Vorführung des Films Berlin Utopiekadaver und einem Gespräch mit dessen Regisseur Johannes Blume widmet sich das Panel unter Moderation der Kulturjournalistin Cathryn Drake den Dynamiken der Gentrifizierung und des immer stärker werdenden Drucks von Investoren, aber auch eines immer kommerzieller werdenden internationalen Tourismus. Neben dem Vorsitzenden der Berliner Clubkommission, Marcel Weber, und der Künstlerin Linda Paganelli (deren Ausstellung “Wir bleiben! Gentrifizierung und Widerstand in Berlin” derzeit im Berliner Stadtmuseum zu sehen ist) diskutieren die Athener Architektin und Künstlerin Sofia Dona, die Filmwissenschaftlerin und Vorsitzende des griechischen Filmarchivs, Maria Komninos, sowie die Archäologin und Kinobesitzerin Peggy Ringa und entwickeln Szenarien, wie Städte und ihre Bevölkerungen und Communities auf diese Herausforderungen reagieren können, wie sich Künstler:innen und Aktivist:innen artikulieren und positionieren können. Ein DJ-Set mit DJ Irakli (Organisator einer erfolgreichen Partyreihe im bedrohten Berliner Club about:blank, Deutschland) und Ablaze Meursault (Griechenland) beschließt den Abend.

Beate Uwe by Steffi Rettinger Beate Uwe by Steffi Rettinger

Die weiteren Veranstaltungen behandeln das bauliche Erbe und seine sozio-kulturellen Implikationen, ausgehend von der bewegten und kontroversen Geschichte des Berliner Humboldt Forums und dem Großprojekt Smart City Hellinikon in Athen (Februar 2025); im April 2025 stellt sich das Thema des „Nation Building“ durch Antikenfunde und die Frage der Restitution. Den Abschluss macht das große Thema der „non-human agency“, also des des Umgangs mit Naturerbe und Naturrechten und seiner immer stärker werdenden Sichtbarkeit in weltweiten öffentlichen Diskursen. Im Rahmenprogramm ermöglichen Filmvorführungen und Regie-Gespräche (unter anderem mit Heinz Emigholz) weitere künstlerische Einblicke und Austauschformate.



BERLIN UTOPIEKADAVER
Johannes Blume, 2024, 92 Min.


Eine „Räumungswelle“ erfasst Berlin. Die letzten linksautonomen Hausprojekte sollen aufgelöst werden und ihre Bewohner*innen aus der Stadt verschwinden. Der Film zeigt verschiedene Generationen einer Subkultur, die von sich erzählen, um ihre Existenz kämpfen, aber auch gemeinsam tanzen und weinen.

Protagonist*innen aus BERLIN UTOPIEKADAVER auf der Liebigstraße, Film von Johannes Blume © Filmgalerie 451 BERLIN UTOPIEKADAVER auf der Liebigstraße, Film von Johannes Blume © Filmgalerie 451

Filmsynopsis
Ein Taxifahrer fährt durch die Stadt Berlin und spricht über die Veränderungen und den Boom des Immobilienmarktes. Er selbst ist Punk, links und eine bekannte Größe in der autonomen Szene. Die Stationen seiner Fahrt sind die wichtigsten Orte der linksautonomen Szene: Rigaer Straße, Liebigstraße, das Tuntenhaus, Potse, Drugstore, Syndikat, Meuterei und die Köpi; alle im Überlebenskampf. Junge Menschen wie das Kollektiv der Potse und vom Drugstore fürchten um ihr selbstbestimmtes Leben. Frauen aus der Liebigstraße beschreiben, wie wichtig ihr Hausprojekt als Raum für Unterstützung suchende FLINTA* Personen war. Die letzten Räumungen sind noch nicht verarbeitet und schon stehen die nächsten an: Das autonome Jugendzentrum Potse muss den Schlüssel abgeben und die Verhandlungen um den Köpi Wagenplatz laufen schon. Wir bewegen uns mit den Protagonist*innen durch ihre Lebenswelt. Gemeinsam gehen wir mit ihnen auf Kundgebungen, Konzerte, Demonstrationen, KüFas (Küche für alle) und durch ihr Privat- und Berufsleben. Immer wieder ertönt eine laute Stimme aus dem Megafon und erklärt der Stadt der Reichen den Kampf.



Eine Kooperation zwischen dem Goethe-Institut und dem Humboldt Forum.
 

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