Interviews mit Frauen aus der Gamingindustrie
Interview mit Stina Flodström: "Folgt eurer Leidenschaft und macht, was euch interessiert!"
Art Director. Environmental Artist. Spielentwicklerin. Mit über 8 Jahren Erfahrung in AAA-Spielen, VR- und ML-Simulationen ist Stina Flodström ein Modell für die aktuelle Generation, das eine weibliche Dominanz in der Spieleindustrie fördert. Mit einem Hintergrund in Illustration und Zeichnen, 3D Education, viel Ehrgeiz und Entschlossenheit, arbeitete Stina sowohl als Lead Environment Artist im Rahmen des VR Experience Mars2030-Projekts, das in Zusammenarbeit mit der NASA und dem MIT's Space Systems Laboratory entwickelt wurde und als auch für das Videospiel Vampire: The Masquerade-Bloodhunt, veröffentlicht im Jahr 2022.
Liebe Stina Flodström, können Sie uns etwas über sich erzählen? Was ist Ihr Hintergrund? Was sind Ihre Hobbies?
Ich war lange darauf fokussiert, Illustratorin zu sein und habe meine Zeit größtenteils mit Malen und Zeichnen verbracht. Ich habe auch schon immer Spiele gespielt und liebte das Arbeiten mit Computern. Als ich mich also für 3D Education für Spiele entschied war das die perfekte Kombination meiner Interessen. Jetzt arbeite ich mit 3D und Zeichnen ist mein Hobby. Aktuell experimentiere ich mit abstrakten Wachsmalstiftzeichnungen auf großem Papier aber nebenbei habe ich auch andere Projekte am Laufen, zum Beispiel Nähen, Keramik, Muster mit Linoldruck und ab und zu Holzarbeiten.
Ich bin aus Nordschweden, bin gerne im Wald und mag alle Arten von Wintersport,von Skilanglauf bis Snowboarding.
Warum haben Sie sich für die Gamingindustrie entschieden?
Ich bin der Meinung, dass Spielentwicklung die perfekte Mischung von Kunst und Technik ist. Es fordert sowohl meine künstlerische, als auch meine logische Seite heraus und ich darf mit sehr schlauen Menschen zusammenarbeiten.
Hatten Sie eine Mentorin oder jemand anderen, der Sie inspiriert hat?
Aufgrund der Geschlechterteilung in der Branche hatte ich leider keine Frauen in einer Position über mir. Ich werde aber meinen ehemaligen Art Director, David Flamburis, erwähnen. Wir haben zusammen an einem VR Projekt in Kooperation mit der NASA gearbeitet. Er könnte mit seiner Leidenschaft 10 Räume füllen und gibt immer alles, obwohl er schon lange dabei ist. Sein Enthusiasmus springt auf das Team über und er hält sich nicht zurück, andere Künstler hervorzuheben. Es war ein Remote-Projekt und ich denke, es ist umso wichtiger, sich gegenseitig Kraft zu geben, wenn man getrennt voneinander arbeitet.
Sie sind Art Director, Environmental Artist und Spielentwicklerin. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Zurzeit stehen wir am Anfang eines neuen Projekts und als Art Director ist es meine Aufgabe, Merkmale für die neue Welt, die wir erschaffen, zusammenzustellen. Alles in kleinere Teile teilen und viel über den Ton, den das Spiel haben soll, nachdenken und was da hineinpasst und was nicht. Weil wir eine kleine Firma sind, arbeite ich auch mehr als environment artist, also mache die Objekte, die um den geplanten Spieler sind, egal ob es sich um eine Stadt oder einen Dschungel handelt. Heutzutage arbeite ich meistens mit einer prozedural generierten Umwelt, die auf den Vorstellungen der Designer basiert.
Welche Art von Spielen mögen Sie? Haben Sie ein Lieblingsspiel?
Ich spiele überwiegend Strategiespiele und jede Art von Puzzlespiel. Ein alter Favorit von mir ist "Heroes of Might and Magic III" und ein neues, welches ich sehr liebe wäre "Inside". Es ist wunderschön, komisch, mysteriös und atmospherisch. Mit seiner Einfachheit ist es ein Meisterwerk, finde ich!
Können Sie sich mit einem weiblichen Spielcharakter identifizieren? Wenn ja, mit welchem?
Das Spiel Celeste ist ein schwieriges "platform game" mit einer weiblichen Protagonistin, man stirbt die ganze Zeit. Die Charakterentwicklung ist interessant, aber der größte Punkt für mich ist, dass das Spiel nicht so übertreibt, wenn man stirbt. Stattdessen ermutigt es einen, es nochmal zu versuchen, und nochmal und nochmal. Bis man bei jedem kleinen Sprung so gut geworden ist, dass man auch die schwierigsten Abschnitte schafft und man sich sehr euphorisch fühlt.
Was möchten Sie der neuen Generation von Frauen in der Gamingindustrie sagen? Gibt es etwas, dass Sie jungen Mädchen, die eine Karriere in der Branche beginnen wollen, mitgeben wollen?
Ich würde sagen, folgt eurer Leidenschaft und macht, was euch interessiert. Macht euch nicht zu große Gedanken über das, was Leute euch sagen, was ihr machen solltet. Wenn ihr macht, was euch interessiert, werdet ihr sehr gut werden und andere Leute werden sehen, dass es euch wichtig ist. Ihr müsst nicht alles von Anfang an wissen, fangt einfach an und dann werdet ihr lernen und das mit der Welt teilen. Wenn jemand euch aufhalten will, geht in die andere Richtung und auf Menschen zu, die euch, und was ihr macht, schätzen. Und davon gibt es eine ganze Menge!