Irena Samide empfiehlt
Annette, ein Heldinnenepos
Die heute 96-jährige Anne Beaumanoir, die der Autorin als Modell für die Heldin Annette diente, stand immer auf der Seite der Unterdrückten – auch wenn sie im Nachhinein öfters enttäuscht war. Während sie bereits mit 17 Jahren Mitglied der kommunistischen Résistance wurde und gegen Nazis kämpfte, unterstützte sie später die algerische Unabhängigkeitsbewegung, weswegen sie die französischen Behörden 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilten. Sie floh nach Tunis, arbeitete dort als Neurologin und floh nach dem Militärputsch 1965 wieder nach Europa zurück, wo sie, während sie auf eine Amnestie in Frankreich lange Jahre warten musste, ihr neues Zuhause in der Schweiz fand.
Statt dieses faszinierende Leben, das hier nur skizzenhaft umrissen werden kann, in die Form eines klassischen biografischen Romans zu kleiden, wählte Anne Weber den hohen Ton des Epos. Der beeindruckende, rasante, fließend-poetische Rhythmus in freien Versen entpuppt sich jedoch bald als moderner, lesefreundlicher Text, reich an (oft witzigen) Assoziationen, kühnen Metaphern, mythologischen Verweisen und aktuellen Bezügen. Verschiedene Rede- und Erzählformen greifen nahtlos ineinander über, was für Spannung und Dynamik sorgt. Atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes. Absolut empfehlenswert.
Matthes & Seitz Berlin
Anne Weber
Annette, ein Heldinnenepos
Matthes & Seitz, Berlin, 2020
ISBN: 978-3-95757-845-7
208 Seiten
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Rezensionen in den deutschen Medien:
Süddeutsche.de
Zeit.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Perlentaucher
Literaturkritik