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Rückblick 2021
Das Jahr 2021 bei Goethe

#2021
© Goethe-Institut e. V.

Trotz der pandemischen Bedingungen, die auch das Jahr 2021 mit Einschränkungen und Schwierigkeiten prägten, blicken wir auf die wichtigsten Veranstaltungen und Projekte zurück, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnern verwirklichen konnten. Erinnern Sie sich mit uns an die Schwerpunkte, durch die wir die Kultur und die deutsche Sprache erlebt haben.
 

Von Goethe-Institut Bulgarien

Nach dem dramatischen Jahr 2020 sind wir mit großem Enthusiasmus in das Jahr 2021 gestartet und mit der Hoffnung, dass alles wieder "normal" wird. Doch im Januar und Februar ging es gerade so weiter und unser "normales" Kulturjahr begann erst im März, als die erste Präsenzveranstaltung im Hause stattfand: die Ausstellung "Surely It's Just the Wind" in Zusammenarbeit mit Swimming Pool Sofia und der Kuratorin Viktoria Draganova, die eine Auswahl von Arbeiten junger Künstler*innen aus der Städelschule  in Frankfurt am Main präsentierte.

In der Galerie des Goethe-Instituts folgten nach dem mehrfach abgesagten und lang ersehnten Start Ausstellungen der inzwischen traditionellen Formate "Art Start: Young Artists to Watch" und "1+1: Art Scene Germany" sowie neue Einzel- und Gruppenprojekte. Künstler wie Albena Baeva, Kalas Liebfried, Veneta Androva und Peter Odinzov, Boryana Rossa, Studio Vox Populi, Nevena Ekimova und Slavs and Tatars gaben unserem Galerieprogramm 2021 einen stark sozial engagierten Charakter. Zu den zentralen Themen gehörten: Künstliche Intelligenz, geschlechtliche und sexuelle Diskriminierung, Feminismus, Natur und Ökologie, Alter und Erinnerung. Das Verhältnis von Kunst und Politik war bereits 2020 mit dem gleichnamigen Projekt ein Schwerpunkt, den wir mit der Herausgabe der Zeitung Pleasure & Pressure fortgesetzt haben. Dies war eine Zeitung und „eine Art Ausstellung“ mit Texten von 14 jungen und etablierten Künstler*innen und Kurator*innen unter der Leitung und Mitarbeit von Lachezar Boyadzhiev und Stefka Tsaneva.

Das Thema "Kunst und Politik" wurde im Mai schmerzlich aktuell, als Unbekannte eine Installation von Stanislav Belovsky (Produktion Fine Acts) vandalisiert haben. Nur wenige Tage nach der Präsentation im Innenhof des Goethe-Instituts wurde das Werk, das sich mit der Flüchtlingskrise auseinandersetzt, mit rechtsextremen nationalistischen Symbolen beschmiert. Wir haben uns dafür entschieden, die Geschichte dieses Werks nicht auszulöschen. Stattdessen hat  der Künstler es selbst übermalt und Hass durch Liebe  ersetzt. Leider haben Rechtsextreme in der Öffentlichkeit nach wie vor eine starke Stimme, wie weitere traurige Ereignisse im Laufe des Jahres in unmittelbarer Nähe des Goethe-Instituts zeigten. So wurde das Gemeinschaftszentrum Rainbow Hub von einer nationalistischen Organisation angegriffen und verwüstet. Wir bekräftigen unsere entschiedene Haltung gegen jeden Angriff auf Freiheit und demokratische Werte und bekunden unser Mitgefühl mit der LGBT-Gemeinschaft und allen Opfern von Hass.
 

  • Trust territories © Iliyan Ruzhin

  • Boryana Rossa © Iliyan Ruzhin

  • Boryana Rossa © Iliyan Ruzhin

  • Tempus Fugit © Iliyan Ruzhin

  • Media Incubator 2021 © Nevena Rikova

  • Becoming a Figure © Iliyan Ruzhin

  • Media Incubator 2021 © Nevena Rikova

  • Kunstvermittlung 2021 © Iliyan Ruzhin

  • Moving Bodies, Moving Images © Iliyan Ruzhin

  • Stella Geppert 2021 © Iliyan Ruzhin

  • Moving Bodies, Moving Images © Iliyan Ruzhin

  • EthicAI=FORUM © Tilmann Rödiger

  • EthicAI=FORUM © Tilmann Rödiger

  • Letopis 2021 © Rayna Teneva

  • Kunstvermittlung 2021 © Iliyan Ruzhin

  • Saurus and Tin Man 2021 © Iliyan Ruzhin



Wie sich Vorurteile und Diskriminierung überwinden lassen, stand auch im Mittelpunkt des Projektes Media Incubator, einer Fortbildung für Journalist*innen und Dokumentarfilmemacher*innen, die in diesem Jahr zum zweiten Mal stattgefunden hat. Den viertägigen Workshop zum Thema „Antiziganismus in audiovisuellen Medien“ hat das Goethe-Institut Bulgarien in enger Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg organisiert. Die Vorträge, Diskussionen und Filmvorführungen haben  die Teilnehmer inspiriert, eigene Projekte unter dem Titel „How to Overcome Labels“ zu entwickeln. Fünf dieser Projekte - Podcasts, interaktive Kunstinstallationen, Workshops und audiovisuelle Shows - werden mit finanzieller Unterstützung des Instituts produziert und im nächsten Jahr veröffentlicht.

„Unter einem Himmel“ war eine andere Filmreihe zum Thema Antiziganismus, bei der nicht die übliche "Zigeuner"- Folklore à la Kusturica zu sehen war, sondern sie veranschaulichte auf eindrückliche Weise das Leid, das den Menschen durch die Etikettierung zugefügt wurde und immer noch wird. Sie lief im Rahmen des ersten Internationalen Rhodopen-Dokumentarfilmfestivals (RIFE) in Smolyan, das das Goethe-Institut mitorganisiert hat, um Kulturangebote auch in ländliche Gebieten zu tragen. Zur ersten Ausgabe von RIFE war Andres Veiel, einer der wichtigsten deutschen Dokumentarfilmemacher, eigens in die Rhodopen gereist, um dort eine Masterclass für Filmstudierende aus Bulgarien, Griechenland und der Türkei zu geben. Im Rahmen des Sofia International Filmfests ist er mit einer Retrospektive erstmals dem bulgarischen Publikum vorgestellt worden und hat mit ihm über den Künstler Joseph Beuys und über ökologische Fragen diskutiert.

A propos Beuys: Sein 100. Geburtstag ist vom Goethe-Institut Bulgarien nicht etwa übergangen worden. Lachezar Boyadzhiev hat auf Einladung des Goethe-Instituts einen Podcast "Oubliez Beuys! Не забудьте Joseph-a!" produziert, der ein kleiner Vorgeschmack ist auf die Ausstellung, die wir im Februar in der Nationalgalerie eröffnen werden. Schließlich werden Beuys und die Fragen, die er gestellt hat, auch an seinem 101. Geburtstag immer noch aktuell sein.

2021 war für uns trotz Corona ein sehr aktives Jahr, in dem wir eine Reihe regionaler Online-Projekte gemeinsam mit Partnern in Südosteuropa durchgeführt haben. Dazu gehörte die Schreibwerkstatt "New Stages South East" für Bühnenautor*innen und Theaterschaffende aus verschiedenen Ländern Südosteuropas. Ziel des Projektes ist es, das Publikum – und die Theaterleiter – für zeitgenössische Stücke aus den beteiligten Ländern zu interessieren. New Stages South East wird im nächsten Jahr fortgesetzt, und dann hoffentlich ganz analog.

EthicAI=Labs war ein Projekt, das Fachleute – IT-Experten, Künstler und Geisteswissenschaftler -  aus verschiedenen Ländern Südosteuropas eingeladen hat, über ethische Fragen nachzudenken, die die Entwicklung Künstlicher Intelligenz aufwirft. Nach einer offenen Ausschreibung wurden 18 Teilnehmer*innen aus sechs  Ländern der Region ausgewählt, die im Laufe des Jahres in Dreiergruppen über die Auswirkungen von Algorithmen auf unser Leben geforscht haben. Die Ergebnisse werden wir in einer Publikation im nächsten Jahr vorstellen.

Ein anderer Brennpunkt, mit dem wir uns intensiv beschäftigt haben, ist das Altern. Vor dem Hintergrund des steigenden Bevölkerungsanteils von Menschen über 60, die in unseren auf Profitmaximierung ausgerichteten Leistungs- und Konsumgesellschaften keinen Platz haben, zeigt sich die Notwendigkeit, die Vorstellungen über "das Alter" zu überdenken. Dazu haben wir gemeinsam mit unseren Partnern, dem Institut Français, Boyan Manchev, Ani Vaseva und Mira Todorova, das Projekt "Tempus Fugit" veranstaltet, das den Denkhorizont in philosophischer und künstlerischer Weise erweitert hat.
 
Die Bedeutung des Dialogs zwischen unterschiedlichen Altersgruppen ist für das gesellschaftliche Zusammenleben von großer Bedeutung. Dafür bietet die Kunst vielfältige Anknüpfungspunkte und Museen sind der ideale Treffpunkt für diesen Dialog zwischen den Generationen. Im länderübergreifenden Austausch mit zehn Museen in Griechenland, der Türkei, Bulgarien, Albanien und Deutschland entwickelt das Goethe-Institut Methoden für intergenerative Bildungsarbeit in Museen. Auf nationaler Ebene hat das Goethe-Institut Bulgarien gemeinsam mit dem Experten Todor Petev ein Fortbildungsprogramm unter dem Titel "Das Museum, ein Ort der Begegnun" entwickelt. An den drei Workshops haben Museumsmitarbeiter*innen aus ganz Bulgarien teilgenommen. Auch dieses Projekt werden wir im nächsten Jahr fortsetzen.

Außerdem gab es eine Videokunstwoche mit Künstler*innen aus Deutschland und Bulgarien, einen Residenzaustausch mit der Akademie Schloss Solitude, die Podcast-Serie "Auf gleicher Welle" und, nicht zuletzt, die Eröffnung des neuen Kulturzentrums Toplocentrala mit der legendären Tanzperformance "Allee der Kosmonauten" der deutschen Tanzkompanie Sasha Waltz & Guests. Im nächsten Jahr wird Sasha Waltz mit ihrer neuesten Produktion "In C"in Sofia zu sehen sein.


Wir beenden das Jahr hoffnungsvoll und optimistisch. Wir werden nicht nur viele unserer laufenden Projekte fortsetzen, sondern mit unseren Partnern gemeinsam auch neue Initiativen starten. Einen Ort dafür gibt es in unseren renovierten Räumlichkeiten.

Ein offener Raum für Kunst und Diskussion ist unsere neu gestaltete Bibliothek. Die Vielfalt auf dem Buchmarkt gibt es nur solange kleine und unabhängige Verlage überleben können. Für sie veranstalten wir Fortbildungsseminare zum Beispiel zum Thema Bücher-Podcasts. Mit den "Philosophischen Abenden" hat die Bibliothek eine neue Veranstaltungsreihe gestartet. In regelmäßigen Abständen treffen sich Interessierte in informellem Rahmen und diskutieren über aktuelle Themen, philosophische Neuerscheinungen oder auch Klassiker.
 
  • Remote Schools 2021 © Raycho Stanev

  • Remote Schools 2021 © Илиян Ружин

  • Remote Schools 2021 © Iliyan Ruzhin

  • Sommercamp 2021 © Rayna Teneva

  • Sankt Martinstag 2021 © Rayna Teneva



Auch der Bereich Sprachkurse und Prüfungen stand im zweiten von der Pandemie geprägten Jahr vor großen Herausforderungen. Ab dem Herbstsemester haben wir - neben den Online- und Blended Learning-Kursen - die klassischen Präsenzkurse im Online-Live-Format angeboten. Dieses Format ermöglicht die Teilnahme an einem Sprachkurs mit 100% synchronem Unterricht in der Gruppe unter kontinuierlicher Begleitung durch eine Lehrperson.

Die Prüfungen in Sofia und zum ersten Mal dieses Jahr auch in Plovdiv haben in Übereinstimmung mit allen Verordnungen des Gesundheitsministeriums stattgefunden: 3123 Prüfungsteilnehmer*innen, von denen ein Großteil mit Erfolg ein Goethe-Zertifikat erhalten hat.

Im Sommer konnten sich viele glückliche Kinder im Gebäude und im Hof des Instituts versammeln. Während unserer Sommercamps haben die Kinder spielend und erforschend ihre erste Begegnung mit der deutschen Sprache gehabt und neue Freundschaften geschlossen. Und im November haben sie zum ersten Mal in Bulgarien an einem Laternenumzug zum Sankt Martinstag teilgenommen, in Deutschland eine althergebrachte Tradition.

Zum Jahresausklang als Dankeschön an alle großen und kleinen Kurs- und Prüfungsteilnehmer*innen veranstalten wir zwei Online-Konzerte, eins mit den Muckemachern und das andere mit der Munich Supercrew.

HIER finden Sie aktuelle und vollständige Informationen über das Programm für das Frühjahrssemester 2022. 

Die Corona-Krise und die damit verbundenen Schulschließungen und das sogenannte "Home-Schooling" stellt nicht nur Lehrer*innen und Schüler*innen vor besondere Herausforderungen, sondern auch die Schulleitungen und Bildungsbehörden. Erfolgreiches Lernen und Lehren auf Distanz erfordert ein funktionierendes Zusammenspiel von Organisation, Mensch und Technik. Schüler*innen und Eltern brauchen Strukturen für den Unterricht zu Hause, und digitale Lösungen sind nötig, um Lerninhalte und Übungen zu Hause verfügbar zu machen und das Lernen auf Distanz zu ermöglichen. Das Projekt "Remote Schools" des Goethe-Instituts hatte das Ziel, Schulleiter*innen und Deutschlehrkräfte an Schulen in Südosteuropa zu vernetzen und Modelle für zielorientiertes und motivierendes Deutschlehren im Remote-Modus zu erproben. Konzepte und Materialien zum Home-Schooling, selbstständiges E-Learning und digitale Kommunikationsformen mit Schülern und Eltern werden auch nach der Corona-Krise wichtig bleiben. Auf der Abschluss‑Konferenz "Remote Schools – Perspektiven für das Lehren und Lernen nach der Pandemie" wurden deshalb Impulse und Ideen für den schulischen Distanz- und Hybridunterricht gegeben.

Ein weiterer Schwerpunkt der Bildungskooperation Deutsch ist die Arbeit mit jungen Deutschlernenden. Ein wichtiges Thema ist der Umweltschutz und der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Während der Wasserkrise in Bulgarien Anfang 2020 stellten wir den Schüler*innen der PASCH-Schulen in Sofia und Russe die Frage, was Wasser für sie bedeutet. Das Ergebnis war ein Kalender mit Texten und Grafiken der Schüler*innen und umfangreiches Unterrichtsmaterial rund um die Ressource Wasser. Das Projekt wurde 2021 mit einem dreitägigen Film-Workshop für Schüler*innen fortgesetzt. Unter der Leitung von glocalfilms haben die Schüler*innen zwei Kurzfilme zum Thema Wasser und Wasserverschmutzung gedreht.

Ein anderes wichtiges Anliegen in der Zusammenarbeit mit Schulen ist die Förderung der Medien- und Informationskompetenz von Schüler*innen. Im Rahmen des Projekts Clickformation hat das Goethe-Institut Bulgarien in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern Schüler-Workshops durchgeführt zu Themen wie Mobbing, Hate Speech und Trolls in den Social Media, Fake News und Medienmanipulation, Datenschutz und IT-Sicherheit, Informationen im Internet, Plagiate, Glaubwürdigkeit von Online-Quellen etc..

Viele dieser Themen werden uns auch weiterhin beschäftigen. Wir erwarten nicht, dass 2022 die "Normalität" wieder einkehrt. Kritik, Kreativität und Kooperation sind gerade in solchen Zeiten die wichtigsten Ressourcen. In diesem Sinne freuen wir uns auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern, Freunden und Besuchern.

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