Als Stadttheater verfügt die
Schauburg über einen eigenen Aufführungsraum, ein eigenes Ensemble sowie unterstützende Infrastruktur und diverse Mitarbeiter*innen. An einem Theater zu sein, das sich mit und für ein junges Publikum auseinander setzt, war aufregend, da ich so mit zahlreichen Regisseur*innen und Dramaturg*innen, Pädagog*innen und Dramatiker*innen, die die gleichen Interessen und die gleiche Wertschätzung wie ich haben, über Inhalte und Praktiken des Jugendtheaters diskutieren konnte.
© Nisha Abdulla
Während meiner
bangaloREsidency-Expanded@Schauburg schrieb ich ein neues Stück, leitete Workshops für Jugendliche an Schulen und besuchte Proben und Gemeinschaftstheaterstunden mit Kolleg*innen.
Hier entstand
Two Degrees, ein Stück ab 12 Jahren, das sich mit dem Problem des Klimawandels befasst. Am Ende meiner Künstlerresidenz gab es eine öffentliche Lesung des Stücks.
© Nisha Abdulla
Ich habe Schreiberworkshops mit 8., 9., 10. und 11. Klassen durchgeführt und festgestellt, dass Jugendliche in Deutschland viele Gemeinsamkeiten mit Jugendlichen im städtischen Indien und in China haben und dass ich die nordische Mythologie und die Harry-Potter-Bücher verwenden kann, um den Jugendlichen die Grundlagen des Schreibens beizubringen!
© Nisha Abdulla
Das Theater Lab und die Community Theater Sessions waren ebenfalls eine großartige Möglichkeit, Tools mit Pädagog*innen und anderen Kolleg*innen zu diskutieren.
Während meiner Zeit an der Schauburg gab es einige gute Shows. Einige waren experimentell, größtenteils neu geschrieben, und es gab sogar einen beliebten Klassiker… Die Theaterstücke waren für ein Publikum von 3 Monaten bis 18 Jahren. Sowohl die neu geschrieben und die Klassiker wurden in den Auditorien oder an anderen spezifischen Orten aufgeführt.
© Nisha Abdulla
Ich hatte einen eigenen Arbeitsplatz in Schauburg und meine Wohnung war in der Villa Waldberta - einem internationalen Künstler*innenhaus, das seit den 60er Jahren mit Seeblick und einer farbenfrohen Fassade, sowie Verangenheit besteht. Es war eine Stunde Fahrt von der Stadt entfernt, aber die Fahrtzeit machte mir nichts aus. Es war eine gute Gelegenheit zu lesen und mein gebrochenes Deutsch aufzubessern und den Gesprächen zuzuhören.
Ich kehrte mit mehr Geduld für die Arbeitsweise in Indien zurück. Ich schätze nun einige Dinge mehr, die wir für selbstverständlich halten - unsere Leichtigkeit mit flexiblen Arbeitsweisen, unsere alternativen Aufführungsorte, die kreativen Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu sichern und die eher minimalistische Herangehensweise an das Theater.
Eine Anmerkung zu München:
© Nisha Abdulla
Ich habe es genossen, München kennenzulernen... Seine Widersprüche und Exzentrizitäten haben mich offenbart, als ich die Stadt zu Fuß erkundet habe, mit all den Unwägbarkeiten des Wetters und dem fantastischen Angebit an Bier. Entgegen dem, was ich erwartet hatte, war München recht freundlich... von einem Lächeln auf der Straße über Angebote, sich bei Regen einen Regenschirm zu teilen, bis hin zu zufälligen Gesprächen in Museumscafés. Ich habe es auch genossen, die vielen Galerien und Museen in München zu besuchen und stundenlang vor vertrauten Kunstwerken und neuen Entdeckungen zu verweilen. Die Herangehensweise der Stadt an ihre schwierige Geschichte während des Nazi-Regimes war ebenfalls aufschlussreich: Ich sah den politischen Willen und die Zustimmung der Gesellschaft, die wirklich schwierigen und wichtigen Fragen über die Vergangenheit der Stadt mit dem faschistischen Regime zu stellen, die Geschichten vom Widerstand und den Willen aus den Fehlern der Vergangheit zu lernen zu feiern. Ich wünsche mir auch für das heutige Indien einen solchen politischen Willen, um mit den schwierigen Kapiteln unserer Vergangenheit fertig zu werden.