Katholischer Schulgebäudekomplex „INSTITVTII S. MARIA“ in der Straße „Pitar Moș“
Goethe-Institut Bukarest
Unter der Herrschaft von Fürst Barbu Stirbey bat 1852 der katholische Bischof Angelo Parsi die Generaloberin des „Instituts Heilige Maria“ in München (Nymphenburg), einige Schwestern der Kongregation als Lehrerinnen für die katholischen Mädchenschulen in Bukarest zu entsenden. Im November 1852 trafen die ersten drei Schwestern ein, die, auch mit der Erlaubnis der damaligen staatlichen Schulbehörden, ihre Tätigkeit aufnahmen. Im Zuge der Ankunft weiterer sechs Schwestern aus München im Mai 1853 wurde zusätzlich ein Internat gegründet. Alle Lehrerinnen waren anerkannte Lehrkräfte in Bayern. Die Schulen waren in der Bărăția-Pfarrei sowie in der bischöflichen Residenz auf der Calea Călărași und später in der Merkur-Straße untergebracht. 1858 wurde vom Fürst Alexander Ghica der Grundstein des heutigen Gebäudekomplexes der Schule in der Pitar-Moș-Straße gelegt, und schon am 1. Oktober 1859 befanden sich 38 Schülerinnen im Internat. Das Schulinstitut wuchs ständig. 1906 gab es 200 Schülerinnen im Internat sowie weitere 300 „externe“ Schülerinnen und 4000 Absolventinnen. Die Fremdsprachen Deutsch und Französisch blieben, vom Anfang bis zu der Verstaatlichung im Jahr 1948, wichtige Bestandteile des schulischen Angebots. Rumänisch wurde nach 1894 gemäß der staatlichen Curricula unterrichtet, zum Teil auch die Fächer Religion, Grammatik, Geografie und Geschichte. Deutsch wurde in den 4 Grundklassen und in den 5 Gymnasialklassen 6 Stunden pro Woche unterrichtet, wobei die Fremdsprachenprüfungen in der Schule abgelegt wurden.
Hervorragende Ausstattungen, gesonderte Klassenräume für Zeichnen, Musik, Physik und durch ausländische und rumänische Behörden vollständig qualifiziertes Lehrpersonal führten dazu, den Schulen dieser auch als „Englische Fräulein“ bekannte Kongregation (heute Congregatio Jesu) einen festen Platz in der rumänischen Gesellschaft zu sichern. Weitere Schulen dieser Kongregation wurden schon Ende des 19. Jh. in Turn-Severin, Craiova und Brăila eröffnet.
Persönlichkeiten wie Schwester Amalie d’Engel, Barbara Wurdinger und die promovierte Chemikerin Schwester Cordelia Consolata Bachmayer prägten das Schulbild und führten dazu, dass viele Kinder des zum Teil ausländischen Bürgertums von den „deutschen Schwestern“ ausgebildet wurden. Mit der Verstaatlichung aller konfessionellen Schulen durch die kommunistische Regierung im August 1948 fand die erfolgreiche Schultradition ihr Ende. 210 der deutschen sowie deutschstämmigen Schwestern wählten das Exil und kamen im Januar 1949 in Rom, im Mutterhaus des Ordens, an.
Das Gebäude wurde im Rahmen der Wiedergutmachung für die Enteignung restituiert und anschließend von der Universität Bukarest 2021 gekauft.
Quellen:
Daniela Mare CJ, „O școală la răscrucea istoriei: PITAR MOȘ 1856-1948“, 2016
Dieser Text entstand im Rahmen des Hospitationsprogramms des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bukarest.
Autor: Daniel Banner