Zum Anlass des 100 Jubiläums des Ende des Ersten Weltkrieges und im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres, hat das Institut Francais de Jordanie (IFJ), das Institute Francais du Proche-Orient (IFPO) und des Goethe-Institut in Partnerschaft mit der Nationalbibliothek Jordanien und vier jordanischen Universitäten - Mutah Universität, Yarmouk Universität, Universität Jordanien und Al Hussein Bin Talal Universität - das Oral History Projekt „Unsere Geschichte“ realisiert.
Mündliche Überlieferungen gehören zu den zentralen Wegen, über welche geschichtliches Wissen in Jordanien weitergegeben wird. Jedoch sind Oral History Methoden für die Aufzeichnung und Archivierung von mündlicher Überlieferungen laut lokalen Wissenschaftlern nicht weit verbreitet und werden kaum eingesetzt.
So hatte das Projekt „Unsere Erinnerung“ zum Ziel, die unterschiedlichen historischen Erzählungen über die Zeit des Ersten Weltkrieges, welche in den lokalen Gemeinden in Jordanien noch immer erzählt werden, zu sammeln und zugänglich zu machen. Im Gegensatz zu der oft dominierenden militärischen und geopolitischen Geschichtsschreibung, standen bei diesem Projekt die subjektiven und individuellen Erlebnisse des täglichen Lebens im Vordergrund.
Nach einem Austausch und Training mit zwei Oral History Experten, Lucine Taminian und Falestin Naili im März und April 2018 am Institut Francais du Proche-Orient (IFPO) in Amman, haben acht Professoren und 16 Studenten von vier jordanischen Partneruniversitäten gemeinsam daran gearbeitet, Geschichten, Fotos, Lieder und andere Materialien mit Bezug auf die Zeit des Ersten Weltkrieges in ihren Gemeinden zu sammeln. Im Anschluss an die Feldforschung fand im Oktober 2018 ein zweiter Workshop zur Analyse und Interpretation der von den Studenten gesammelten Oral History Zeugnissen am IFPO in Amman statt.
Die Ergebnisse wurden am 27. November während einer Abschlussveranstaltung „Perspektiven auf die Zeit des Ersten Weltkrieges“ in der Nationalbibliothek in Amman präsentiert und diskutiert. Dabei war auch der Produzent und Moderator der Dokumentation „World War One through Arab Eyes“, Malek Triki, anwesend, welcher seine Herangehensweise in seiner Recherche für den Film und den Film selbst vorgestellt hat.
Des Weiteren fanden im November ein Workshop über die Archivierung und Bearbeitung von Oral History Zeugnissen für die Archivare der Nationalbibliothek statt. Dabei war das Ziel, die Zeugnisse der Studenten in den Bestand der Bibliothek mit aufzunehmen.
Das Projekt hat bereits internationale Aufmerksamkeit und Anbindung gefunden. So haben zehn der Studenten und zwei der Professoren am Geschichtsfestival in Berlin „War or Peace. Crossroads of history 1918 | 2018”, welches von der Bundeszentrale für politische Bildung in Kollaboration mit dem Maxim Gorki Theater im Oktober 2018 realisiert wurde, teilgenommen. Die Professoren haben im Rahmen des Festivals einen Workshop zu dem Thema „Local: National - Oral History and the Diversity of Historical Narratives in Jordan and Europe“ angeboten.
Das Projekt wurde finanziell vom Deutsch-Französischen Kulturfonds unterstützt. Eine weitere finanzielle Unterstützung konnte im Laufe des Projektes durch die Agence Universitaire de la Francophonie (AUF) gesichert werden.